Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI Artikel:
Fox, Wilhelm: Hans Susenbrot: ein verschollener schwäbischer Humanist und lateinischer Schulmeister
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0021

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
genossen haben. Seine Vorbildung hat er
aller Wahrscheinlichkeit nach in Wien
und dann (zu Anfang des 16. Jabrh)
in Basel abgeschlossen, wo er Präfekt
der neuen Burse war^) und mit einem
Algäner Landsmann, dem Schulmeister
Joh. Phaerus (Fähr oder Fehr?), zu-
sammenwohnte (5. 4 a. E.).2)

Sein Wirken als Lehrer (
6urissimam simul et molestissimam
clocen^Äe iuventutis p^ovinci^m') be
gann er 1506 minoris numeri

sexto') zu Leutkirch (f. 4:
mit der Randglosse ^eutlcilL^ opp16urn
imperiale'. I^eosanum ist das latinisierte
Leukirch der Volkssprache). Doziert wurde
hier nach dem in den Händen der Schüler
befindlichen Lehrbuch des Holländers Herm.
Torrentinus (Van der Beeke), der einen
Kommentar zu dem von den Humanisten
so eifrig bekämpften Doktrinale des Ale-
xander de Villa Dei verfaßt hat, also
nach dem bereits veralteten mittelalter-
lichen System.

Nach zwei Jahren, 1 5 0 8 (anno 6ein6e
vctavo, sc. minoi'iZ numeri) beqab
sich Snsenbrot nach Pfulleudors (I4e-
liopÄZ-um — ^1i^8 ^uliomÄZ-um — mit
der Erklärung: ^iullenäorss imperii
oppi6um, bei Wilib. Pirkheimer

Lracv6.'). Dort legte er seinem
Unterricht die 1506 erschienene Grammatik
des Humanisten Jak. Heinrichmann zu
Grunde, zwei Jahre später aber die des
Joh. Brassikanns (Kol aus Konstanz,
-s- 1514), welche 1508 erschien und in
zwölf Jahren 15 Auslagen erlebte. Im
Jahre 1512, und zwar an dem Tage, wo
die feste Burg Hohenkrähen im Hegan
eingeäschert wurde,reiste er uach Schaff-

1) Auch der berühmte Glareau, der 1522 von
Paris wieder nach Basel übersiedelte, übernahm
hier wie dort die Leitung eines Pensionats für
Studierende.

2) Das Studium zu Wien wie zu Basel er-
schließen wir aus einer Stelle der Grammatik

162), wo als Beispiele von Städtenamen im
Genetiv auf die Frage wo? angeführt werden:
^Ltuclui Visimae et LÄsileae, tut liAuri,
8um Rauen8pmAi, uatu8 8um V^n^ii'. Wie
sich bald zeigen wird, find diese Beispiele, von
Vieiras abgesehen, dem Leben des Schriftstellers
selbst entnommen. Somit ist dieses auch für das
stnclui Viermae anzunehmen.

2) <^rmo ak koc ctuodecimo, 8ectecimo
XatenclÄS lÄnuarias (17. Dez.), ciie arx

hauseu ab (^oppi6um pi-Äeter LÄetera.
rudri vini nodilitÄte perecledi-e'), wo
Konr. Trüllerey und Hans Barter damals
Bürgermeister (consules) waren. Dort
wurde er sehr freundlich behandelt.Doch
gab er nach beiläufig sieben Jahren, also
um 1519, den Posten wieder auf, um
sein Wauderlebeu fortzusetzen.^

Für einige Zeit — wie lange, ist nicht
bekannt — ließ er sich in seiner Vater-
stadt Wangen nieder, bald darauf in
Basel, mit einigen seiner Schüler, dar-
unter die Zwillinge Joh. Rudolf und
Joh. Jakob vou Praßberg, Vögte (pr^e-
lecti) von Summerau. Keine Rheinstadt
gefiel ihm so sehr wie Basel und nur
äußerst ungern verließ er die Stadt zu
ei>,er Zeit, wo die dortige Universität, wie
es ihm vorkam, erschüttert und mit völligem
Untergang bedroht wnrde.^)

HUÄe a, cornicikus nomen daket
inclitum, Luevici iu88u toecleris Vulcano
cticata est.' Nach L. Baumann, der in seiner
Gesch. des Allgäus II. IVO die Erstürmung der
Beste schildert, geschah dies Mitte Nov., wie
ältere Chronisten berichten. Letztere verlegen
das Faktum auch ins I. 1511.

^HumÄnissime et I^ditus et traetAtus
8um, praeeipue a Leonis et IZe^erorum lami-
1Ü8, pÄrentidu8 item ^imperti ?ictori.8, c^ni
etiara 8uzzeriore anno' (imJ. 1518 vorder Abreise
von Schaffhausen, oder 1337 vor der Veröffent-
lichung der Grammatik?) ine e 1?kermi8 Ilel-
vetiorum (Baden bei Zürich) revertentem,
simut cum loanne <D8VÄlclc> I^eone, loanne
Iribrmo plekis (Zunstineister?) ac
mcma,8terii omnium 8Änet0rum (Allerheiligen-
Abtei) proeuratore, Hemrico I>mAAic>, cli8-
ci^uÜ8 olim meis, et loanne ^Äerc» . . .
mira, IluMÄnitÄte ac likeralitÄte prv8ecuti
8unt' (5. 4—5). Die vielfach ungenauen An-
gaben Leu's in seinem schweizerischen Lexikon
über die alten, z. T. adeligen Schaffhaufer Pa-
trizier Trüllerey, Barter, Peyer, Linki oder
Linkki n. a. lassen sich hienach ergänzen oder
berichtigen.

2) Die gewöhnlichen Gründe solchen Wander-
lebens finden sich angegeben bei I. Laub, Gesch.
der 5 Donaustädte, 1894, S. 134.

2) ^cÄctemiA illic M83.no nescio
artete (d. h. infolge der durch die eindringende
Reformation veranlaßten religiös-politischen Wir-
ren) ^UÄ88Äri, ladelactari ac ruinam taiictem
mmitari eoepit' (1. 4). Dieser wahrheitsge-
treue Bericht paßt auf die Jahr.' 1522 ff. und
stimmt überein mit den Klagen, welche in dieser
Zeit die Reformatoren selbst ebenso^-wie ihre
Gegner über den traurigen Niedergang der Wis-
senschaften und der Schulen austimmten. Von
der Basler Universität wurden zwischen 1522—29
die meisten der dem alten Glauben treu geblie-
 
Annotationen