Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Zur Koserizschen Verschwörung, [1]
DOI Artikel:
Hetzinger, ...: Zur Geschichte der Pfarrei Weigheim, [5]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sache werde umso leichter sein, setzte
Neuhof hinzu, da außer dem in Heil-
bronn garnifonierenden Infanterieregiment
„seinem Marsche dahin nichts im Wege
stehe". Der Plan war so schwindelhast,
als sich denken läßt. Denn angenommen,
Koseriz hätte wirklich die Oberhand in
Lndwigsbnrg gewonnen und unterwegs die
Garnisonen von Mannheim und Darm-
stadt, welche in Bewegung kommen mußten,
zu umgehen gewußt, so würde die Be-
satzung von Mainz dreimal in Frank-
furt a. M. gewesen sein, ehe er dort ein-
treffen konnte. Anch lehnte Koseriz
diesen Plan kurzweg ab. Die in Schluch-
tern gegebene Zusage, „gleichzeitig" mit
den Frankfurtern loszuschlagen, wieder-
holte er, beschräukte sie aber durch deu
Zusatz: „oder weuigsteus eiueu Tagdarauf".
Koseriz rückte bald mit seiner ganzen
Meinung heraus.

Als der Tag zum Losschlagen nahe kam,
schickte Koseriz am 29. März 1833
Dorn nach Frankfurt a. M., Gärth
zu erklären, daß die Sache in Württemberg
noch nicht gehörig vorbereitet wäre und
er zur bestimmten Zeit nicht losschlagen
könnte. Gärth wütete und sandte Dorn
anKoseriz zurück mit der Aufforderung,
Wort zu hallen und am 3. April unter
allen Umständen die Revolution zu er-
öffueu; man könne nicht mehr zurück.
„Ganz Kurhesfeu stehe schlagfertig; das
Elsaß warte uur auf einen Wink; ans
dem Tannnsgebirge werde das Signal
durch eiu Feuer gegebeu werden; 16 fran-
zösische Departements seien zum Ausstaud
bereit". Koseriz blieb bei seiner Mei-
nung.

Als am 3. April um halb elf Uhr
nachts mit Extrapost der letzte Mahnbote
in Lndwigsbnrg eintraf, zögerte Koferiz
noch und sagte: „wir wollen sehen, wie
weit sie es da drunten treiben". Wirklich
brachen am 3. April 1833 abends halb
zehn Uhr die Verschworenen, an ihrer
Spitze Gärth, Ranschenplatt, kaum
70 Mann, unter einem polnischen Major,
stark, 33 Mann nnter Ranschenplatt
und 18 Mann unter Gärth, alle mit
schwarz - rot-goldenen Schärpen umgeben,
los in Frankfurt, bemächtigten sich ohne
Mühe der Hauptwache nnd der Konstabler-
wache, nahmen der überraschten Mann-

schaft die Gewehre ab. Sie forderten die
zusammengelaufene Menge anf, sich für
die Freiheit zu erheben. Als ein paar der
Verschworenen nach den nächsten Toren
eilten und die Glocken zogen, war die
Meldung bereits in die Kaserne gelangt.
Aber vergebens war ihr Sturmläuten.
Keine Hand rührte sich zu ihrem Bei-
staud. Herbeigerufenes Militär von den
Frankfurter Bnndestruppen nahm die Wache
wieder ein, doch nicht ohne Fechten uud
Tote uud Verwundete auf beiden Seiten,
und ein paar Dntzend Empörer wurden
gefangen. Die Rädelsführer hatten sich
noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
Uebrigens nahm am Frankfurter Attentat
kein Tübinger Burschenschaftler teil. Ent-
weder war die Tübinger Burschenschaft
nicht rechtzeitig benachrichtigt worden oder
die Post hatte die Aufforderung unter-
schlagen. Ein Haufe von Bauern aus
Frankfnrts Umgebung hatte vergeblich das
verabredete Zeichen erwartet. Als sie sich
doch, 80 Mann stark, aufmachten, fanden
sie das Friedberger Tor verschlossen und
kehrten wieder um.

Am 5. April, bevor die Nachricht von
dem unglückliche» Ausgang des Frankfurter
Unternehmens (am 3. April) angelangt
war, versammelte Koseriz in der Nähe
Ludwigsburgs die vertrauten Unteroffiziere,
um sich ihrer Stimmung zu versichern für
den Fall, daß wider Erwarten in Frank-
furt a. M. die Revolution gelingen sollte.
Doch schon am Nachmittag desselben
Tages traf die Nachricht vom unglücklichen
Ausgang derselben in Ludwigsburg ein. Nach
dem Koserizschen Operationsplan sollten
vor dem Ausbruch die Garnisonskompagnieu
von Hoheuasperg aufgewiegelt werden, mit
der dortigen Artillerie ausziehen und an
den Pulvertürmen bei Ludwigsburg Posto
fassen.

(Schluß folgt.)

Bur Geschichte der Wfarrei Weig-
heim.

Von Pfarrer Hetzinger das.

(Schluß.)

12. Schwierige Zeiten.

Im Jahre 1482 war hier eine Hungers-
not (1483 war eine allgemeine Tenrung,
 
Annotationen