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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.17221#0003
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3

Himmelszeichen gesehen, nicht wenig erschracken und hierüber
nicht viel Gutes prognostiziert haben. Wie denn auch dieses
Himmelszeichen zweifelsohne von Gott uns zur Warnung zu-
geschickt und eine Vorlenchtnng oder Bedeutung vieler dem
Gotteshaus daraus zugestoßener Fatalitäten und Unglücksfälle
war.

(Fortsetzung folgt.)

Einige Mitteilungen über die Gmünder Latein-
schule ans dem Anfang dieses Jahrhunderts.

Als die Reichsstadt Schwäb- Gmund an Württemberg
kam, war ihre Lateinschule in den Händen der Frau ziskan er.
Es dürfte wohl nicht ohne Interesse sein, den ersten Schnl-
bericht zu lesen, den der Quardian Pater Pius Lang unter
dem württembergschen Regiment erstattete.

Derselbe lautet also: „Um die Ucbersicht der befohlenen
Schuleinrichtnng auch von seiten des hiesigen Gymnasiums
ganz vollständig zu machen, habe ich die Ehre, die an mich
erlassenen Fragen also zu beantworten.

A. Zeither waren jedes Jahr dreh Patres Professores
angestellt, wofür unser Kloster jedesmal 150 fl. an Geld und
9 Klafter Holz erhielt.

B. Der Erste Professor gab Rhetorik und die Dicht-
kunst, der Zweite Groß- und Klein-Syntax samt der lateini-
schen Anleitung zum Briefe-Schreibeu und Versemachen, der
Dritte aber die Erste und Zweite Grammatik nach dem Brö-
derischen Schulbuche. In der Rhetorik und Syntax lehrte
man zeither nach dem Oesterreichischen Schulbuche. Nebst der
lateinischen Sprach-Lehre wurden in jeder Schule noch fol-
gende Gegenstände nach bestinnnten Abteilungen behandelt, als
Kristlicher Unterricht, Natur, Bibel und Welt-Geschichte,
Himmels- und Erde-Beschreibung, Nechenkunde, Anleitung zur
deutschen Sprachlehre und Bersknnde. Zur Uebersetznng hatten
Wir in der Rhetorik den Cicero, Virgil und Horatius. In
der Syntax die Briefe des Cicero, den Ovid und das Schul-
buch. In der Grammatik den Cornelius Nepos und die
Sammlungen des Bröders.

C. Die Schulzeit war am Montag, Mittwoch und Frey-
tag jede» Morgen von 8 bis 10 Uhr, Nachmittag aber von
1 bis 4 Uhr, wo jedesmal von 2 bis 4 Uhr pro loco ge-
schrieben wurde. Am Dienstag, Donnerstag und Samstag
war die Morgenschule wie an obigen Tagen, nur war an
beyden Erstern Nachmittag Vakanz, an dem letzter» aber, so-
wie an jedem Feyerabend nur bis 3 Uhr Schule, wo dann
allezeit repetirt nrd geistliche Vorlesung gehalten wurde. Nach
Ostern war jeden Dienstag und nach Pfingsten auch noch
jeden Donnerstag ein ganzer Vakanztag. Fiel aber ein Feyer-
tag darauf, so wurde an beyden Tagen auch wie sonst Schule
gehalten.

D. Da nun obige Schulbücher nicht mehr zu habe»,
und auch dem wirklichen Zeitgeiste kaum mehr anpassend sind,
so mag nach unser aller Einsicht vor allem andern der zeit-
herige Schulplan

a. nach wirklichem Geschmacke ganz verbessert und unser
ganzes Gymnasium mit neuen Schulbüchern versehen werden.
Zn diesem Ende sollte auch jeder Pater Professor mit seinen
Zöglingen aufsteigen und nicht, wie zeither, alle Jahr ver-
ändert werbe», indem dabey manches Subjekt zurückbleibt.

b. Weil dann auch wirklich Manche studieren, die weder
Kopf noch Aussicht haben, so wünschen wir recht sehr, man
möchte bei Eröffnung des nächsten Schuljahrs eine genaue

l Prüfung hierüber anstelle» und nur die Fähigen noch nach
ihrem Schulrange aufsteigen lassen. Würde dann diese Prü-
fung von der neuen Schulkommissiou alljährlich vorgenommen,
wie viel Gutes würde nicht daraus für Aeltern und Schüler
quellen?

