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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.17219#0001
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Uv. 2.

nlage nun Diözesan-Archiv

von Schwaben.

^92.

Ein urwüchsiges und seltenes altes Buch über
das hl. Blut zu Weingarten.

(Fortsetzung.)

8 2.

Gewißlich wäre es ein sehr unanständige und höchst-
sträffliche Vermessenheit nit glauben wollen, daß das Heilige
Blut, welches zu Mantua in S. Andreae-Kirchen andächtigist
verehret wird, nit ein ans; der von Longino eröffneten Seiten
Christi JEsu geflossenes wahres Blut sehe. Sintemalen dessen
klare Zeügnuß gibt Longinus selbsten, da er auf das bleyene
Särchlein, in welchem das H. Blut verschlossen wäre, folgende
Wort eingegraben:

Ich Longinus, gewesster Hauptmann underem Land-
pfleger Pilato, glaubend an JEsum, so von Händen unser
Soldaten gecrcützigct worden, Hab diseö auß seiner Seiten
genommene Blut aufgefangcn, und wegen der Feind deß Glau-
bens, so Christum lästerten, an diß Ort vergraben, biß GOtt
gefallen wird, solches seinen wahren Dieneren zu offenbahren.

Wann dise Schrifst nit genügsame Zeügnuß zu sehn
scheinet, so wird solche geben der Himmel selbsten, welcher
durch die göttliche Krafft an dem Ort, allwo das Heil. Blut
verborgen läge, grosse Wunderwerck gewürcket hat, deren einige
in der Histori deß so genannten H. Blut-Büchleins kürtzlich
angezogen werden; und Papst Leo der dritte welcher auf er-
suchen KayserS Caroli Magni Anno Christi 804. sich nacher
Mautuam in eigener Persohn verfüget, daß Heilige hinder-
legte , und der Erden anvertraute GUT, von derselbigen
widerum außgegraben, und nachdeme er alles wohl besichtiget,
und erkennet, daß cs das jenige Blut seyc, welches auß der
Seiten deß Leydeuden, und am Stammen des; H. Creützcs
verstorbenen Christi geflossen, den Christ-Gläubigen öffentlich
zur. Verehrung fürgestellet hat.

Wollen aber dise zwey obige höchste Kirchen- und Reichs-
Monarchen, die Wahrheit unsers heiligen Bluts zu bezeügeu
widerum nit zulänglich vorfallen, so kommen zwey andere eben
so grosse und hoche Welt-Regenten noch darzu, nemlich: der
Heil. Papst Leo der Reünte, und Kaiser llenricus der Dritte,
gleichfalls heilig, dise, als die hocherfreüliche Zeitung von der
wider Erfindung des; Himmlischen Kleinods durch gantz Welsch-
nnd Teutschland kündbar worden, seynd um das 1049. Jahr
mit vilen Cardinälen und Bischöffen, wie auch mit einer nam-
hasften Anzahl so wohl Tcütscher- als Jtaliänischer Fürsten
>n hocher Persohn auf Mantua gercyst, deß zum zweyten
>»ahl erfundenen und crhebten wahren allerheiligisten Seiten-
Blnts Christi JEsu gebührende Richter, oder vil mehr nach er-
laubten Beweißthumen die aüerglaubwürdigste Zeügen abzugeben.

Endlich machet Papst Pius Secondos von der Wahr-
end Gewißheit deß heiligste» Hertz- und Seiten-Blnts Christi
JEsu ein nit geringeren Glauben, da er währender seiner
Päpstlichen Regierung, ein Kirchen-Versammlung zu halten,
Mf Mantua gercyset, und durch alldasiges heiligste Blut von
hinein höchstschmertzlichen Podagra wunderbarlich erlediget wor-
ein. Die Sach solle nach Zeügnuß B. P. Vincentij de
^agusa sich dergestalten zugetragen haben. Es wollen einige
b> selber Zeit in zweiffel ziehen, ob das Mantuanische H.

