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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

DOI Artikel:
Finkbeiner, ...: Aus der Pfarreigeschichte von Wurzach, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0118
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rosenkranz ans; nach Erwähnung des
wöchentlichen Almosens an die Spitäler
sagt diese Urkunde:
„Darbey aber sollen dise Spitaler für die
Fraw Stüfftercn zu beten Schuldig sein und
dessen erinnert werden. . . . Die Verrichtung des
Gebets für die Frau Stüffterin ist dergestalten
eingeführet worden, das; und damit man weegcn
flechsigen erfolg dises Gebets versicheret, alle
Spitaler täglich Jeden abendt vor Ave Mariazeit
In der Spital Capell öffentlich einen Nosencranz
beten: vorhero aber mit der gloggen ein Zeichen
des anfangenden Nosencranz zu dem ende machen
sollen, damit man nicht allein wisse undt höre,
daß selbige Ihr Schuldiges gebett verrichte»,
sondern auch andr Leüth, die mit zu bethen Lust
tragen, zugehen mögen, welches nunmehro also
eingeführet undt fleissig gehalten, zumahle» disem
gebett von vilen Burgers Leuth täglich bei) ge-
wöhnet wirbt; dafern aber eine dises wöchent-
liche Allmosen geniessende Persohn solches öffent-
liche gebett ohne erhöbliche Ursach versäumbt, wird
Jhro daß auf selbige Zeit betreffende Allmosen ab-
gezogen, hingegen und denen ybrigen außgetheilet."
Eine weitere Verpflichtung, die dem
Spital obliegt, ist ein Jahrtag für
die Stifter und Wohltäter des
Spitals. Wie es jetzt noch vielfach bei
frommen Stiftungen üblich ist, so wurde
auch bei Gründung des Spitals ein Jahr-
tag bestimmt. Im mehrerwähnten Seelen-
büchlein von 1494 wird Graf Hans von
Sonnenberg als „stifter des spittanls und
JartagS" erwähnt, und zwar wurde
nicht bloß eine einzige heilige Messe jährlich
gelesen, sondern vier, indem in jeder
Quatemberwoche ein sogenannter „spittal-
jartag" begangen wurde. Am Ende des
15. Jahrhunderts (laut Seelenbüchleiu)
hatte bereits ein „Michel kernlin von
wissen" (Wiesen) eine Stiftung gemacht,
der gemäß „alle fronfasten, so man den
spittaljartag begaut, armen lniten brott"
ausgeteilt werden sollte. — Auch die
Gräfin Johanna (1610) erwähnt diesen
Spitaljahrlag als eiwas schon längst Be-
stehendes, indem sie bei ihrer Stiftung nach
der Bitte ums Gebet der Spitaler folgenden
Wunsch ansspricht:
„Fürnemblichen aber Unnßer endtlicher will
und mainung weilen Jerlichen In mehrberiertem
Spittal für die Guettthätter ein Jartag gehalten
würdet, daß wür dabei) auf der Cantzel auch
verkhündt, und beiueben die Zuehörer sonder-
lichen aber die Jenige, so diser Stifstung ein
Genuß tragen, fleißig erJnuert und ermnnet
werden, Unnßer und aller der Jenigen, so von
dem löblichen Grässlichen Stammen, Uunserem
Geschlecht der Grasen, Herrn und Frawen von
Zimbern rc. auß diser weit geschaidcn sepeu, In

Ihrem gebett treulich und Unvergeßenlich ein-
gedeukh zue sein; wie dann auch Jusonderhait
In dergleichen Jnrtngcn deßhalber ein besonder
Collect (Kirchengebet) eingelegt und Unnseret-
wegeu die Lommemoralio gehalten werden soll."
Jetzt wird dieser Jahrlag für die Stifter
und Wohltäter des Spitals in der Stadt-
pfarrkirche mit Seelenamt und Austeilung
von Spendbrot (1 fl.) abgehalten am
17. September.
Die Qnatemberjahrtage bestehen jetzt
nicht mehr: ob dieselben von seiten der
kirchlichen Obrigkeit aufgehoben wurden,
ist ans den Akten nicht mehr ersichtlich,
ist aber bei einer so reichen Stiftung nicht
leicht denkbar. Es ist möglich, daß die
auf der Kreuzkaplanei ruhende heilige Messe
am Blasiustag für „Unbekannt" sowie die
zur Verenakaplanei gehörige, am ersten
Sonntag »ach Ostern zu lesende heilige
Messe für die „Stifter und Wohltäter"
des Spitals an Stelle und zum Ersatz
der Qnatembermessen eingeführt wurden.
Sicher falsch aber ist die Angabe in den
Jahrtagsverzeichnissen, daß genannte Messen
seit „mehr als 250 Jahren" zu den ge-
nannten Stellen gehören, da die beiden
Kaplaneien noch nicht ganz 200 Jahre
existieren. Das berichten freilich alte Ur-
kunden (Rechnungen n. dergl. von 1612
an), daß „zurKirchweyung und Skt. Blasy-
tag in der Spitalkapelle.... allen den-
jenigen, welche dahin eine Stiftung tuhen
oder diese Capelle besuchen, gewisser großer
Ablaß (?) crtheilt und ein A in b t ge-
halten" werde. Daraus mögen die ge-
nannten zwei Jahresmessen abznleiten sein.
Weitere Meßverpflichtungen
bestehen ans neuerer Zeit:
er) Für den Kreuzkaplan seit 1863
je am 5. Februar eine heilige Messe für
die Stifter des ewigen Lichtes: es wurde
nämlich anfangs der sechziger Jahre an-
läßlich der Uebertragung deö Allerheiligsten
in die Spitalkapelle ein Fonds von 600 fl.
hier ersammelt. Doch war schon im An-
fang des 17. Jahrhunderts das Aller-
heiligste bereits in der Spitalkapelle, da
in den Rechnungen von 1613 an wieder-
holt die Rede von einem Tabernakel ist.
Wann und warum das Allerheiligste ans
der Spitalkapelle enifernt wurde, ist nicht
näher bekannt.
b) Der Verenakaplan hat seil 1859,
in welchem Jahre auf Veranlassung deö
 
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