Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI Artikel:
Fox, Wilhelm: Hans Susenbrot: ein verschollener schwäbischer Humanist und lateinischer Schulmeister
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0023

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^pistola, nuncup. in seinem 54. Lebens-
jahre und zwar, dem Schlußparagraphen
des Buckes (5. 206) zufolge, nach 32
Jahren seines mühevollen Magisteriums
veröffentlicht: ^ui 6uos et tri^inta ism
annvs plirontisterii sor6es, molestias ac
curss xerwli'. Wenn nun in der er-
wähnten I^pistolg, (s. 6) als Datnm an-
gegeben ist: anno Ldr. 1518, so ist das
offenbar ein — allerdings fataler —
Drucksehlcr st. 15 3 9.l)

Im Bürgerbuch von Meersöurg aus
dem 16. Jahrhundert fand F. I. Mone, einer
unserer emsigsten und kenntnisreichsten Forscher,
einen Sebastian Sussenbrot (nach G.
Straß in den Schriften des Bodenseevereins
28, 1899, S. 83 Süssenbrot), der allda
1535 zum Schulmeister bestallt wurde. Der
Name brachte ihn auf unfern Autor, dessen
Grammatik er zur Hand hatte (Vgl. den Art.
„Zur Gelehrten- und Schulgeschichte" in der
Zeitschrift f. d. Gesch. d. Oberrheins 8, 1857,
S. 309 f.). „Dieser Mann," meint er, „war ent-
weder ein Sohn oder doch ein Verwandter des
Grammatikers Joh. Susenbrot aus Wangen in
Oberschwaben (geb. 1464, gest. 1543), der zuerst
in Leutkirch lehrte (i486), dann zu Psullendorf
u. f. w. Wie dieser Mann, der doch 35 (abgesehen
von mehreren andern) Edelleute ans guteu Fami-
lien unter seinen Schülern zählte, damals umher
geworfen wurde, berichtet er selbst". Wir sehen
hier die Folgen des oben gerügten Druckfehlers.
War Susenbrot 1518 54 Jahre alt, so war er
freilich 1464 geboren. Aber mit diesen Ansätzen
kämen wir so in die Enge, daß wir keinen Aus-
weg mehr fänden. — Lanb, der (a. a. O.) Mones
Notiz wiederholt, verschlimmert die Sache dadurch,
daß er die vou Mone wiederholte Bezeichnung
„dieser Mann" wieder auf Sebastian Sussen-
brot bezieht und diesem zuschreibt, :vas Mone vom
Wanderleben des Hans Susenbrot aussagt.
Uebrigens hörte dessen Wanderleben in der Zeit
auf, als er (zu Ravensburg) die 35 Edelleute in
seiner Schule hatte. Eiu ^sohn oder Ver-
wandter unseres Grammatikers mag Sebastian
Sussenbrot gewesen sein, da ersterer mit Elisabeth
Hippoitin, schwerlich einer Navensburgerin (da
ihr Geschlechtsname nicht in der Ravensburger
Bürgerliste läuft) verheiratet war. Nach einer im
Spitalarchiv Ravensburg liegenden Pergament-
urkunde geben am 28. Mai 1537 Cunrad Gäldrich,
Gabriel Kröttlin, Pfleger des Seelhauses, dein
Johs. Sausenbrat 5), lat. Schulmeister zu Ra-
venspurg und seiner Hausfrau Elizabeth Hippol-
tin um 400 fl. ein Leibgeding von 40 fl. zu kaufen
(20 fl. je auf Nicolai und Joh. Bapt.), worüber
Sausenbrat, am 29. September 1539, 6. Dezember
1539, 6. Dezember 1541 und zum letztenmal im
Jahre 1542 (ohne genaues Datum) quittiert.

*) In dem auf der St. Galler Stadtbibliothek
(Vacliana) verwahrten, handschriftlichen, im Kü-
chenlatein geschriebenen, auszugsweise (d. h. zum

Die Grammatik wird auf dem Titel
als tertium reco^nit^ bezeichnet. Das
soll wohl nicht heißen tertium t^pis im-
pressa. Zuerst schrieb sich unser Schul-
meister in der Schasshausener Zeit (1512
bis 1519) ein grammatisches Kompendium
wmultuanler, wie er sagt, zusammen, das
er in Schafshausen uud wohl auch nachher
noch in Wangen, Basel und Psullendorf
seinen Schüleru diktierte (f. 4), also schwer-
lich drucken ließ. Später, als er bereits
50 Jahre alt war (5. 3), somit 1534,
arbeitete er das Kompendium für seine
Ravensburgs Schüler um und ließ das-
selbe, wie es scheint, mit einer Dedikation
an den juugeu Grafen von Hohenzollern
auch drucken. So konnte er bei der Ver-
öffentlichung der uns vorliegenden zweiten
Neubearbeitung (bezw. dritten Bearbeitung)
im Jahre 1539 (f. 5) die Zueignung mit
den Worten beginnen : 'Luperioribus annis
(vor 4 Jahren) colleZeram . . lidellum
AramniZticum nomini tuc> 6e6ioa1um,
Hui iam 6enuo lon^e emen6atior . .
sud luv Äuspicio in lucem pioäit'.

Hat Sns. auch nicht zu deu führenden
Geistern auf dem Gebiete des Humanis-
mus gehört und nach keiner Seite hin
bahnbrechend gewirkt, so war er doch, nach
allem zu schließen, ein hervorragender
Schnlnann von ebenso gründlicher als
umfangreicher humanistischer Bildung. Ob
er auch deutschen oder griechischen Unterricht
neben dem lateinischen gab, wissen wir
nichts) Jedenfalls hat er beite Sprachen

kl. Teile) durch Th. v. Liebenau in der „Basler Zeit-
schrift für Geschichten. Altertumskunde" IV(1904),
S. 45 ff. veröffentlichten Diariums von 1529—39
des Johs. Rutiner von St. Galleu, findet sich
folgender Eintrag: ,,^okianne8 8n38endrc>t,
Incti lNÄAistei', Raven 8prirA, ^relectus

durste L^ileae eluin e^o idiclem, nxarem
I^adet ÄvictissirriÄM nt lidros emat, raruin
in nxore".

^) In Jöchers Gelehrten-Lexikon heißt es:
„8n8enbrotu8, ein Deutscher, schrieb rnäimenw
ArÄMMÄtica,« Araecae et latinae; epiAram-
inata scllolÄe e^ristianae in 2 Büchern uud
starb 1543". Wir glauben nicht, daß Susenbrot
vor Anfang 1541 Schriften mit diesen Titeln
veröffentlicht hat. Ob nachher? Von dichterischein
Schaffen verlautet bei ihm nichts; er könnte aber
doch eigene oder fremde Poesien gesammelt uud
kurz vor seinem Tode herausgegeben haben.
Ebenso eine griechische Grammatik — wenn nicht
etwa Jöcher unseren Grammatiker mit dem zeit-
genössischen Ravensburger Humanisten Mich.Hnm-
 
Annotationen