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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.20709#0021
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Dr. Geiger in Tübingen und die gute Betha in Renke.

„Evangelischer" Ritt und Ausflug tu das „katholische" Oberschwaben.

Zum Nachdenken vorurteilsloser Protestanten und zur Aufklärung zweifelsüchtiger Katholiken
geschildert von einem, der auch einmal zehn Jahre lang an einem evangelischen Wagen ziehen mußte.

(Fortsetzung.)

^ Wir geben zu, daß wenn die Lehre vom Teufel ein müßiges
Eliscl ^kulativer Wortgefechte ist und man diesem Spiel prak-
iijlT Folgen giebt, schwere Nachteile und schreckliche Verirrungen
Ausbleiben können. Auch wir find damit einverstanden,

gehden Teufel nicht an die Wand malen soll, aber wir
ÖVeif! weit, seine Existenz, seine Macht, fein Ein-

betlI-11 iu die Dinge dieser Welt zu leugnen. Es ist Glau-
der Kirche, göttliche Offenbarung, daß es nicht bloß
^. sondern viele Teufel gebe und daß die bösen Geister
p^.s?oß Sinnbilder der Bosheit sind, sondern als
fehle °Wesen Auftreten. Gäbe es, keinen, Teufel,
^Piet - 11 ®e^ev' wäre der Teufelsglaube .nur ein müßiges
^lt ^kulativer Wortgefechte, so hätten sie auch keine Ge-
W^uud Herrschaft über die Menschen; dann wäre auch eine
\n^Uu>5 don dieser Herrschaft und eine .Erlösung, aus den
solcher Herrschaft nicht notwendig, ja nicht einmal

^'iste!^ dieser grundlegenden Bedeutung willen, welche die
der ss..!s...^s Teufels und der bösen Geister als Voraussetzung
hc>t ,1,'n^uug ^ von der Sünde der Menschen durch Christus
^^vnal's^n Gegner des christlichen Glaubens, selbst den
suchen Gemüts- und Gefühlstheologen Schleiermacher,
^gen„"^^rationen selbst Katholiken Beifall zollten, nicht
^ behaupten und durch alle nur möglichen Scheiu-

^ister /^weisen suchen, daß es einen Teufel und böse
S;vfiubi6eben könne, daß der Glaube au sie nur eine

6 und . Erdichtung der Menschen sei, welche diesen
^ ej sjch, ein Schreckmittel für die ungebildete Masse und
^Hs^wittel zur Erreichung selbstsüchtiger Zwecke
' - ^ei1 wollen. Solche Gedanken sprechen nicht bloß die-

leni

gen

er %hU§' welche im Unglauben ein sicheres Kennzeichen
Nev k UnS und Aufklärung erblicken, sondern auch die Ver-
^ger k Ebneren medizinischen Wissenschaft, sowie die An-
Fyxss^Geuen Spiritismus, welche sich als Reformatoren
..'^oner der wahrhaft christlichen Weltanschauung, als
?'U%eBen - ^ev echten und wahren „Religion der Zukunft"
CM Mochten. Ist in der kirchlichen Lehre die persöu-
? "ö bes Teufels und der bösen Geister ausgesprochen,

h'?9t es ^ (

kan»

welches ist ihr Ursprung?

Der denkende
zum Vernunft-

^'cuich? "'^wse Frage nicht umgehen. Wer
Schals bcuntt^ un^ i?cn^eu gelernt hat, der begnügt sich


>ent

^ben, woher dieses Etwas ist, wozu es
^fel seine Thätigkeit und seine Bestimmung ist. Der
!"Unel p stmem Anhänge war zuerst im. Himmel. Im

^er Aists^l l ^ daß etwas ist, sondern er will auch

|!! je*nem Anhänge war zuerst im. Himmel
ins!' nur bl rU 0^ev llllv wohlgefällige und gute Geiste^
^ fein J «geu Eilgel, und somit mußten auch der Teilfel
'Wng ursprünglich nur Gott wohlgefällige und

gute Geister gewesen sein, bis sie eine Empörung gegen Gott,
ihren Schöpfer, veranlaßten und im Kampfe von den guten
Geistern besiegt wurden. Der Apostel Petrus schildert den
Hergang mit den Worten: „Gott hat die Engel, welche sün-
digten, nicht geschont, sondern in Höllenbanden sie gezogen in
den Abgrund, überantwortet zur Peiniguilg, zum Gerichte auf-
behalteu." Der Teufel und sein Anhang waren als von Gott
erschaffene gute Geister erhaben gestellt dnrch ihre geschöpflich-
natürliche Ausstattung und durch übernatürliche Gnaden und
so befähigt und bevollmächtigt zur Herrscher-
würde u n d Macht mit n n b unter Gott über jede
tiefere Ordnung der Kreatur. Unter Gott aber
wollten sie nicht stehen und so überschritten sie ihr Herr-
schaftsgebiet, verwirkten ihr ihnen eingeräumtes H e r r s ch e r-
recht und wurden der Finsternis überantwortet in dem Ab-
grund der Hölle und im Zustande eines ewigen Gott-
Ferne sei ns. Der Teufel und sein Anhang sind also
nicht von Gott als böse Geister geschaffen worden, son-
dern sie sind das, was sie sind, durch ihren freien Willen, so-
mit durch eigene Schuld geworden, sie sind bös gewordene
oder gefallene Engel. Die nächste Frage, die für unseren
Zweck von größter Wichtigkeit ist, ist die, welches ist nach
kirchlicher Lehre das Verhältnis des Teufels und seines An-
hangs zu den Menschen oder mit andern Worten, welches ist
die Wirksamkeit des Teufels und seines Anhangs? Wie
die bösen Geister in der Wahrheit nicht bestanden, sondern
in falscher Selbstüberschätzung von Gott abfielen, so sind sie
unter Führung ihres Obersten Satan und auch Luzifer ge-
nannt fortan immer Urheber, Förderer und Liebhaber alles
dessen, was in der Welt an Täuschung, Unwahrheit und
Wahrheitshaß sich findet.

Die Macht der bösen Geister ist spezifisch verschieden
von der schöpferischen Macht Gottes; sie können darum nur
in bestimmten Grenzen durch Anwendung geschaffener Kräfte
etwas bewirken. Sowohl auf die körperliche Natur wie auf
die geistigen Kräfte der Seele können die bösen Geister zwar
in einer die gewöhnliche Ordnung übersteigenden Art ein-
wirken, aber ihre Wirkungen sind au die Zulassung Gottes
geknüpft und aus bestimmte Grenzen eingeschränkt. Sie können
insbesondere die menschliche Vernunft nicht in unvermeidliche
Täuschung führen, noch die innerliche Freiheit des Willens
Aufheben. Eben darum sind sie mit Sicherheit als solche zu
erkennen und von den Wirkungen Gottes zu unterscheiden. Die
schwersten Erscheinungen der von bösen Geistern ausgeübten
Gewalt sind die Zustände der Besessenen. In diesen üben
die bösen Geister eine Einwirkung auf die physischen und psy-
chischen Kräfte des Menschen, welche die Freiheit zwar nicht
innerlich aufhebt, aber doch in ihrer Ausführung beschränkt.
 
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