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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0097

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Deutsche Kunst-Zeitung.

t

Siebenter Jahrgniig.

M 11. <

littansgrgtbfii und rrdigirt
von

Br. Max Schasler,

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.

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INll

Abhandclndcr Artikel: Die Tradition der gothischen Baukunst,
Schinkel gegenüber von I. K>

Korrespondenzen: i Mit nchen, d. 12. März. (Maskirte Abend-
miterhaltnnq der Künstler.) — hl. B o l o g n a im März. (Aka-
demie). — Turin, im März. (Knnstverein.)

Knnstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Düffel-

alt:

dors, Köln, München, Wien, Antwerpen.

Kunstgeschichte und Antiquitäten : lieber Winckelman». (Schluß.)
Knnstinstitllte und Kunstvercine: Versammlung des wissen
schastlichcn Kunstvereins in Berlin. — Die Kunst und das
Budget.

Bricskastcn.

Aie Tradition der gothischen Waukunst, Schinkel gegenüber.

Von I. K.

In Deutschland wurde die Tradition der Baukunst zuerst
durch Göthe und darauf mit höherer Energie durch die
romantische Schule angeregt. Ihre eigentliche Wirksamkeit
begann aber erst mit der Zeit, als das Interesse für die
Erhaltung der alten gothischen Denkmäler auch unter den
Männern der Wissenschaft rege ward. Von Seiten der
Künstler wurde auch hier die Zahl der Anhänger sehr groß,
weil der gothische Stil eine sehr gefällige Handhabung des
rein Formellen gestattet. Denen aber, die erfüllt waren
von griechischem Formgefühl, wurden die Worte eutgegcn-
geschleudcrt: Wer sind die Männer, die unsere Heiligthümcr
entweihen wollen? hat nicht das Mittelalter uns die For-
men vorgebildet, die unser christliches Bewußtsein erfüllen?
Fort daher mit der heidnischen Kunst, die wir nicht ver-
stehen — gebt uns, was dem heimatlichen Boden entsprossen,
gebt uns, was unserer Väter Brauch! —

Als ob Kunstformeu, in denen eine ewig gültige
Wahrheit für alle Geschlechter ausgesprochen ist, jemals

bloß heidnische, hellenische oder germanische sei» könnten!

Wenn so auch in Deutschland die Wiederbelebung der
mittelalterlichen Baukunst verkündet wurde, so ist dagegen
an sich nichts cinzuwendcn, da wir Beispiele haben, in
denen die Fortbildung einzelner Ucberlieferungen glücklich
gelang. — Aber wer nicht vom Reflexe streitender An-
sichten geblendet ist, muß sich gestehen, daß in einem un-
bedingten Anschluß an die Tradition ein künstlerisches Ver-
dienst nicht zu finden ist, daß solche Versuche mit dem
baugcschichtlichen Fortschritt nichts zu schaffen haben.

In der Zeit als Schinkel auftrat, gab es bekanntlich
noch keine besondere Form für den evangelischen Kirchenbau.

Man benutzte entweder ohne Unterschied die mittel-
alterlichen Kirchen und suchte sich mit dem neuen Kultus
i» den alten Räumen nach Möglichkeit einzurichten, oder
man begnügte sich mit neuen Bauwerken, die aber eben-
sowenig kirchlich erbaulich, als künstlerisch erhebend wirkten.
— Dieß ist sehr begreiflich. Denn nach den verheerenden
 
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