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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Beck, Paul A.: Der Rechtszustand der Katholiken in der Reichsstadt Ulm von Zeiten der Reformation an, unter besonderer Berücksichtigung des Wengenstifts: (mit der Beigabe: Die Installation des Prälaten Gregor Trautwein im Jahre 1765)
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Fox, Wilhelm: Hans Susenbrot: ein verschollener schwäbischer Humanist und lateinischer Schulmeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0020

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schaft von Ulm erworben, während welcher
er — in dieser Fürsorge dem Magistrat
voraus — derselben das angesammelte
Getreide weit unter dem Normalpreis zu-
kommen ließ. Auch als Gelehrter und
Schriftsteller hat er sich einen nicht uil'
rühmlichen Namen verschafft; namentlich
sind seine polemischen Schriften, wie „Der
belobnte Esel" (Frankfurt und Leipzig. 8.
1768), „DeS Schulzens Stoffels Büch-
lein wider Herrn Or. Lochstein im Punkte
der geistlichen Immunität" (4. Freising,
1768), mit witziger, zum Teil satirischer
Feder geschrieben. Der Nachfolger Traut-
weins, Nikolaus Bucher (eines
Chirurgen Sohn aus Ditzenbach, -j- 1827
in Waldsee) war der letzte Wengenprälat.

HanF Zusenbrot,

ein verschollener schwäbischer
Humauist und lateinischer Schul-
meiste r.

Von ?. Fox, S. zur Zeit Bibliothekar in
Feldkirch.

Vor einiger Zeit erwarb der Unter-
zeichuete einen sein gepreßten Schweins-
lederband in 8°, in welchem zwei gram-
matische Schriften desselben Autors ver-
einigt sind. Der elste Besitzer des Buches,
Balthasar von Herlinberg, schenkte es in
Ingolstadt 1559 seinem jnngen Freunde
Morell. Nachher gehörte es einem Felix
von Andelberg, seit 1702 dem Jesuiten-
kolleg zu Feldkirch, seit 1765 dem Vor-
arlberger Priester Chrysost. Relling, von
dem es in die Pfarrbidliothek von Bild-
stein (bei Bregenz) und nun wieder in die
des Feldkircher Jesuitenkollegs gelangt ist.

In beiden Schriften geht dem Titel der
griechische Spruch voraus: 6z

(hanofchriftl. übersetzt: ^.6siut
clii beati). Die eiste sübit den Titel:
(-rAMMÄticae artis institutiv per
armem Luseudrotum, ^auenspur^i
luctima^istrum, ex (^rammaticorum
Lvr^pkaeis iam tertium recoAmts, . . .
207 Bl., ohl e Angabe des Jahres, des
Druckers und des Dluckortes, aber mit
Froschauers Druckerzeichen (Baum, au
dessen Fuß und Stemm Frösche herum-
kriechen). Empfohlen wird die Grammatik
von drei vormaligen Schülern des Ver-
fassers, Ulr. Radtold aus Augsburg mit

8 —

einem Tetrastichon, Valent. Buzlius (Buz-
lin?) aus Wangen mit einem Oktostichon,
Georg Bart Lolumuau^ieusis (aus
Sausgau?) mit einem zwölszeiligen Epi-
gramm.

Der zweite Traktat, im gleichen Format
und mit denselben Typen gedruckt, ist be-
titelt'. Lpitcme troporum ac sckema-
tum et ^rammaticorum et rketo
rum.... .foarme Zusendroto Nauens-
purZi I^u^ima^istro collectore. I'i-
Zuri apucl Lkristvpk. ^rosekouerum.
Ohne Jahrzahl. 100 S., mit einem Index
von 6 S.

Wie es zu seiner Zeit Brauch war l), so
hat auch Susenbrot in seiner Grammatik
mancherlei aktuelle Frageu und persönliche
Verhältnisse berührt. Aus diesen Angaben
hauptsächlich lernen wir seinen Lebenslauf
und seine Lehrtätigkeit kmnen. Die wich-
tigsten Aufschlüsse gibt uns die Zueig-
nungsschrift (Lpistola nuncupatoria,
auf 5. 3—6) an den jungen Grafen Felix
Friedr. von Hohenzollern - Si gmaringen.
Hier bezeichnet sich Susenbrot als VanZ-i-
auus ^ImauZ-auus (ans Wangen i. Al-
gäu). Im Lehrbuche selbst (f. 40) wird
unter den weiblichen Ortsnamen auch
^ImauZ-auia, angeführt mit der Rand-
glosse: '/^.lemanorum aZ-er sive cou-
vallis, das Algoew, sive potius Al-
mangoew'^), und gleich nachher (t. 41)
linter den sächlichen Städtenamen auf um:
'VanZ-ium, patria mea, 6ura re^io,
sect saludris, oppictum ^ImanZ-auiae
imperiale, saleidus foenariis ae liui-
ticio dau6 iZ-nobile', mit der Rand-
bemerkung : ^imc> IZZ9, 2. Zept., iuter
octavam et uonÄM ante mericliem a,
latrone ac mcenctiario eru6e1issimo
totum 5ere soppictum) Vuleano 6ica-
tum est, <^ui sec^uente anno iu mo-
nxlsterio Narcktal Danudium sito
meritas luit poenas/

Aus sonstigen Daten, die unser Gram-
matiker genau auführt, ergibt sich mit aller
Sicherheit, daß er im Jahre 1484 soder
1485) geboren ward. Den ersten
Unterricht wird er in seiner Vaterstadt

Vgl. R. Stahlecker in d. „Württ. Viertel-
jahrshesten" 1906, S. 5.

2) An eine Urform Alpgau hat Sus. nicht
gedacht. In der Volkssprache ist sicher das p
bald eliminiert worden.
 
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