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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.17221#0009
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eilage MM

Nr. U-

von Schwaben.


Nus einem schwäbischen Reichsstiste im vorigen
Jahrhundert.

Bvn Amtsrichter n. D. Beck.

(Fortsetzung.)

Den 13. Juli 1738 rückte in Schusseuried die zur Ansma-
chung dieses Holzhandels, sowie auch zur Finalisierung anderer ge-
schlossener Verträge mit Warthansen wegen Korneliergüter, Kir-
chen- und Heiligenrechnnngen k. von der Regierung in Innsbruck
bestellte Kommission an, bestehend aus dem Landdogteiverwalter
Guldinast von Weingarten, dem Kanzler Knen mit ihren
Aktuaren, seitens Warthausen aus dem Oberamtmann Rom-
berg, und verweilte bis 20. Juli. Die Nomberg, Straßer,
Gnldinast, Knen rc. waren oberschwäbische Beamtensamilien
im vorigen Jahrhundert; ein Jakob Christoph Straßer, öster-
reichischer Regimentsrat rc., war 1724—1748 Landvogt in
Altdorf; Fleckenammänncr daselbst waren: Joh. Konr. Gnl-
dinast von 1701 — 1717; Franz Joh. Romberg von 1717—1733;
Kaspar v. Straßer von 1753—1758. Die meisten herr-

schaftlichen Beamten des vorigen und XVII. Jahrhunderts
in Oberschwaben gingen durch die Schule der Landvogtei in
Altdorf mit ihrem ausgedehnten Verwaltnngsapparat. Im
vorigen Jahrhundert bildeten die Verwaltungsstellen der Land-
vogtei ein eigenes Kollegium, welches den Namen „Oberamt"
führte und ans folgenden fünf Mitgliedern bestand: 1. dem
Landvvgt selbst als Vorstand, 2. dem Landrichter als Ober-
amtsrat, 3. einem Oberamtsrat als solchem, 4. dem Rent-
meister und 5. dem Landschreiber mit einem Registrator und
zwei Kanzlisten. Unter dem Oberamte standen der Landschafts-
einnehmer, der Forstmeister mit 18 Gehilfen und Jägern, der
Oberzoller und eine ganze Reihe niederer Beamten und Be-
diensteten.

Auch das Schussenrieder Faktotum, der schon genannte
Franz Jos. v. Frey, hatte zu Alldorf bei der Landvogtei und
Landgericht praktiziert; geboren war er den 1. September
1705 in der großen Seestadt Mnnderkingen, zu Salzburg
früher publicus repetitor und für. ritr. Lic., galt er bald
als tüchtiger Jurist und wurde den 3. August 1733 znm
Kanzleiverwalter in Schusseuried bestellt. Am 17. September
>735 hatte er sich mit Katharina Elisabetha (alias Katharina)
Mahlern,, des Zahlmeisters Tochter von Mörsburg, einer
hübschen Person, „welche viel Mittel hatte und mehr geerbt",
vermählt und wurde mit derselben zu Steinhaufen getraut.
Diese Maßlerin sollte schon vorher mit dem Schussenrieder
Kloster-Oberamtmann Michael Landolt von Mörsburg, welcher
sie als Obervogt des Hochstiftes Konstanz zu Ittendorf kennen
gelernt, verlobt gewesen sein; „indem er aber kein Weltmensch,
sondern modestissimus, piissimus, in omnibus dictis et
factis suis plane inculpabilis und mehr homo religiosus
als saecularis war, so hatte er sponsae suae per cessionem
officii in quantum potuit satissaciert und derselben statt
seiner einen anderen, nämlich den Frey substituiert". Damit
nicht genug — legte er am 21. Januar 1737 seine seit 1732
lobwürdigst verwaltete Oberamtmannsstelle nieder, cedierte
solche ebenfalls — also spartam und Martliam — unserem
Fvey und trat in den Benediktiner-Konvent in Villingen unter

