Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI Artikel:
Schön, Theodor von: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0120

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 108 -

eine Hofchaise mit einem Laqnaien geschickt, in ^
welcher ich nach Hof fahre und bei Ihrer Durch- ^
laucht dein Herzog, welcher wegen eines böseu
Fuß im Nett liegt, unsere Angelegenheit wegen
(der Unmöglichkeit der) Verpflegung der Russen
proponire. Es versprechen Ihre Durchlaucht auch,
(sich) der Sache äußerst anzuuehmen. Abends ist
Konzert und wird gespielt. Ich speise in Ihrer
Durchlaucht der Frau Herzogin Vorgemach und
werde im Hirsch logiert. Den 24. Oktober. Ich
besuche morgens Herrn Oberstallmeister v.Röder,
Oberjägermeister v. Geyer und Geheimrath
Weinland Darauf fahre ich nach Hof und
speise mittags bei Geheimbdraths - Präsidenten
v. Forstner,^) nachmittags nebst Herrn von
Montau lieu, Kammerjunker, Frau v. Men-
zig en, Herrn Hofmeister v. Franke Im-
berg und dem geheimen Rath Jaequiu, wo-
nach wir nach Hof fahren. Abends wird eine
Komödie in Ihrer Durchlaucht des Herzogs
Zimmer vor dem Bett ,,le legaiaire" und die
tleiue Piece ?arisienne" gespielt und ist
daraus in dem Rundell- uud Rittersaal an etlichen
Tafeln bunte Reihe. Ich habe 4 Fräulein
v. Caftonier.^) Nach der Tafel wird getanzt.
Ich aber spiele mit Frau Direktorin v. Menzing
und Herrn v. Rödera l'bomdre. Den 25. Oktober
speise ich bei Ihrer Durchlaucht dem Herzog in
dero Schlafzimmer. Der Herzog speiset an einem
ganz kleinen Tischlein, die Fürstiu aber an dsr
Tasel. Herr vr. Plarer, der vor eine Tisch-
wahl (wohl Tischwalle — Tischnarr) gebraucht
wird, fuhrt sich au der Tafel iu seinem Hoß
ungebührlich auf. Abends nehme ich bei Ihrer
Durchlaucht Abschied uud uachdem ich eine Relation
über meine glückliche Negoeiation verfertigt habe,
so wird mir vom Hof Essen gebracht.

Baron Schilling v. Cannstatt
war auch vom 14. bis 22. Februar 1736
zum Karneval in Stuttgart.

In Stuttgart wohnte, da das heutige
Ntfidenzschloß noch nicht stand, das Her-
zogspaar im Prinzenban.

Das Familienleben des Herzogs Karl
Alexander und seiner Gemahlin war un-
getrübt. Die Kiuder nahmen selbstver-
ständlich die Herzogin vor allem in An-
spruch. Sthr richtig bemerkt Jean Henri
Mallbert de Gonvest in seiner im
Jahre 1765 in AngSbnra erschienenen
Schrift: pure veiite, I^ettres et

memoires sur 1e Duc et 1e Ouc^e 6e
Virtemder^« S. 36 ^

I.lt clucdes^e KsAenie sera loujvurs louee
cles soins czu'slls prit ^our clonner uns donne
eclucaiion ->ux p^inces sss üls et a Ig. prinessse
SÄ ülle^ mginteromt princssse Iiereclitgiss cls
Ig. "I'our et 1"g.xis, c^ui est liien uns cles
prin^esses cls notre (^ermaliie cie l'esprit Is plus
nodle et cls la politesse la plus raire.

Inmitten des Hoftrubels, der Maria
Augusta umgab, inmitten der rauscheud-
sten Feste, war sie stets ihrer Mutter-
pflichten eingedenk. Sie überließ die-
selben nie, wie so viele vornehme
Frauen es taten und tnn, bezahlten Miet-
lingen. Nein, sie griff selbst in die Er-
ziehung derselben ein, sorgte für tüchtige,
gewissenhafte Erzieher, entfernte unge-
eignete und kümmerte sich sogar um den
Lehrplan. Wie wenige fürstliche Damen
mögen in jenen Zeiten so besorgt gewesen
sein nm ihre Kinder, wie die viel ge-
ichmähte Maria Augusta! Jhueu galt
ihr Deukeu und Trachten. Ungerue hat
sie sich später von ihnen getrennt, und
war es ja gerade das an die Mutter ge-
stellte Verlangen des Herzogs Karl Eugen,
sich vou ihrer einzigen Tochter zu trennen,
das später Ursache des dauernden Zer-
würfnisses zwischen Mntter, und Sohn
wnrde. Als die Söhne später in Berlin
weilten, spricht immer ans deren Briefen
deutlich die Sehnsucht uach der Mama.

Am Ende des Jahres 1735 ließ der
kais. russische General Graf Lascy,^
der sich eiuige Zeit in Stuttgart auf-
hielt, der Herzogin Maria Augusta zu
Ehreu im Tiergarten zu Stuttgart ein
starkes Bataillon im Fener exerzieren nnd
zugleich ihre „Geschwiudstücke" lösen zu
vollkommenem Verguügeu der Herzogiu
und aller übrigen hohen Zuschauer,
welche die gute Ordnung und sonderbare
Fertigkeit der Trnppeu mit vieler Ver-
wunderung ansahen.

Am 18. Juni 1736 trafen in Ulm von
Belgrad her 35 lebende Hirsche, die dem
Herzog Karl Alexander gehörten und auf
Schiffen transportiert worden waren, ein.

Joh. Christoph, geb. 15. November 1706 ! ^) Peter Graf v. Lascy, geb. 29. Sept. 1078

zu Eßlingen, Geh. Rat und Konferenzminister, iu der Irländischen Grafschaft Liinmerick, verließ

-j- 31. März 1736. ! 1691 Irland als treuer Katholik mit König Jakob II.

2) Christoph Peter, geb. 27. Juli 1675 in ^ von England und Schottland, ging zunächst nach

Stuttgart, Geh. Rat, Präses des Hofgerichts, ! Frankreich, stand bis zum Jahre 1698 in dortigen

1' 18. Mai 1755 zu Garten in Lüneburg. ! Kriegsdiensten, trat dann in die Dienste Kaiser

2) Johanna Marin v. Cachedenier, geb. ! Peters I. von Rußland uud starb im Jahre 1751

20. Oktober 1702 iu Stuttgart, -j- 21. August 1760 ! zu Riga als Generalfeldmarschall und Gouverneur

daselbst, und ihre Schwestern. I von Liefland.
 
Annotationen