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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

DOI Artikel:
Geschichte des ehemaligen Franziskanerinnenklosters zu Unlingen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0036

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28

meinde mit Fleiß uachznkommen. Beide
Teile zeigten ein Entgegenkommen.
Anch mit den einzelnen Bürgern
suchte das Kloster stets im Frieden zn
leben nnd nmgekehrt. Gab es Mißver-
ständnisse in Markn n g Sgrenzen, so
machte man die Sache in Güte ans,
wollte keinen besonderen Untergang vor
Gericht, sondern maß in Gegenwart beider-
seitiger Beistände mit einem langen Seil
die Zieler ab; erst wenn auf dies hin
ein Teil sich beschweren sollte, mußte ein
eigener Untergang auf dessen Kosten aus-
geführt werden. So beschloß man in
einem bestimmten Fall im Jahr 1689.
Stets war das Kloster bereit, in der Not
ansznhelfen. Hatte einer Geld nötig, so
wurde ihm gegen sicheres Unterpfand und
üblichen Zins zu jeder Zeit geliehen. Be-
weis sind die zahlreichen Pfandbriefe
von 1684 ff. Es ist ein Verzeichnis der
vom Kloster ausgeliehenen Kapi-
talien und der dafür versetzten Güter
ans dem Jahr 1696 vorhanden. Die
Summe dieser Kapitalien betrug damals
3265 sl. und der versetzten Güter ca. 35
Jauchert Aecker. Ans jedem Janchert er-
hielten sie vier Viertel Besen nnd drei
Viertel Haber (Pfandbuck von 1681 ff.).
Die Summe der von 1664—1694 meist
zu fünf Prozent hingeliehenen Kapitalien
betrug über 6000 fl.; die einzelnen Kapi-
talien betrugen in etwa 15 Fällen 100
oder mehr Gulden, das niederste 10, das
höchste 700 sl., welches der Gemeinde
Unlingcn geliehen wurde (1681); zwei
Jahre darauf kamen weitere 300 fl. hinzu ;
lauge Zeit war die Gemeinde Schuldnerin
des Klosters. Auch auswärtigen Gemeinden
wurden kleinere Summen geliehen (Alt-
Heim, Hailtinge»), ebenso auswärtigen
Bürgern. Bei Einziehung des Zinses
wurde auf die Verhältnisse der Schuldner
hie und da Rücksicht genommen. So nahm
die Vorsteherin im Jahr 1692, welches
ein recht herbes Jahr war, von der Ge-
meinde und sämtlichen Unlincer Bürgern
nur den halben Zins.
Nie hörte mau damals auch nur die
geringste Klage von Kloster!eilten
und Inhabern von Klostergütern über
Bedrückung oder Ungerechtigkeit. Auch hier
wurde schlechten Zeilen Rechnung ge-
tragen. 1679 bat Thomas Stein-

et) s e n, Inhaber des Hofes zu Brau n e n -
weiler, um Nachlassung eines Teils der
jährlichen Gült für das Jahr 1680,
weil er wegen der Kriegszeiten nicht im
stände sei, die ganze Gült zu entrichten.
Diese betrug ans dem 45°/i Janchert
Aecker und 10 Mannsmahd Wiesen um-
fassenden Hof 17 Malter, 6 Viertel nnd
2 Jme Früchte, 5 fl. 8 kr. Haus- und
Heuzins, 12 Pfund geschwungenes Werg,
6 Hühner und ein Viertel Eier. Mau
kam miteinander überein, daß genannter
Inhaber von jedem Janchert Vesen zehn
Viertel, Roggen sechs Viertel, Haber sechs
Viertel, Gerste fünf Viertel, Erbsen fünf
Viertel, den gewöhnlichen Haus-und Heu-
zins, zwölf Pfund Wachs, Hühner und
Eier zu liefern habe. Der Hof, eine
Stiftung der Truchsessen, wurde von der
Herrschaft verliehen, aber aller Nutzen,
auch der Ehrschatz, gehörte dem Kloster.
Die Mutter und ihre geistlichen
Kinder.
Es erübrigt noch, der Vorsteherin und
ihren untergebenen Schwester» einige Auf-
merksamkeit zu sckenken. Ans dem bisher
Gesagten geht schon zur Genüge hervor,
wie treu die Mutter für das zeitliche
Wohl des Klosters besorgt war. Die
Erhaltung des rechtmäßig erworbenen
Eigentums lag ihr sehr am Herzen. In
verschiedenen Büchern war alles zwei- und
dreimal aufnotiert; wiederholt verwies sie
ihre Mitschwestern darauf. Sie selbst
verfaßte das kleine Urbnch, worin
alle dem Kloster gehörenden Güter und
Zinse verzeichnet sind (1685); die Ori-
ginalurkunden und Zinsbriefe waren ihre
Quellen. Sie bemerkt, was die Schwestern
darin lesen, darauf dürfen sie kecklich
gehen, sie habe es ihnen zu einer Nach-
richt geschrieben nnd hinterlasse». Das
Buch enthält auch noch manch' interessante
Mitteilungen über ihre Negierungstäligkeit,
zum Teil mit roter Tinte geschrieben.
Wiederholt knüpfte sie Mahnungen au
ihre Notizen an, namentlich die schon be-
kannte, die Schwestern sollen sich ja nie
in überflüssige Freundschaft mit der welt-
lichen Herrschaft, die ihnen nichts zu ge-
bieten habe, eiulassen. Dabei stützt sie
sich immer ans ihr gutes Recht. „Herzliebe
Schwester», herzliebe Schwestern," schreibt
 
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