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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.17219#0046
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46

Der Schluß der Vorrede lautet

Academia:

Reditum parabat in suam Germaniam
Ante octo lustra, si memoria haud labitur,

Vir ille dignus duplici aevo Nestoris,

Et ecce, dum coepta urget in morbum gravem
Romae incidit: quid plura? mors, haec mors minus
Infida magnis Cardinalem sustulit [et Roma instititj
Qui detinere Corpus animum. Obstiti
Ego licet absens irrito tarnen exitu.

Quo verterem me! cuius auxilium mihi
Adsciscerem? Godefridus occurrit Deo
Authore Bambergensium nunc Pontifex.

Hic Caesaris Legatus ut Romam appulit
Negotium efifectum dedit, ita ut Henrici praesulis
Curaque petitioneque charissimi,

Qui nobis alter Otho, patronus alter est
Parentis impetravit ossa et tradidit
Mihi possidenda, haec ego velut Cymelia
Custodiam et cultu reponam maximo
In aede sacra, quae prope ad fastigium
Deducta crevit ex piorum sumptibus.

Cuius acta ut omnium aures personent
Prodibit ipse in Theatrum et olim quae mea
Causa egit hic agat reversus concessu Numinis.

Zur Rückkehr in fein Deutschland eben schickt
— Vor acht Quiuqucumeu, trügt das Gedächtnis nicht,

Sich att der zweier Nestoraltcr würd'ge Mann.

Und sieh! — er will den Plan vollfnhren — schwer erkrankt
Rafft hin zu Nom der Tod den Kardinal, der Tod
Dett Großen allztttren. Den Leib behielten sie
Und Rom') beslattd darauf imb ich — so ferne zwar,

Trat dein entgegen, aber oha' Erfolg! Wohin
Sollt' ich mich wenden? Wessen Hllfe sollt ich mir
Berufen? Gottfried kam durch Gottes Fügung da,

Vott Bamberg eben Bisäwf. Dieser war in Rom
Kaum angekaitgk, vom Kaiser als Legat entsandt,

Seht' er die Sache durch, und so auf Heinrichs Müh'n
Und Bttleti hi», des teuren Bischofs, der für uns
(Sin zweiter Otho und Beschützer ward, bekam
Er dte Gebcitt' des Vaters, übergab sie mir
Zn eigen; diese tvill ich toie Cymelien
Bewahren und sie hinterlegen feierlichst
Im heil'gen Tempel/) der fast bis zum Giebel schon
Emporgewachse», frommen Lpfersinnes Werk?)

Das; jedes Ohr oon seinen Thateii klingt, so tritt
Er selber auf. Was er dereinst für mich gethan,

Er ihnt es hier, durch Gottes Gunst zmückgekehrt.

Perivcha und Text decken sich nicht genau; erstere schiebt
schon hier eine allegorische Scene ein, während der Text mit
Nr. 2 als scena prima beginnt:

1. Kompt die Vinclicta oder Naach Gotteö / mit etlichen
Engeln / die tröwet dem Teutschland grosse Plagen / wegen
oilfältiger Sund ond Laster i berufst oon allen Orten der
Welt die Feinde / solche zu straffen. Kommen also von einer
seiten die Laster Fnllereh / Begirlichkeit / Muthwill / vnd
Ketzeret) / mit einer anzahl Teulschen Kriegßvolcks / von an-
derer seiten die Türcken vnd Tartarn / die erzaigen sich alle
berait dem Teutschland alle Plag anznthun / vnd selbiges
gantz zu verhergen / rc.

2. 5. Hieronymus °) / ein soliderer Patron diser Hohen

') Philologen und Dichter werden um schonendste Nachsicht gebeten.

') Rom tvollke die Leiche nicht heransgeben. Hist. prov. Germ,
sup. 1. c.

8) Gemeint ist die 1610—1817 im Ban begriffene Unioersitäts-
und Jeinitenkirche.