Blut wahrhafftig auß der Seiten Christi, oder aber nur ans;
dem in der Stadt Beryto von den Inden gemarterten Cru-
cisix-Bild geflossen seye. Disen Zweiffel genau zu erörtern,
wurde ein gewisser Tag bestimmt, an welchem dermalen zwey
berühmtiste G 0 t s - Gelehrte oder Theologi, Joannes von
Turrecremata ein Dominikaner, nach der Hand aber Cardinal,
und Franciöcus von Savona deß Heil. Francisci Ordens,
hernach auch Cardinal, und Papst Sixtus der Vierdte genannt,
die Gründ- und Haubt-Beweißthumen wider und für die War-
heit des; Mantuanischen H. Bluts Christi öffentlich vortragen
sollen. Da inmittelst der Papst Pins etwas angestanden,
und die gegen einander gestellte Bewög-Ursachen erwogen,
wurde selber gähling von einem so häfstigen Podagra ange-
griffen, daß solches zu lindern kein natürliches Mittel fähig
gefunden worden. Wendete sich demnach zu GOtt, durch die
Verdienst und Krafft deß hoch-heiligen Bluts bittend, ihne
von sothanen unleydentlichen Schmertzen zu erlösen. Kaum
wäre dises vorgenommen, wie Ruvolara als ein gegenwärtiger
Zeüg bekennet, hat der Podagranische Schmertzen, nit ohne
augenscheinliches Miracul (non senria palese Niracolo) also
nachgelassen, daß der Papst ohne Hindernuß ju Fuß den
wunderthättigen H. Blut-Schatz besuchen, und GOtt um die
erworbene Gn ad Danck sagen kundte. Wobey selber erklärte,
daß man dieses Mantuanische H. Blut vor das wahre Blut
Christi halten, und Verehren kenne, und solle.

8 3.

Und dises alles bestättigen die bewehrtiste Geschicht-Ver-
fasser, auß welchen, deren nit wenig seynd, wie nur ein und
andern anführen wollen. Der erstcrc ist Cäsar Baronius,
welcher auf das 804. Jahr Christi also schreibet: Was nun
belangt das Blut Christi, ist befunden und bewehrt worden,
daß eS das jenige seye, welches auß dem Leib Christi zur
Zeit seines Leidens vergossen worden; nit aber daS jenige, so
in der Stadt Beryto aus; einem H. Crucifix-Bild geflossen:
caeterüm quöd ad Sanguinem Christi (de Mantuane lo-
quiticr) pertinet, re multüm examinata, inventus est, &
combrobatus ille fuisse, qui ex Christi corpore fluxit
tempore Passionis ejus: non autem ille, qui Beryti ex
sacra Crucifixi imagine fluxerat. Also Baronius in seinen
welt-bckandten, und von allen gelehrten hochgeachteten Kirchen-
Geschichten, allwo er noch dise sehr bcdcnckliche Wort bcyrncket:
kllt de his non sit ampliüs dubitandum: So gewiß ist dise
Sach, daß nit mehr, darvon zu zweifflen.

Eben dises Schreiben auch, Platin«: Sylvcstranns ein
Carmelit, und P. MncentiuS de Ragusa ein Franciscaner.
Platin« redet also: Deo (Dertius) Nantuarn prollciscitur
ad visendurn Christi Sanguinem, qui tune Miraculosus
magno in pretio erat. Is autem approbato Christi San-
guine, ob frequentia Miracula ad Carolum proficiscitur,
ut hominem Veritatis cognoscendae cupidum, ejus rei
certiorem faceret: Papst Lev (der dritte) hat sich von Rom
nacher Mantua verfüget, alldasiges wnnderthätige H. Blut zu
besuchen, und nachdem er selbes wegen vilfältigen Miraelen
alö das wahre Blut Christi zuseyn erkläret, ist er von dannen
zu dem Kayser Carl abgereyset, auf das er disem die Wahr-
 
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