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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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Hetzinger, ...: Zur Geschichte der Pfarrei Weigheim, [1]
DOI Artikel:
Geschichte des ehemaligen Franziskanerinnenklosters zu Unlingen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0143

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135

beim, eine DVstatt im oberen Ort gegen
230 fl. 1565 verkauft Georg Kraule
in Weigheim, Vogt, an Heinrich Vosteler
einen Garten im oberen Dorf um 33 fl.
(Oberamtsbeschr.j. (Forts, folgt.)

8.8. Geschichte veF ehemulüien Fran-
1 iüItni>vriluir>UiIofterst zu Nnlimgen.
(Fortsetzung.),
Aber im Jahr 1732 beabsichtigte
Pfarrer Schlichte die Fruchte von den
ans Kloster verkauften Gütern bei der
nächsten Ernte einzusammeln, ehe der
Kaufpreis zurückgestellt war, worauf sich
die Vorsteherin beim Bischöfl. Ordinariat
beschwerte mit der Bitte, ihr zu ihrem
Recht zu verhelfen. Wirklich wurde
unterm 18. Juni dem Pfarrer unter
schwerer Strafe verboten, das Kloster in
dieser Sache irgendwie zu belästigen, bis das
Kapital vollständig znrückbezahlt sei. Noch
war ein endgültiges Urteil nickt erfolgt, da
verkaufte der Pfarrer anno 1734 die eigent-
lich dem Kloster eigenen Güter an Frau
Eliiabetha Bayzin in Riedlingen
um 8500 fl., also um einen bedeutend
höheren Preis, als das Kloster sie er-
worben halte. Wiederum erwirkten die
Schwestern gegen den Pfarrer ein Dekret,
dessen Termin von zwei Monaten derselbe
verstreichen ließ. Aber schon hatte man
einen neuen Plan erdacht. Am 22. Juli
1734 wurde Kanzleiverwalter Gaißer
von Riedlingen beim Grafen von Dür-
meutiugen (als Territorialherrn) vorstellig,
wie er die ex capite pra^rnatlricae
sairckionls anno 1713 käuflich anS
Gotteshaus gekommenen Güter zu relnieren
gedenke, kam auch bei der hohen Stelle
in Innsbruck ein, wurde jedoch nicht zu-
gelassen. Dennoch wollte er die einzn-
sammelnden Früchte sequestrieren,
was am 23. Juli von Dürmentingen aus
wirklich vollzogen wurde, ohne das Kloster
zu zitieren. Es erschien Kanzleiverwalter
El essin von Dürmentingen in Unlingen
und schickte einen dem Kloster unbekannten
Menschen, von zwei Bauern als Zeugen
begleitet, mit der Meldung, daß er im
Aufträge Sr. Exzellenz die sogenannten
Heiligengüter zu sequestrieren befehle, das
Gotteshaus solle hiezu eine Kommission
abordnen. Das Kloster protestierte hie-
gegen, weil man die Sache in Konstanz

gerichtlich untersuche, von wo aus täglich
eine endgültige Entscheidung erwartet
werde. Dennoch ging man mit der
Sequestration vor und beraubte das Kloster
der Früchte. Das so spoliierte Gottes-
haus setzte nun seine Hoffnung auf die
österreichische Regierung, unter deren Schutz
es stand. Dort glaubte man sich gegen-
über dieser einseitigen Maßregel wirksam
verteidigen zu könne», weshalb man sich
dahin wandte. Ebenso beschloß man die
Abfassung eines Reskripts an Se. Exzellenz
nach Dürmentingen betreffs Rückerstattung
der geraubten Gütererträgnisse (2. Sep-
tember 1734). Weitere Akten fehlen in
Unlingen. Der Streit scheint noch einige
Jahre gedauert zu haben; vielleicht darf
man auch die vielen Verhandlungen der
Gemeinde Unlingen mit Innsbruck in
den Jahren 1734, 1735 und 1736 durch
wiederholte Absendung von Boten dorthin
auf diese Sache beziehen. 1736 verließ
dann auch Pfarrer Schlichte die Pfarrei
Unlingeu und erhielt als Nachfolger
Sigismund Wilhelin Freiherr
v. Stotzin gen (1736 — 1749). Der
Prozeß wurde aber mit dem Resultat be-
endigt, daß die vielumstrittenen Güter
beim Kloster blieben; denn später noch
wurden sie von diesem einzelnen Bürgern
als Lehen gegeben und nach Aufhebung
des Klosters mit den übrigen Besitzungen
von der Gemeinde gekauft.
Bei solchen Kämpfen brachte der Schutz
der österreichischen Negierung dem Kloster
viele Vorteile. Man war darauf bedacht,
hauptsächlich in kritischen Zeiten neue
Schutz- und Schirmbriefe für das
Kloster von dort auszuwirken. Schon am
12. Juni 1706 hatte Kaiser Joseph I.
den Klosterfrauen seinen Schutz aufs neue
zugesagt und alle früheren Privilegien be-
stätigt; das gleiche tat Kaiser Karl VI.
durch einen neuen Brief am 29. Januar
1729 und wiederum im Jahre 1734
(Or. und Kop., G. und Pfr.).
Es ist nicht zu verwundern, wenn den
Schwestern in solchen Verhältnissen die
Abhängigkeit vom Pfarrer in P a st o -
rationssachen allmählich recht schwer-
ste!. Man sann auf Mittel und Wege,
sich nach und nach davon zu befreien.
Ein Anfang war schon die Erbauung der
Grnft in ihrer Kapelle. Dazu hatten
 
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