Z Bischof Heinrich zahlte selbst 10 000 fl. zum Ban; das Dom-
kapitel nach Versprechen im Stiftungsbrief des Kollegiums 5(100 fl.;
unter vielen anderen Wohlthäler», besonders atts dem schtväbiichen Adel,
waren auch drei Brüder Truchseß, welche den. Hieronymnsaltar errich-
teten , vor welchem der Kardinal begraben liegt, er mochte an 2000 fl.
kosten.

») Otto gründete im Jahr 1549 zu Dillingen ein Gymnasium
welches er später zur Universität erhob, gleichzeitig das Seminarium

Schul / erbittet Gott beit HErr» / daß er den Engeln be-
felhe jhren Stifster Larciinal Otto / anß dem Grab lebendig
hervorznruffen / damit er selbst erzehlc / was gestalt vnd
mainnng / gedachte Hohe Schtkl von jhme sey auffgericht
worden.

St. Hieronymus begründet sein Urlaubsgesuch für den
Kardinal u. a. also:

Narn Christianarn tot bona iu rcmpublicam
Fluxere post Academiae ortum, ut gaudeam

At gratulari justius longe possit
Sibi Cardinalis Otho de Truchsessia
Stirpe editus, qui liberalis Numinis
Adjutus opera coepit insignitum opus.

Denn so viel Gutes floß dem Reich der Christenheit
Ans dieser Hochschul Gründung, daß ich recht mich freu'

Noch iveit gerechter aber darf der Kardinal,

Ans Truchies Stamm entsprossen, selber sich
Beglückt lobpreisen, da voll Hvchsiun er begann
Mit Gottes Beistand ein so ausgezeichnet Werk.

3. Nach disem wirbt geöffnet der Himmel / inn dem sich
Christus ober obermelte Sund vnnd Laster deß Deutschlands
beklaget / dröwet selbigem die Vertilgung vnnd eusserstes
Verderben / wirbt aber durch die SchntzEngel vnderschiedlicher
Provincien erbetten innstand zu halten / mit versprechen / es
werden sich die Teutschen bessern. Eben diß bitt 3. Hie-
ronymus vnd S. Udalricus.

In dieser Scene wird ans den schmalkaldischen Krieg
angespielt. (In den darauffolgenden Wirren mußten 1551
die Dillinger Professoren fliehen und wurde so die Promul-
gation der Errichtung der Universität bis Mai 1554 ver-
schoben.) Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß hier die
Zustände vor Gründung der Akademie, also vor 1549, geschil-
dert werden.

Es treten mehrere Engel auf. Der erste spricht:

— — — jam Haeresi duce

Coactus in Phalangem, exercitus Evangelicus
Et libertatem ferro deposcit — — —■ — —

— — — es naht, geordnet schon

Zur Schlaä>t, die Häresie ist Führerin, das Heer
Der Evangelischen und fordert mit dem Schwert
Die Freiheit — — — — — — — — —

Als .primipilus des Ketzerheeres tritt ein Prädikant aus.
Es ist somit der Krieg als religiös-politisch charakterisiert.
Die Religion diente als Deckmantel für politische Umtriebe
und räuberische Absichten (mau lese nur z. B. Schärtlin von
Burtenbachs Briefe). Umgekehrt verfuhr der von Prädikanten
verhetzte Pöbel oft noch roher als die Soldateska. Nebenbei
spricht sich der Unmut der Katholischen über das Aergernis
ans, daö die Prädikanten ihnen dadurch gaben, daß sie ohne
Weihe und Sendung, ja oft ohne irgend welche Vorbildung,
alles beherrschen, belehren itnb verbessern wollten; so iu der
Selbstpersiflage des praeco vor seinem Abtreten von der Bühne:

Hic ego primipilum ago, hic meus est exercitus.

Quid miramini inter colonos et präcones
Haud magnum est discrimen — — — —

— praeco erit apud nos dummodq quis
Uxorem, barbam et tunicam, et slappam

Sancti Hieronymi. Er wollte auch eine größere Kirche zu Ehren des
hl. Hieronymns erbauen (Instrumentum traditionis Collegii ad Soc. Jes.
25. April 1569). Die Stndienkirche, welche Heinrich baute, erhielt aber
dett Titel B. Mariae Virginia in coelos assumptae. lieber de» ersten
Seitenaltar siehe vorige Anmerknng.
 
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