dem Klosternamcn Bernhard als Novize ein. „Das motivum
principale, daß er seinen Posten samt der Welt verlassen,
sollen die gewöhnlichen Kreiskonvente gewesen sein, indem er
oft äußerte, daß die Kreisbeamten wegen Abstehlung so vielen
ungerechten Geldes und Banernschweißes nicht könnten selig
werden". Schusseuried hatte zu seiner Primiz den P. Prior
Bened. Mezler entboten und bald nach derselben zeigte sich
Landolt zu Schusseuried »nd hielt am Magnnötage 1739
unter ungeheurem Zulaufe die Festpredigt, denn alle Welt
wollte den vormaligen Kloster-Oberamtmann nun in der Knttc
und auf der Kanzel sehen. Nicht lange stund es an, so wurde
er in seinem Kloster Großkeller und Prior, starb aber nach
wenigen Jahren. — De» Kanzleiverwalterposten hatte der
zuerst als Kassierer aufgenommene studierte Jurist Jos. Leon-
hard Banr von Wasserburg am Bvdeusee erhalten, welcher
vorher ebenfalls in Weingarten praktiziert und daselbst einige
Zeit Offizial war. Banr verehelichte sich am 16. Januar
1741 mit Marianna Maderin von Ueberlingen, „ist uns und
den Unterthanen höchst angenehm, redet auch französisch und
was welsch". Sie ließen sich ebenfalls in Steinhaufen durch
ihren Vetter, den Dekan v. Hofs (?) trauen; „der ganze Zug
bestand in sechs Kutschen; das Gastmahl war im oberen
Wirtshaus; den ganzen Tag wurden sie im Kloster gespiesen,
der Hochzeiter gab dem Konvente am 19. einen Schmanß und
dazu ein kostbares Glas Hilzinger Wein". In Hilzingen im
Höhgau, wo einst (den 12. Juni 1525) der tapfere Max
Sittich von Eins die aufrührerischen Rheinthaler, Appen-
zeller und Höhgauer Bauern zu Paaren getrieben, gaben sonst
nur einige Lagen einen guten Tropfen; in größerer Menge
wuchs daselbst der saure, an dem sich, wie die Rede ging, der
Ungewohnte die Abzehrung trinke» würde, der aber dem ver-
trauten Magen ganz gut bekommt. Banr stand noch um 1765
in Schnssenriedschen Diensten und war mittlerweile znm Rat vor-
gerückt. Nach über 30jährigen treuen Diensten in Schusseuried
ging Frey am 4. Januar 1764 zur ewigen Ruhe ein. Von
dem großen Ansehen, in welchem dieser treffliche Oberbeamte
beim Stifte stand, legt die Thatsache Zeugnis ab, daß er der
seltenen Auszeichnung würdig befunden wurde, in der Kloster-
kirche (im linken Seitenschiff unterhalb des Magnnsaltareö)
beigesetzt zu werden. In dem noch erhaltenen Epitaphe,
welches oben das Freysche Wappen: ein Löwe mit einer Par-
tisane, ziert, heißt es u. a.: vir praenobilis, strenuus ac

consultissimus. summa cum laude XXX omnino

annis addixit operam in rebus dubiis consilium, in con-
siliis oraculum .... qui verg nomen et ornen habuit
etenim a naevis juridicis Liber semper exstitit, .... qui
pro jure et justitia semper invictus steterat .... jam
jacet tacet consilium, mutum est oraculum, Solus spiritus
ad Eum, qui dederat illum, Liber abiit ut qui jus suurn
cui reddidit, justitiae coronam recipiat .... Ein Sohn
dieses Schussenrieder Oberbeamten, Fried. Marquard v. Frey
(geb. im Jahre 1744, ch 20. Juli 1794 in Schusseuried),
wurde zuerst Kanzleiverwalter, dann Oberamtsrat in Schnssen-
ried und ehelichte am 12. Juli 1773 Maria Theodora von Nen-
müller-Bnrgstall ans Dietenheim (geb. 15. August 1754 da-
selbst, f am 14. November 1837 in Schusseuried), Tochter
 
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