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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 7.1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.13516#0105

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Deutsche Kunst-Zeitung




ReranLgegkbkn und rrdigirt


Siebenter JnhiMiig.

) von .

23. Marz }

/ JVI 12. f

I Dr. Max Ichasler,

1 1862.


y Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin. <


Abonnemcntsbcdingungen.

„Die DivSIuren" erscheinen wöchentlich (Sonntags) in l—iz Bogen 4io !> 1. Wir Deutschland sannntliche pollanNaÜen. Luch- und Aunllljandlnnqcn

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Vas Kednctionshurean (Wilhelmsstn. 25, Ecke der Puttkanunerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.

2 nli

Abhandcludcr Artikel: Die Tradition der gothischen Baukunst,
Schinkel gegenüber von I. K- (Schluß )

Korrespondenzen: © Wien, den 18. März. (Ausstellung des
österr. Knnstvereins.) — % Bremen, im März. (Die dies-
jährige Kunstausstellung des Norddeutschen Gesammtvereins.)

Klinstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten ans Berlin, Potsdam
Köln, Düsseldorf, Weimar, Hamburg, Wien, Pesth, t Mün-

alt:

chen, Waat, Paris, Turin, Madrid, Toledo, Antwerpen,
London.

Kunstlitkratur und Album: 1>r. S t e g m a n n, Ornamentenschnle.
— H. v. Dedenroth, Hermann. — F. Schmidt, Preu-
ßens Geschichte.

Kiiilstinstitlitc und Kunstocrriuc: Das Schinkelfest.

Iie Tradition der gothischen Aaükunst, Schinkel gegenüber.

Bon I. K.

In dem sogenannten schönen Stile der Gothik war
der Strebepfeiler eines der wichtigsten Motive für die de-
korative Ausbildung der äußeren Architektur; er trägt als
Dach zuweilen eine graziöse Spitzsäulc, welche oben mit
einer Kreuzblume, an den Kanten mit sogenannten Bossen
geschmückt ist. Ja, im Hochmittelalter kerbte die schöpfe-
rische Hand des Bildhauers den Körper dieser Fiale aus,
damit der Heiligenkultus in die so gewonnene Nische eine
Madonna oder ein anderes engelhaftes Wesen hinein-
stellen konnte.

Durch solche Ideen erhielt zwar dieses Architekturshstem
einen eigenthümlichen Reiz, aber wie Schinkel überall in
den historischen Erscheinungen das Zeillichbedingte von
dem Wesentlichen zu trennen suchte, so konnte er sich auch
in folgerichtiger Konsequenz jener Vereinfachung des ge-
sammten Strebeshstems, welche wir in all' seinen Plä-
nen wahrnchmcn, nicht entziehen. — Hierzu kommt,

(Schluß).

daß der Strebebogen, wenn auch ein kühner Konstruktions-
gedanke, also rein statischen Motiven entsprungen, dennoch
de» ästhetischen Gesetzen, welche die Kunstphilosophie der
Neuzeit als wahr erkannt hat, nicht Genüge leistet; denn
sonst wäre die Baukunst ja nichts weiter, als eine durch
architektonische Formen illuftrirte Mechanik.

Solchen Abwegen sich diametral gegenüberstellcnd be-
trachtete Schinkel nun die Anlage von gleichhohen Schiffen
— weil mit jener Vereinfachung deö Strebeshstems die
Unterdrückung des höheren Mittelschiffes Hand in Hand
geht — die Hallenkirche, als eine nothwendige aber natür-
liche Entwickelung. Zwar ist sic in ästhetischer Beziehung
eine Ernüchterung des vielfach gegliederten reichen Systems,
wie es die französische Gothik im dreizehnten Jahrhundert
kennt, aber, wenngleich schon der katholischen Zeit ent-
sproßcn, ist sie doch für den protestantischen Gottesdienst
nicht ungeeignet, weil sie einmal größere Intervalle der
 
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