c. Da uebstdem die für Jugend und Wissenschaft So
allgemein verderbliche Kriegszeit auch in dem hiesigen Staate
ihre traurigen Spuren zurückließ und also die Patres Pro-
fessores nicht mehr allein im Stande sind, der Tugend und
Wissenschaft den gehörigen Schwung zu geben, so ist unser
ernstes Bitten an den Staat, uns sowohl von Seiten der
augestellteu Schul-Commission als auch von Seiten der Ael-
tern und Kostherrn, welche Schüler bey uns haben, in jedem
Falle den schuldigsten Beystand zu leisten.

6. In dieser Absicht sollten auch neue Schulgesetze ge-
macht und dann alle Jahre beim Anfänge der Schule von der
Schnl-Commission öffentlich abgelesen und im Uebertretnngs-
falle nnrücksichtlich von Ihr selbst verteidigt werden.

e. Dann sollte zur Bezeichnung des steigenden Schnl-
und Sittenfleißes gedachte Commission auch Monatlich wieder
in die Schule kommen und unsere Zöglinge nach den ver-
fertigten Aufgaben und genusmäßig mündlich beantworteten
Schulfrageu Selbst prüfen.

f. Deßwegen könnten auch fernerhin die öffentlichen Oster-
und Endsprüfungeu beybehalteu und der Stndicrfleiß per-
sönlich belohnt werden.

g. Und um den Jünglingen auch mehrere Zeit sowohl
zum Studieren als auch zur Musik, Zeichnungs- und fremder
Sprachenkunde zu verschaffen, so könnte es nicht ohne gute
Folge seyn, die vielen Vakanztäge nach Ostern und Pfingsten
zweckmäßig einzuschränkeu, und die Schulstunden überhaupt
zum Besten der studierenden Jugend besser einzutheile». Schon
mancher fähige Kopf blieb deßwegen zeither in der Musik und
den andern Fächern zurück.

In Da endlich zur zweckmäßigen Aufnahme des Gym-
nasiums ein gleichzeitiger Büchervorrath unumgänglich uoth-
wendig ist und es auch an Landkarten samt andern Scbnlbe-
dürfnißen fehlt, dieses alles aber aus dem eigenen Vermögen
der Patres Profefforen nicht angeschafft werden kann, so
wollen Wir schlüßlich gebethen haben, Uns jederzeit die ge-
hörige Schnl-Bedürfniße vom Schulfond aus anzuschaffen und
auch für die Patres Professoren Selbst einen hinlänglichen
Jahrgehalt ausznwerfeu, damit sie nicht wieder wie zeither
durch Neben-Instruktion ihren Unterhalt verdienen müssen.
Ein Uinstand, der manchen ehrlichen Mann zum zeitlichen
Sclaven der Aeltern und seiner Zöglinge macht!

Dies find nun kurz die Aendernugen zum Besten unseres
Gymnasiums, die wir für nothwendig finden und hiemit zur
Benehmigung höherer Einsicht vorzulegen die Freyheit neh-
men. Wir stehen zu jeder Einrichtung bereitet und werden
nach allen Kräften derselben beypflichten." Pater Pius Lang,
Quardian.

Trotzdem aber, daß P. Lang so gesunde Ansichten über
das Schulwesen entwickelte, wurde doch durch Dekret des K.
katholischen geistlichen Rates (jetzt K. katholischer
Kirchenrat), unterzeichnet von Cannncrer und Schedler, vom
6. Oktober 1810 bestimmt, daß die drei Präzeptoren mit dem
Bruder und Mesner Willibald Maurer, die lateinische Schnl-
anstalt, die Studenten, die Kirche mit dem Gottesdienst, die
Kirchen- und Schulgebäude samt Garten, die Administration
und Oekonomie nicht mehr unter dem Quardian P. Lang stehen
sollen. Den Titel als Quardian, heißt es, darf er behalten
und mit den Patres Mansnet Franz und Elzer Arnold, sowie
 
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