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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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Neher, Alfons: Gegenreformation in der Propstei Ellwangen, [2]
DOI Artikel:
Finkbeiner, ...: Aus der Pfarreigeschichte von Wurzach, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0051

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43

Aber bald änderte sich die Sachlage für
die Patres. Graf Hohenlohe, der treue
Anhänger der Schweden, bekam die Stadt
Ellwangen mit allen Gütern, Rechten und
Abgaben. Dieser kam am 3. Juni 1633
nach Ellwangen, um von dem Präfekten
des Propstes, von seinen Räten und vom
Volk sich schwören zu lassen. Drei Tage
darauf waren mit dem Präfekten und den
Räten auch die Jesuiten bei ihm zu Tisch
geladen. Aber sofort waren sie sich be-
wußt, daß sie nur zur Quälerei, nicht der
Ehre halber geladen seien, nicht zum
Spreche», sondern nur zum Znhören.
Und wirklich, es kam so; sie mußten über
Tisch die Neckereien und hochmütigen
Reden des Grafen selbst verspüren. Zwei
Tage darauf waren auch die Stadt- und
Landkleriker geladen. Alle versprachen die
Treue, aber keiner schwur. Die. Land-
Pfarrer durften ans ihre Pfarreien zurück.
Von den Kanonikern des hl. Vitus wurden
alle bis auf vier entlassen, und auch diese
erhielten nur bittweise ihre» Lebensunter-
halt, obwohl die kirchlichen Einkünfte sonst
reichlich vorhanden waren.
Die Jesuiten, denen die Hofburg jetzt
verschlossen war, mußten deshalb in einem
anderen Haus wohnen, und zwar bei einem
Rai des Propstes Namens Arnold Wol-
fenins, einem sehr angesehenen und mit
den Patres befreundeten Man». Der Graf
ließ nun den Jesuiten melden, Ell-
wangen bedüife ihrer nicht, „innerhalb drei
Tag hätten sie Stadt und Land zu verlassen,
widrigenfalls Gewalt angewendet würde".
Den Gehenden werde militärischer Schutz
und Lebensmittel mitgegeben ; auch dürften
sie mitnehmen, was ihren gehöre, nicht
aber die Bücher, da diese nicht ihnen,
sondern dem Dillinger Kolleg gehörten.
Der Name dieses Kollegs war nämlich
darin eingetragen. Vergebens waren alle
Bitten, daß sie doch bleiben dürften,
mochten diese auch von den angesehensten
Männern ausgehen. Als sie nun am
13. Juli gehen mußten zur Trauer aller,
war Dillingen ihr Reiseziel. Doch war
ihr Reisen durch die nmherstreifenden
Soldaten öfter aufgehalten. Zuerst be-
hielt sie ein Landpfarrer, nicht unfern der
Stadt, bei sich im Haus acht Tage lang,
bis die Wege sicherer waren. Sie gingen
weiter, um nicht lästig zu fallen, da traf,

sie ein schwedischer Reiter auf einem Gut
des Propsts, wo sie ebenfalls acht Tage
sich aufhielten. Diesem mußten sie gegen
einen großen Teil ihrer Lebensmittel ihre
Freiheit abkanfen. Sie gingen weiter,
nachdem sie die Kleider gewechselt, und
langten zur Nachtzeit in Gmünd an.
Hier blieben sie fünf Monate wegen der
schon bekannten Kriegsnöten, um dann aber,
weil des älteren Paters Gesundheit es
nicht znließ, vor dem 6. Dezember nach
Dillingen abzureisen. In Gmünd wurden
sie von der Stadt wie auch von Domi-
nikanern und Franziskanern wohlwollend
ausgenommen. Im Dillinger Kolleg wurden
sie freudigst bewillommt. In Dillingen,
das ebenfalls von den Schweden besetzt
war, blieben sie drei Jahre, wo sie als-
dann nach Ellwangen zurückkehtten, als
dort die kaiholische Sache frisch aufznleben
begann. Damit hat die eigentliche Gegen-
reformation ihren Abschluß gefunden. Die
vorstehenden Daten, die Braunsbergers
»acta et epmtolae Lanisü« und der
iünfbändiaen »blistoria Loeietatis sesu
6erlnaniae superioris« von Agricola,
Flotto und Kropf entnommen sind, dürften
vielleicht zu einer vollständige» Biographie
des ehuvürdigen Jeningen gehören, die, so-
viel wir hören, von mehreren Seiten in An-
griff genommen nnrd. Dem letzten Band
genannter »Ichmtoria« sind von Weitenauer
noch etliche Kapitel beigefügt, die über die
»oriAO lVlarianae keckes in IVlonte Venusto
ach dchvacum« referieren. Letzterer zittert
dabei Gumpenbcrger. Genannte und ähn-
liche Geschichtswerke befinde» sich alle aus
der KreiSbibliothek zu Dillingen, was den
Interessenten hiemit mitgeteilt sei.
WuF der Vfarreigeschichte dun
Wurzach.
Non Kreuzkaplan Finkbeiner daselbst.
I. Der Gottesberg bei Wurzach
(Fortsetzung.)
b) Aufnahmebedingungen der
Gottesberger Brüder.
Sollte ein neues Mitglied in die
Brüderversammlung a u f g e n o m m e n
werden, so hatte der Ordenskandidat zu-
erst ein Jahr „Probierzeit", also ein
einjähriges Noviziat, durchzumachen. War
diese Zeit günstig abgelanfen, so mußte
 
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