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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 24.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.18485#0184

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176

Proklamationen Schutz zugesichert hatten, abzu-
halten. Auch die Beivohner von Bärental
taten dieses und mutvoll kämpften sie am ti.Okt.
gegen eine französische Horde, welche ihrem Dorfe
sich nahte, um dort nach Sitte zu verheeren, zu
schänden und zu plündern. Allein zu schwach an
Zahl, mutzten die braven Burger bald weichen,
nachdem fünf derselben auf dem Kampfplatze tot
geblieben, drei aber so schwer verwundet worden
waren, das; sie in kurzer Zeit starben. Jetzt
ergötz sich die ganze Wut der Neufrauken über
das unglückliche Dorf. Rein ward es zuerst aus-
geplündert, dann angezündet, und in wenigen
Stunden lag die schöne Pfarrkirche, 18 Häuser
nebst den an dieselben gebauten Scheuern, und
dem Seunhofe des benachbarten Augustinerklosters
Beuron in Schutt und Graus. Der größte
Teil der Einwohner verlor durch diese Grausam-
keit all seine Habe, und Jahrzehnte gingen vor-
über, ehe sie von der Armut, in welche jener
Schreckenstag sie warf, sich wieder erholt hatten.
— Noch soll folgendes Vorkommnis zu T. lwohl
Tafertsweilers nächst Mengen zur Charakteri-
sierung der französischen Offiziere von damals
eine Stelle finden. Im Anfänge des Oktobers
1706 suchte ein französischer Offizier — seine
Begleiter nannten ihn General — Quartier in
der Wohnung des Pfarrers K. zu T. Es war
Nacht und die Türe verschlossen. Der Pfarrer
eilte die Treppe hinab und öffnete. Ein Hieb,
der ihn, doch nicht gefährlich, verwundete, war
der erste Grnß, den ihm die Gleichheitshelden
boten. Der zweite Gruß war eine Forderung
von sechs Hemden zur Deckung ihrer Blöße. Der
Pfarrer gab, was er hatte, und glaubte, umso-
mehr seine Ruhe erkauft zu haben, da die Un-
getüme sich zu Bette legten. Allein nun erschien
auch noch der Bediente des Generals und for-
derte von dem Pfarrer — ein schönes Mäd-
chen in d a s B ett d e s H e r r n! Eine Drohung
mit unglücklichen Folgen mar dieser infamen Re-
quisition augehängt. Mit der unerschütterlichen
Festigkeit eines deutschen Mannes weigerte sich
der Pfarrer, dem Schandbefehle zu gehorchen.
Er drang selbst in das Zimmer des Unholdes
und drohte, als dieser auf der Forderung be-
stand, die Sturmglocke lauten zu lassen. Dies
wirkte. Denn bewaffnete Bauern waren den
Franzmännern während des Rückzuges gar fürch-
terliche Erscheinungen. Zwar versuchte der General
noch — eine Freiwillige zu erhalten. Aber
als der wackere Pfarrer erklärte, „wenn eine
solche in seinem Hause zu finden wäre, so würde
er ihr selbst eine Kugel durch den Kopf jagen",
da gab endlich der Wollüstling nach. Am fol-
genden Morgen vor der Abreise forderte er in-
dessen im gleichen Tone, ivie er um Mitternacht
ein Mädchen gefordert hatte, auch Geld von
dem Pfarrer. Allein dieser antwortete: frühere
republikanische Räuber haben ihm schon längst
Uhr und Barschaft gestohlen, und der General
begnügte sich mit — einem Laubtaler. Die
andern Offiziere aber machten die Hemden, die
inan ihnen geliehen, einfach zu ihren, Eigentum
und zogen von dannen. Wie die Franzosen in
Jrrendorf und im Kloster Beuron selbst

gehaust, ist in Or. Ziugelers „Geschichte des Klosters
Beuron re." (S.247—254) zu lesen. — Nach allen,
ist es sonnt nicht richtig, wenn da und dort, so
z. B. auch in I. Barths „Hohenzollernscher
Chronik re." (S. 500: „Die Fürstentümer Hechiu-
gen und Sigmaringen genossen hiebei (1706) den
großen Vorteil, von allen Kontributionen und
Requisitionen befreit zu sein; sie verdankten diese
Vergünstigung der preußischen Vermittlung")
gesagt wird, Hohenzollern sei damals von der
französischen Invasion verschont geblieben.

Literatur.
S l e i II b e r g e r, Hans, Ludwig II.
von Bayern, der Nomaiiliker auf de»,
Königsthrone, mit 32 Textillnstrationen
nnd 10 Vollbildern, Prien am Chiemsee,
F. Speisers Verlag. 198 S. nebst
Anhang S. 1—10. Preis gkb. 3 M.
50 Pf.
So betitelt sich ein sensationelles Buch, welches
vielen Angehörigen der großen Gemeinde von
Verehrern König Ludwigs II. eine willkommene
wertvolle Erinnerungsgabe an die tieftraurigen
Junitage vor 20 Jahren bietet und ein abge-
rundetes Lebensbild König Ludwigs II. darstellt.
Die einzelnen Abschnitts des handlichen Werkes,
wie: Die Eltern des Königs, die Jugendzeit des
Königs, der junge König (1864—1875), ein
königlicher Einsiedler, das Drama in Hohen-
schwangau und Berg, König Ludwig II. als
Mäcen der Künste und Wissenschaften, sind mit
großer pietätvoller Vaterlandsliebe, in vornehmem
Tons und schöner Sprache bearbeitet und durch
sine reiche illustrative Ausstattung unterstützt.
König Ludwig war, als er auf die steile Höhe
des Thrones gestellt wurde, ein den höchsten
Idealen des Schönen in Kunst und Natur mit
schwärmerischer Begeisterung zugewandter Jüng-
ling, voll Feuer für deutsche Poesie und Musik,
und an den erhabenen Wundern der Gebirgs-
welt mit Vorliebe sich erhebend nnd erfrischend,
kehrte er immer wieder zu den Menschen zurück,
erst sein fortschreitendes Leiden entfremdete ihn
der Welt und ihrem lärmenden Getriebe. Bei
seinem Volke wird der ideale einsame Alpeukönig
fortleüen, und als literarisches Denkmal kann
das bezeichnete billige Werk gelten, das durch
alle Buchhandlungen oder direkt vom Verlag
F. Speiser in Prien am Chiemsee zu beziehen
ist. Das Buch verdient weiteste Verbreitung;
dasselbe bildet eine» wohlgelungenen Beitrag
zur Geschichte des bayerischen Königshauses und
Vaterlandes.

Briefkasten.
Nach B. Sie haben ganz recht: Meine in der
„Allg.d. Biographie" XXXVI (1801), S. 766—71
enthaltene Biographie des „M a l efiz s ch enk"
wurde mir von den gen. „Blättern" vor einigen
Jahren ohne Angabe der Quelle gründlich aus-
geschrieben, ebenso von einen: größeren württem-
bergischen politischen Blatte.

Stuttgart, Buchdruckerei der Sttt.-Ges. „Deutsches Nolksblatl".
 
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