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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Schön, Theodor: Zur Koserizschen Verschwörung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0035

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Mayer aus Lndwiasbnrg, welche im Nov.
und Dezember 1832 die Bauern in Wank-
heim, Möhringen, Kusterdingen und Kirchen-
tellinsfurt aufzuwiegeln versucht hatten,
in Tübingen, am 9. Februar Franckh in
Stuttgart verhaftet.

Nun mußten die Verschworenen rasch
vorgehen oder der Entdeckung gewärtig
sein. Am 3. März 1833 traf nach
vorausgegangener Anzeige Or. Gärth in
Heilbronn ein und brachte den Apotheker
Trapp von Friedberg und den Rechts-
kaudidaten Breidenstein von Homburg
mit. Er hatte verlangt, Koseriz solle
„um des bessern Eindrucks willen", d. h.
um Trapp und Breidenstein und
durch sie die anderen Verbündeten mittels
eines sichtbaren Musters der Militärver-
schwörung im Glauben zu stärken, „einige
Offiziere mitbringen". Koseriz lehnte es
ab und kam nur mit Dorn. Koseriz
hatte das Haus des Gutsbesitzers Wilh.
Heinr. Herrlinger in Großgartach,
eines Verwandten der Frau des Feldwebels
Lehr, geb. Herrlinger, zur Zusammen-
kunft bestimmt. Als die Verschworenen
dort eintrafen, zeigte sich, daß man an
dem Hausherrn sich verrechnet hatte, denn
er ließ die Besprechung in seinem Hause
nicht zu. Sie mußte nach dem badischen
Grenzort Schluchtern in ein Wirtshaus
verlegt werden. Breidenstein, der
Bote Gärths, hatte in Ludwigsburg an-
gekündigt, daß Karl v. Rotteck aus Frei -
bürg i. Br., v. Jtzsteiu aus Mannbeim
und Silvester Jordan aus Marburg sich
zu der Zusammenkunft einfinden würden.
Sie blieben jedoch aus, gaben auch keine
Nachricht von sich, und es ist moralisch
gewiß, daß ihr Name mißbraucht wurde.
In Schluchtern im Wirtshause logen sich
beide Parteien gegenseitig tüchtig an.

Gärtb teilte mit, in Frankfurt a. M.
seien Waffen und Mnnition für mehrere
100 Mann bereit, die Artillerie des
Bürgermilitärs mit 16 Geschützen auf
ihrer Seite, zwei preußische Regimenter,
Posener, welche in der Nähe von Frankfurt
lagen, zur Teilnahme gewonnen, das nas-
sauische Militär für die Revolution ge-
stimmt. Gleichzeitig mit dem Ausbruche
der Revolution in Frankfurt werde auch
Lyon aufstehen, in Polen durch die dahin
zurückgekehrten Offiziere eine neue Revo-

lution beginnen, eine Kolonne polnischer Aus
gewanderter von Befan?ou aus durch Baden
und das Elsaß und Rheinbayern nach Frank-
furt marschieren nnd endlich eine weitere An-
zahl polnischer Offiziere an der Schweizer-
grenze erscheinen, um den Aufstand des
Schwarzwalds zu leiten. Koseriz behaup-
tete, außer iu Ludw!gsburg sei in Württem-
berg nirgends die Stimmung zum Losschlagen
vorhanden, doch glaube er, für die dort
liegenden zwei Jnfanterieregimenter ein-
stehen zu können. Einstimmig wurde be-
schlossen, innerhalb vier Wochen solle los-
geschlagen werden, zu gleicher Zeit iu
Frankfurt und Ludwigsburg. Koferiz
stimmte dem Beschlüsse zu und erhielt,
„um den Umtrieben mehr Nachdruck aeben
zu können", von Gärth etwa 160 fl. in
Gold, wozu 14 Tage später noch eine
dnrch Wechsel übermachte Summe vou
313 sl. kam. Es liegt auf der Hand, daß
473 fl. keine Summe sind, um für deu
Umsturz eines Königreichs in die Wag-
schale gelegt zu werden oder eine ganze
Armee durch Geldmittel zu verführen.
Aber Koseriz befand sich in bedrängten
finanziellen Verhältnissen, und, wie es in
einem halboffiziellen Artikel des „Schwä-
bischen Merkurs" vom 26. April 1835
heißt: „er steckte dieses Geld in seine
Tasche". Mit den? Empfang der Geld-
summe war Koseriz seinem Geschick ver-
fallen. Er sah sich auf einmal in den
Mittelpunkt der Verschwörung gestellt,
während Franckh ihn hatte glauben
lassen, daß er bloß eine Flanke des ganzen
Unternehmens bildete, und hatte ein Ver-
sprechen gegeben, das er im Herzen nicht
für ausführbar hielt. Aus einer späteren
Aeußeruug geht hervor, daß er auch nicht
an die Ausführbarkeit des Frankfurter
Unternehmens glaubte, und so berechnete
er vielleicht, daß ein Rücktritt oder ein
Anstand von jener Seite auch ihm eine
Hintertüre öffnen würde, ans der ge-
troffenen Verabredung herauszutreten.

Sein Zweifel an der Macht seiner Ver-
bündeten wurde bestärkt, als Mitte März
1833 Neuhof als Abgesandter Gärths
bei ihm erschien und ihm eine Aendernng
des Planes eröffnete, wonach Koseriz
zuerst losschlagen und hierauf nach Frank-
furt marschieren sollte, wo die dortige
Revvlutionspartei ihn erwarten werde. Die
 
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