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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.17219#0045
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Nr. 24-

von Schwaben.

^92.

Otho redivivus.

(Truchseß von Waldburg, Kardinal und Bischof von Augsburg und
Propst zu Ellwaugen.)

Ein Theaterstück aus dem Jahre 1614.

Am 21. Oktober 1614 .fand in Dillingen die feierliche
Uebertragung der Gebeine des Kardinals Otto Truchseß von
Waldburg, Bischof von Ansburg, in die Aula der Universität
statt. 9 Dieser große Kardinal war am 2. April 1573 zu
Rom nur allzufrüh verschieden und seine Leiche in der deutschen
Nationalkirche Sancta Maria delP anima beigesetzt worden.
Johann Gottfried von Aschhausen, Bischof von Bamberg und
Würzburg, ei» großer Gönner der Jesuiten und Freund
der Bischöfe von Eichstätt und Augsburg, erwirkte als kaiser-
licher Legat beim Papste die Auslieferung der irdischen Reste
OttoS an die Akademie in Dillingen. Bei seiner Rückkehr
von Rom nahm er die hochgeschätzten Reliquien mit sich nach
Deutschland. Am 20. Oktober 1614 kamen sie in die Burg
zu Dillingeu, am 21. wurden sie feierlichst in die Aula der
Universität übertragen. Am 22. hielt Bischof Heinrich von
Knörigeu ein feierliches ReqniemSamt in der Aula. Danach
war Hoftafel, zu welcher der Bischof seine Gäste, den Weih-
bischof Sebastian Brenning, die Aebte von St. Ulrich in
Augsburg und von Fultenbach, den Propst von Wettenhausen
und mehrere vornehme Kanoniker und Adelige geladen hatte.

12 Uhr mittags begann ein Festspiel zu Ehren des
Verstorbenen vor diesen hohen Herren und zahlreichem Publi-
kum. Die Bühne war im Seminarhofe aufgeschlagen. Vom
Wetter begünstigt, fand das Stück große» Beifall beim
Publikum, „worunter auch viele Häretiker". 617a Uhr wurde
es beendet.

Das Diarium erzählt uns, es hätten „den ganzen
Monat Sturm und Regen den Himmel getrübt, an diesen
zwei Tagen ruhten sie, was von einigen mit des Kardinals
Seligkeit in Verbindung gebracht wurde. Die Lauiuger, welche
in großer Zahl anwohnten, aber das Ende des Stückes nicht
abwartcit konnten, versicherten, sie seien auf dem Heimweg
»och tüchtig naß geworden, während inan hier bis zum Ende
trocken saß."

Andern Tags war feierliches Amt zum Beginne des
Studienjahres, wobei abermals eine Rede auf den Kardinal
gehalten wurde.

Karl von Reinhartstöttner hat in seiner prächtigen Arbeit
»Zur Geschichte des Jesuitenordens in München" im Jahrbuch
für Münchener Geschichte III. (1889) S. 53—176 das
Schuldrama der Jesuiten in umfassender Weise und speziell
für München erschöpfend behandelt.

Es liegt tiicht in der Absicht dieses Aufsatzes, ähnlich
Umfassendes zu bieten; nur glaubt der Verfasser, es dürfte
nicht uninteressant sein, ein Stück kennen zu lernen, welches
nn der, wenn auch kleinen, so doch berühmten Jesuiten-
Nniversität Dillingeu aufgeführt wurde. Ein Zufall führte

') Carolus Stengel rer. August. Vind. comment. p. II. cap.
~XVI n. X. — Litterae annuae S. J. ao. 1613. p. 241 sq. — des.
' °1. I. Actorum in Acad. Dilingana ab ao. D. N. 1331 usque ad
’®32, pag. 240 sqq. — Hist, provinciae Soc. les. Germ. sup. p. IV.
aUt. Kropf, p, 70 n. 199.

es dem Schreiber dieses in die Hände gelegentlich anderer
Arbeiten in der Dillinger Lyceumsbibliothek. In Dillingen
selbst fand sich bis jetzt eine weitere Handschrift nicht vor.

Das Stück ist weder des lateinischen Stiles noch der
Kunst des Versbaues wegen besonders zu loben. Man darf
auch überzeugt sein, daß unter den Hunderten von Dialogen,
Actiunculis, und Dramen, welche in Dillingen aufgeführt
wurden, viele formell bessere sich befanden. Was aber unser
Stück wertvoll macht, ist sein reicher historischer Gehalt.

Es ist uns überliefert in einem kleinen Quartbändchen,
in Pergament gebunden. Vorne sind einige gedruckte Blätter
eingeheftet: die Periocha, daö ist eine Art Programm, welches
laut Diarium an die vornehmeren Zuschauer verteilt wurde.
Daran reiht sich das ziemlich umfangreiche Textbuch in gut
leserlicher Schrift, jedoch anscheinend sehr schnell zusammen-
geschrieben, einigen Fehlern nach vielleicht diktiert.

Im Folgenden soll die Periocha unverkürzt wiedergegeben,
Textproben aber nach Bedürfnis eingereiht werden.

Der Titel lautet:

Otto Redivivus.

Summarischer Inhalt der Comoedi von erster Stiss-
tung / Anfang vnd Vortpflantzung der Vniuersitet der
Societet Jesv in Diliugen / Durch weilaudt den Hochwür-
digisten Fürsten vnd Herrn / Herrn OTTO Truchseß von
Waldpurg / der H. R. Kirchen Bichoff vnd Cardinal zu
Alban vnd AugspurgH / Probst vnd HErren zu Elwangeu.

Gehalten in ermelter Vniuersitet zu Dilingen / den
22. Octobris. Anno 1614. sFolgt das Truchseßsche Wappen.'j
Gedruckt zu Dilingen bey Johannes Mayer?)

Der lateinische Titel im Manuskript lautet: OTHO
REDIVIVVS SEV DRAMA DE OTHONE SfRfEf
Cardinale, pontifice Augustano, praeposito Elvacensi,
Academiae Dilinganae Conditore. QVI abiit ex
hac mortali ad immortalem vitam, anno Christiano
MfDfLXXIIIy.

Otto Redivivus,

Actus Primus.

Vorrede.

ACADEMIA geth herfür / beglaitet mit jhreu Schilt-
jungen / vnd Freyen Künsten / zaigt an / was müssen der
Hochwürdigiste Fürst vnd HErr / Herr Cardinal Otto / die
Hohe Schul in Diliugen / Augspurger Bistthumbs / gestifftet /
vnd manigfaltig begnadet. Erfrewet sich auf's höchst / daß
sie die Gebain dises jres Stiffters / der ohngefahr vor
40 Jahren / zu Rom seligklich verschieden I von dannen
bekommen. Stellt solchem zu Ehren an dise Comoedi, in
welcher Er / als wider lebendig eingeführt wird / thails
selbst / thails durch andere erzehlendc / was er in auffrich-
tung so wol diser Hohen Schul / als in erhaltung der
Catholischen Religion in Deutschland / zu seiner zeit ge-
laistet / rc.

') Otto wurde 1543 Bischof von Augsburg, 1544 Kardiualdiakon
und nach verschiedenen Tiielit endlich 1570 Kardinalbischof von Präneste
auf d. Titel St. Alban; 1553 Propst zu Ellwangen, 1558 auch von Freising.

”1 Universitätsbuchdrucker.
 
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