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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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Beck, Paul A.: Vieh-Besegnungen im Oberamtsbezirk Waldsee
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0182

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174

weiße Lämmer auf dem Grabe der Heiligen zu
sehen, welche selbst ein zartes Lämmlein der
Herde Jesu, eine lautere fleckenlose Unschuld für
Christus geschlachtet ward und mm im himmli-
schen Jerusalem mit den befreiten Scharen der
Jungfrauen dem göttlichen Lamme folgt.
Die deutschen Nitualbücher kennen eine
solche Segnung am Antoninstage n. s. w.
nicht, wohl aber an Tagen anderer Heiligen,
wie des hl. Sebastian, Wendelin, Georg,
Stephanus n. s. w., insbesondere auch der
Hunde (gegen Hundswnt, Wasserscheu), bietet
ja die katholische, überallhin ihre Fürsorge
erstreckende Kirche auch gegen solche Vor-
fälle den Menschen ihre Heilmittel in den
Sakramentalien an, um den Fluch,
welcher auf der Natur liegt, zu heben.
Warum soll also die Kirche solcke Tiere,
welche dem Menschen besonderen Nutzen oer-
schassen, nicht segnen ? Das jetzt nock im Ge-
brauche befindliche Rituale X (Xit. I^ecl.II
Nr. XVI) bezw. Lene-Iictioirale Gon-
stantiense (nenaufgelegt 1856 vom Ver-
lagsmagazin zu Stuttgart, S. 42 f.) enthält
ein Formular der „Lenecirctio ecsrrorum,
borrum, ovirim arrlaliorum animalium,
§reAalimcoIIectoi'um,ink' esko
3. GeorZüi N. uut alteriu3 3rmcti,
ubi coii8uekuäo vi§ek", wobei es sich
um Abwendung teuflischer Einflüsse, Krank-
heiten, Raub, Gefahren, Verletzungen rc.
(„nec norr a malelrciis ek verrelrciis
csrrocurrcsue mo6o factis vel pro-
crrratis etc.") handelt. Das „8ene-
ciictioirnle I^oirlLiiiim" (Regensbnrg, bei
Pustet, 1873, S. 127) enthält ferner ein
Formular für „8ene6ickio /epum" ;
S. 128 eine „öenecirctio ?ecorum et
sumentoruirr" ; S. 128/129 eine „6ene-
äictio sticsuorum et /tnimnlium";
ebendaselbst eine „tZeneciictio/lirimnIiriirr
peste vel rrlio morbo iLlborimtiurn";
S. 130 eine „lZerredictio l?eeorurrr et
Zimenlorurn §rnvi inlrrmitLte vexrr-
torrrm". — Im Gebirge im bayerischen
Algän (z. B. in Hindelang), in Tirol'
Vorarlberg finden neben der Segnung der
Alpen und Weiden solche Segnungen des
Viehs, namentlich vor dem ersten Aus-
trieb, von alters her heute noch ohne allen
Anstand statt (s. einen in den letzten
Jahren im Mainzer „Katholik" erschie-
nenen Aufsatz über „Sitten und Gebräuche
im Algän"). Eine solche Segnung durch
einen Priester ist also, wenn sie sich m den

Schranken des Rituals bewegt, kirchlich
legal und kein — Aberglaube. Es liegt
kein Zwang zu deren Anwendung und
Vornahme vor. Wer auf eine solche
Segnung nichts gibt, soll einfach weg und
ferne bleiben!

Aloinere Mitteilungen.
-ck. Die Franzosen in Hohenzo Ilern,
insbesondere im Franziskanerkloster
Hedingen im Jahre 1796. Das frühere,
in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch
Junker Ziel Folkwin (P 1346) gestiftete, im Jahre
1597 wegen nuklösterlicher Haltung aufgehobene
Dominikanerinnenkloster in dem eine Viertel-
stunde von Sigmaringen entfernten Hedingen
wurde ini Jahre 1624, nachdem es die Kapuziner,
welchen es zuerst angetragen, ausgeschlagen, den
unbeschuhten 9. Franziskanern der bayerischen
Ordensprovinz in Gegenwart des Fürsten Johann
von Hohenzollern-Sigmnringen und seines Bru-
ders, des Kardinals Friedrich von Hohenzollern,
übergeben. Dieselben leisteten in der Nachbar-
schaft in Seelsorge und Beichtstuhl tätige Aus-
hilfe und lebten von Almosen bezw. Terminieren.
Im Jahre 1776 errichteten sie, nachdem sie schon
einige Zeit eine Lateinschule unterhielten, ein
förmliches Gymnasium, in welchem nach damaliger
Schuleinrichtung IKincipia, ruckinrsnta, gnamma-
tica, sz-ntaxis, koesis und Nlietorica gelehrt
wurden. In früheren Jahren wechselte die Zahl
seiner Insassen zwischen 25 und 29 Patres; im
Jahr 1779 war dasselbe mit 19 Patres und 4
Laienbrüdern besetzt; Guardian war damals ein
k. Philomenus. I. I. 1794 zählte es 12 Pat-
res und 6 Brüder; der Guardian hieß ?. Franz
Xaver Walter. Im Jahre 1816 wurde es
gänzlich aufgehoben und im Jahre 1818 aber-
mals zu einem vollständigen, heute noch bestehen-
den Staatsgymnasium eingerichtet. In den letzten
Zeiten seines Bestehens hatte es noch schwere
Drangsale im französischen Revolutionskriege zu
erdulden, obwohl es, als in der Grafschaft Sig-
maringen gelegen, in dem zu Stuttgart abgeschlos-
senen Waffenstillstand der französischen Republik
mit dem schwäbischen Kreis vom 27. Juli be-
griffen war. Am 5. Oktober 1796 zog nämlich
— so nach Joh. Mich. A r m b r u sters heutzutage
vollständig vergriffenen „Sündenregister der Fran-
zosen in Schwaben und Vorderösterreich rc."
(1797) — eins Kolonne des Rhein- und Mosel-
heeres von Sigma rin gendorf her. Der
Zug dauerte die ganze Nacht hindurch bis zum
folgenden Nachmittage. Ein Teil der Infanterie
verließ die Straße, schlug einen Fußweg ein und
kam nach Hedingen. Das erste Geschäft der
Nachkommcnden war, daß sie die beiden Höfe
rein ausplünderten. Vergebens bemühten sich
die Bauern, dies zu hindern. Sie wurden miß-
handelt und alles, was sie von den Räubern
noch erbitten konnten, war die Rückgabe der
ihnen gestohlenen zehn Pferde — gegen bare
Bezahlung. Den Klosterknechten, welche den Unter-
drückten menschenfreundlich zu Hilfe geeilt waren,
raubte man das Geld, die Halstücher und selbst
 
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