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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.17220#0024
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24

Weish. u. Rel.: -- — Wir wollen gern
Verzeihen, Otto, wenn auch Du Dich gern geneigt
Bezeigest gen Germanins gerechtes Fleh'».

Otho: Ich sollte taub sein gen Germaniens Flehen?

— Ich, —

Der ich geboren in Germanien?! — — —

Nein — mit Freuden willfahrt er den Bitten der über-
glücklichen Schwestern und bittet nur, sie möchten ihn begleiten,
diese aber sind gar artig und sagen:

sequi mur praei!

Wir folgen Dir, geh' nur voran!

Sie treten ab und wie der alte Eumenidenchor kommt
wieder die „Raach Gottes" mit ihrem Schreckenögefolge auf die
Bühne.

3. Die Raach Gottes drowet wider dem
T e n t s ch l a n d das Verderben / stellt j h m vor
äugen allerlei) Plagen / m i t welchen es zu straf-
fen / als Krankheit / Krieg / Armnth / Hnngers-
nvth / re.

Vindicta: Nuper feci damnatorum spectaculum,

Propono nunc miseriam mortalium — — —

N. G.: Erst neulich ließ ich schauen der Verdammten Pein:
Heut' zeige ich, was Elend bei den Sterblichen.

4. Cardinal Otto erhält bei) dem 'Bapst
) n I i o III. d i e F r e y h e i t für ein Hohe S ch n l I
neben vere h r u n g eines v erg ulten Hammers /
d a r mi t in selbigen / als Iub e lIah r die gülden
Porten geöffnet worden / mit ermahnnng / Er
solle jhm solchen lassen ein Denckzaichcn sehn /
wie er als ein rechter geistlicher Hammer Gottes
/ sollte die Ketzerei) seines Vatterlands zer-
knif et) eii (sic) vnd weil Cardinalis solches durch
ein newe Hohe Schul zu erhalten vcrhoff't / hat
er gemeldten Hammer selbiger geschenkt / vnd
in jhrem Wappen zu führen gegeben.')

Diese Scene ist höchst interessant, sie spielt in Rom
kurz nach der Wahl Julius III. (8. Februar), also etwa
März 1550.

Im lateinischen Texte geht dem historischen Verlauf ent-
sprechend Nr. 5 als scena 4a voraus,, demnach ist diese Seena
quinta.

Otto hebt wieder mit der alten Klage an:

Triginta ab annis amplius Germania
Adusque nostra tempora haereseos jugo
Opressa jacet — — — — — — — —

Seit mehr als dreißig Jahren liegt Germanien
Darnieder, bis auf unsre Tage unters Joch
Der Häresie gebeugt — — — — — —

Doch er weiß praktische Vorschläge zur Besserung, wenig-
stens für Schwaben:

— — — — fore utilius nihil

Quam constituere in Sueviae finibus
Academiam(,) in qua Tlreologi artes commode
Possint doceri et imbui aeque moribus
Atque scientia iuventus. Quaeritur
Urbs apta literario mercatui(:)

Dilinga nulli ex oppidis Germaniae

') Julius III. bestätigte die Erhebung der Dillinger Anstalt zur
Unviversität schon durch die Bulle-Copiosus-vom 6. April 1551. Durch
den Krieg Btoriz' (Akt 1 Nr. 3) wurde auch die Ucbergabe des er-
wähnten Hammers verzögert. Das Universitätswappen zeigt denselben
int rechten blauen Feld, die Devise lautet mit Anspielung darauf:
Verba mea quasi ignis et quasi malleus conterens petram. Heute
befindet sich der Hammer im Nationalmuseum in München. Näheres
behält sich der Verfasser ans später vor.

