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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

DOI Artikel:
Die Weissenauer hl. Blutprozessionen nach St. Christina und Manzell
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0073

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Grymi für Geschichte, AltertuiiiDlliide,
Lunst und Rultur der Diözese Gottenburrk und der angrenzenden Gebiete.
Hei'cmsgegcben und redigiert von Amtsrichter ci. D. Berti in KavcnSburg.
Beiträge, Korrespondenzen rc., Nezens ion s-Eremp lare, Tanschzeilschriften ic. wellen
stets direkt cm Amtsrichter a. D. Be ck in AlavenSbnrg, B e fiel l nng en n„d Reklamationen an
die Expedition des „Deittschen Vvlksblatts" in Stlcttgart, llrbnnstrnße 94, gerichtet werden.

Br. 8.
-lgos.

Erscheint monatlich einmal nnd ist halbjährlich durch die Post zinn Preis von
M. 1.90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen solvie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition um Nt. 2.10 (außerhalb des
deutsch-österr. Postgebietes M. 2.20) zu bezieben; einzelne Nummern 40 Pf. An-
noncen re., welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht zuwiderlansen, werden von
der Expedition entgegengenommen und pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Ps.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte rc. nach Nebereinknnst berechnet.

24.

e- Die Weissenkmer hl. Mntprozes-
sicuien nach Sr. Christi,ia und
Manzell.
Seit undenklichen Zeiten wird im
(früheren) im Jahre 1145 gestiftete»
Prämonstratenserkloster Weissenau
(„Onwe", An, -rugin minor, auch parva,
alba, canciicia) eine Reliquie mit einem
Tropfen vom hl. Blnt Christi anfbewahrt
nnd verehrt, welche von dem erlauchten
Rudolf v. Habsburg, welchen man den
ersten Stifter des Klosters nennt, und
seiner Gemahlin Anna v. Hochberg auf
Bitten des Abtes Heinr. v. Ankenrente
(1279—1284) um das Jahr 1283 dem
Kloster geschenkt wurde (s. Ausführliches
darüber Busl, „Zur Geschichte deS
Klosters nnd der Kirche Weissena», bezw.
Abt Heinrich und die Reliquie vom
hl. Blut" in dieser Zeitschrift I und II
(1883/84) Nr. 6 ff. nnd Nr. 1 ff.). In
Erinnerung an diese Schenkung wurde
im Sommer 1883 das 600jährige Jubi-
läum zu Weissenan feierlich begangen nnd
die alte Wallfahrt wieder anfgefrischt.
Die Reliquie besteht aus mit Erde ver-
mengtem, von Maria Magdalena unter
dem Kreuze gesammeltem Blute. Seit
uralten Zeiten ist sie schon weitbekannt;
so heißt es schon in dem „Lohengrin"
(in der Bearbeitung nach 1356, Ausgabe
von Görres):
„Bi NavenSbnrc ein kloster lit
Onwe nennt man ez

in dem eloster noch dazu blnot
wirt tcgelichen sunden,
durch eine cristalle man ez siht;

vor wem ez sich birget
diu Wahrheit vergiht,
daz der mit tode
im jare Wirt überwunden."
Es scheint also zu damaliger Zeit der
Glaube geherrscht zu haben, daß der-
jenige, dem man das hl. Blnt im Kristalle
gezeigt nnd der es nicht habe sehen können,
im gleichen Jahre noch habe sterben müssen.
Kaiser Rudolf ließ die Reliquie in ein
kostbares Gefäß mit angehängten Ringen
verschließen nnd dem Abte überreichen,
welches aber längst nicht mehr vorhanden
ist. Das heutige in dem prächtigen mar-
mornen Krenzaltar anfbewahrte Gefäß in
Barockform stammt ans dem Jahre 1709.
Es besteht ans einem großen, herz-
förmigen, mit eingeschliffenen Ornamenten
gezierten Kristall, in welchem die Reliquie
des mit Erde vermengten hl. Blutes ein-
gelassen ist; außerdem befinden sich im
oberen Teile Reliquien vom hl. Kreuz,
von der Dornenkrone Christi nnd seitlich
noch etliche andere Reliquien. Um den
Kristall schlingt sich als Fassung goldenes,
mit mehreren Amethisten nnd zwei anderen
Edelsteinen besetztes Nankenwerk; über der
als kleines Herz gebildeten, mit Brillanten
besetzten Stelle, wo das hl. Blnt sich be-
findet, halten Engel eine Krone. Das
Gefäß krönen ein schon stilisiertes Kreuz
und zur Seite die Figürchen von Maria
nnd Johannes; die drei letztgenannten
Stücke sind älter als der Kristall und
dessen Fassung nnd möglicherweise von
einem früheren Gefäß auf das jetzige über-
tragen. Die Umschrift in modernen
lateinischen Minuskeln lautet:
 
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