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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Finkbeiner, ...: Aus der Pfarreigeschichte von Wurzach, [10]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0028
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— 16 —

Maximilian als sog. Beutellehen der
Leprosenpflege übergeben wurde, woraus
das Leprosorium jährlich an Gült bezog
2 Scheffel Beesen und 2 Scheffel Haber
und 2 Gulden sog. Heugeld, und zwar bis
zum Jahr 1716 in welchem dieses Güt-
lein ans Schussenriedsche Gotteshaus um
300 fl. verkauft wurde (Verkaufsbrief vom
29. Jan. 1716). — Auch gehörte zur
Leprosenpflege bereits 1719 ein „Schupf-
lehen gut" in Seibranz, „bestehend
ans 2 Roßbäu Hauß, Hofreilhin, Baintlin,
worinnen ein Sommergärtleiu, Schöpf-
bronnen, zusammen 68 Stangen groß,
alles beyeinand". Unterm 12. Mai 1719
wurde dieses Leh^ngut von Erbtrnchseß
Ernst Jakob und der Pflegschaft der
„Armensoudersiechen" einem Georg Sttmer
von Betelhofen und seinem Weib Maria
Knollin „auf ihrer beed weil- uud leben-
lang schupflchenweiß" übertragen. 1787
wnrde ein Anton Riedls von Wengenreute,
verheiratet mit Kaspar Schreibers von
Seibranz Witwe, Lehensvasall, und in dieser
Familie vererbte sich das G^t im ganzen
fast ein Jahrhundert lang. Ans Leprosen-
hans mußten davon jährlich geliefert werden:
an Hengeld: 7 fl.
an Haber: 4 Scheffel 3 Streichen,
an Knchelgefäll: 1 Henne, 50 Eier,
2 Hühner, 1^2 Reisterwerk.

Im Jahr 1576 (29. Febr.) wnrde
von Hans Engler von Waldhanß ob
Ziegelbach ein Waldteil um 75 fl. und
1592 (14. Jan.) ein solcher von Jakob
Kurtz voil Ziegelbach um 145 fl. er-
worben, im gauzeu 15 Morgen Fohreuwald.

Bei der Jnkameriernng durch Graf
Frauz Ernst im Jahre 1782 gehörten zur
Leprosenpflege nachstehende Liegenschaften:

I. Bainden: 1 Mg. 2 Vlg. 13 Ruthen
beim Leprosenhaus mit einer Ringmauer und
Boschenhaag eingeschlossen, wovon als Kirchhof
(genannt „Siechenhof") verwendet 1 Mg. und
13 Ruthen.

II. Ackerfeld:

Ä) im Ziegelösch 2 Mg. 3 Vlg. 87 Nth. (an den
Stockäckeru und im Lehmental)
k) im Neischberger Oesch (im hl. Acker)

13 Mg. 2 Vlg. 86 Nth.

c) im Niedösch 4 „ 3 „ 43 „

III. Wiesen:

^ Im Englis 5 „ — „ 84 „

d) Lachenwies 3 „ 1 „ 77 „
L> Im Gemtzindried I „ 2 „ 8 „
6) Das „Binzenwiesele"

Vlg. 16 Rth.
„ 48 „
51 ..

e) In der Schwände N Mg.

(2 Teile) (2 „

I) In Vechtels 1 „

Wiesen zus. 15 „ ^2 ^ 62 „

IV. Wintergärten 86 Nth.

V. Wald (Siechenwald) 15 Mg.

VI. Ein Riedteil 1 Jcht.

VII. In Seibranz ein Schupflehengut be-
stehend in Hans nnd Stadel,

Gärten 1 Mg. — Vlg. 14 Rth.

Ackerfeld 24 „ 3 „ 11 „

Wiesen 1 „ 24 „

VIII. Ein „altes baufälliges" Haus nebst
einer „alten unbrauchbaren" Kapelle.

Anschlag (1810):

Leprosenhaus 1225 fl.

Kapelle 900 „

Gärten 210 „

Wiesen 645 „

Ackerfeld 875 „

Fichtenwald 150V „

Lehen in Seibranz 1927 „ 32 kr. 6 hl.
Summa: 7382 fl. 32 kr. 6 hl.

(Fortsetzung folgt.)

am Pfarrwiddum

1 .. —

56

kleinere -Mitteilungen.

Lok. Der G l 0 ck e n n a m e „S n s a n n a" :c.
Warnm find denn so viele alte Glocken auf die
hl. Marianna, Johanna und Susanna
gerade getauft ? Im Lukasevangelium 8, 2 wird
eine Maria erwähnt, von welcher der Herr
sieben Teufel ausgetrieben hat (s. auch Markus-
evangelium 16, 9). Außer ihr sind noch auf-
geführt Johanna, die Gemahlin Chuzas, des
Hausverwalters des Herodes Antipater und Su-
san ua. Diese drei Frauen waren sämtlich aus
Dankbarkeit dem Herrn gefolgt, weil sie von
Krankheiten und Dämonen befreit worden waren.
Die mystische Richiung des 12., 13. und 14.
Jahrhunderts bemächtigte sich dieser Trias und
nach Inhalt der bekannten Glocken-Umschriften:
claemonss esicio, kul^urs, kranZo ze. wurden
diese drei Heiligen als die so recht eigentlichen
Patrone und Taufpaten bei der Glockenweihe
verwendet als Repräsentanten der Macht des
Glockenschalles, da wir „zu kämpfen haben mit
den Geistern, welche die Luft beunruhigen".
Um des Reimes willen machte dann das Volk
aus der Maria eine Marianna, wie es ja auch
in dem bekaunten schwäbischen Volkslied fingt:

Mariann ele, Zusannele
Komm' wir wennt anf den blaneu See u. s. w.

Vergleiche dazu auch den Hexameter (aus Jan-
bronn 1613) (^uanclo collveniunt Latdarina, Lu-
ssnna, Lid^Ua LoUoc^uillin kaciunt et ad koc
et ad dac et ad Uta.

Seit dem 12. Jahrhundert find diese drei
Gestalten > für Glockennamen traditionell und
typisch geworden. Einige meinen, diese Glocken
führen wohl mit Anspielung auf ihren reinen
Klang deu Namen „Susanna". Zweifellos ist
aber anch dann und wann der Glockenname
„Susanna" ein im Volksmund verdorbenes ur-
sprüngliches „Osanna", wie man denn viele sicher
so benannte Glocken hat, so die große Glocke in
Weingarten von 1490 und Weissenan u. s. w.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt,-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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