Propter quietem postliabenda est et situm
Musis amicum; quaeritur de sumptibus?-
Ego patrimonium omne profundam lubens(,)
Ut orthodoxa capiat augmentum fides,

Pater obsecro — — — — •— — — —

l’arisianae Academiae sit filia
Ut et Bononiensis haec Academia

P o n t.: Immunitates quas petisti indulgeo
Academiaeque Parisiensis filiam
Ut et Bonon ensis esse Academiam
Tuam volo, decerno, jubeo. Caetera
Mandabimus capit-a exprimi in diplomate
Jam vita'cum sit inter haereticos tibi
Agenda dono malleum(,') porta aurea
Quo nuper est reserata tanquam symbolum(:)

Tu fac(:) Malleus sis conterens petras haeresium
Q t li o: — — — — — — —

Quia vero fidere non mihi tantum audeo(,)

Ut malleus sim conterens petras ego(,)

Academiae hunc ipsum lheae donüm offeram(,)

Ut abunde suppleat, quod in me deficit.

— — — — Kein besser' Mittel wüsste ich

Als daß man eine Akademie') in Schwabens Gan'u

Errichte, wo die Theologen könnten leicht

Die Wissenschaft erlernen und die junge Schar

An Zucht und Wisseu gleicher Weis' Geschmack gcwänn'?)

Und fragt sich's um die Stadt geeignet für den Markt

Der Wissenschaften: Dillingen steht keiner nach

Von Deutschlands Städten, ruhig ist's fürwahr

Und seine Lage freund den Musen. — Fragt es sich

Dann um die Kosten, gerne geb' ich völlig hin

Mein Erbgut, daß der rechte Glauben Aufschwung uehm'?)

Ich bitte dringend Vater — — •— — —
Daß der Pariser hohen Schule Tochter sei
Wie auch der Bologneser, diese hohe Schul,

Papst: Die Freiheiten, die Du verlangst, gewähre ich;
Daß ferner der Pariser Hochschul Tochter sei
Wie auch der Bologneser deine hohe Schul'

Das will, beschließe und befehle ich?) Das Diplom
Soll weit're Punkte noch enthalten. — Da indes
Du leben mußt in mitten von Häretiker»,

Schenk ich den Hammer. Dir, womit das gold'nc Thor
Erst jüngst eröffnet wurde, als Symbol. Wohlan!

Der.Häresien Fels zerschmetternder Hammer sei!

Otto: (bedankt sich, meint aber) — — —

Doch da ich solches mir nicht zuzutrauen wag',

Ein felszerschmettcrnder Hammer zu sein, so schenk' ich ihn
Als Angebinde meiner Hochschul': überreich
Soll sie ersetzen dann, was meiner Kraft gebricht.

(Fortsetzung folgt.)

') Noch ein Visitationsprotokoll des päpstl. Kommissärs D. Thomas
de Esmaldis vom I. 1741 beginnt: »Academia Dillingana est sola
catholica per totarn Sueviam« (Bisch. Arch. Augsbg.). Es habe»
zahlreiche schwäbische Adelige, Welt- und Regularkleriker aus den ver-
schiedensten Klöstern Schwabens in Dillingen studiert.

2) Diese Gedanken, wie auch die Bemerkung über die Wahl Dil-
lingens, sind dem Traditionsinstrument des Kardinals vom 25. April
1569 entlehnt. Außer der natürlichen Lage tvar auch Dillingens Charakter
als fürstbischöflicher und ungemischt katholischer Stadt maßgebend. Eine
ganze Reihe von Bischöfen zog selbst den Aufenthalt ans dem Dillinger
Schloß dem in der unruhigen Reichsstadt vor.

'■) lieber 100 000 fl. kosteten ihn die Anstalten zu Dillingen. Er
selbst erzählt davon in dem angezogenen Traditionsinstrument. Er setzte
auch das Seminar als Erben ein; doch war bei seinem Tode kein Ver-
mögen mehr vorhanden. Er war bei Lebzeiten öfters in Geld-
verlegenheiten, zunl Teil auch seiner Prachtliebe wegen, ja er mußte
einmal sogar wegen seiner Gläubiger das Land verlassen. (Braun,
Gesch. d. B. v. A. III S. 494 ff. S. 510 f., P. B. Duhr S. J. im
„Hist. Jahrbuch d. Görres-Ges." 186. S. 184 f. S. 179.)

') Bullen Julius III. 8. März 1549 und 6. April 1551.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Vvlksblatt".
 
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