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Tiefe Nebel begleiteten uns bis ins Innthal; dort
stiegen sie empor und enthüllten meinem erstaunten Auge
geahnte, aber nie für möglich gehaltene Pracht. Rauch
war die Güte und Theilnahme selbst, voller Freude über
die meinige. Als er am andern Morgen früh 6 Uhr
von Innsbruck abreiste und ich zurückblieb, um den-
selben Tag wieder nach München umzukehren, da wurde
mir der Abschied unendlich schwer; ich sah, daß er auch
ihm nicht leicht war. Meine ganze Liebe, Verehrung
und Dankbarkeit folgten dem trefflichen Meister und
Freund."
Bis hierher gehen die persönlichen Aufzeichnungen
Rietschels. Das Weitere verdanken wir der Feder
Oppermanns, über dessen höchst interessante Mittheilnn-
gen und einsichtsvollen knnstkritischen Bemerkungen wir
nächstens unter der Rubrik „Literatur" berichten werden.
Korrespondenzen.
B. Danzig, October 1863. (Prachtwcrk des Pro-
fessor Schultz.) Bezug nehmend auf die Mittheilung
in Nr. 36 d. Bl. freut cs mich mittheilen zu können, daß
die Zeichnungen für die beabsichtigte Fortsetzung von I.
C. Schultz großem Werk „Danzig und seine Bau-
werke in malerischen Radirungen" nun vollendet
sind, einige deren auch schon radirt. Gegenstand dieser
neuen Darstellungen sind.-
1. General-Ansicht von Danzig vom Hagelsberge. —
2. Innere Ansicht des Querschiffcs der Marienkirche. —
3. Ansicht der Jopengasse, in deren Hintergründe der Thurm
von St. Marien. — 4. Hausflur (Rokoko) des Hauses Frauen-
gasse 18 in seinem ursprünglichen Zustande. — 5. Haus-
flur (Rcnessance) des Hauses Brodbänkengasse 11 in seinen
ursprünglichen Zustande. — 6. Großer in Holz geschnitz-
ter Fensterrahmen eines Hauses in der Looggasse. —
7. Ansicht des Schumannscheu Hauses in der Looggasse. —
8. Geschnitzte Treppen in dem Hause Jopengasse 25. —
9. Beischlag auf der Pefferstadt. — 10. Ansicht des Eng-
lischen Hauses. — 11. Ein Theil des „Jüngsten Gerichts"
aus der Schule der von Eick in der Marienkirche in Um-
rissen. (Es giebt davon noch keine irgend genügende Pu-
blikation, außer in Photographie.) — 12) Hausflur deö
Hauses Jopengasse 8. — 13. Hausflur (Renaissance) des
Hauses Brodbänkengasse 23.
Durch diese dritte Folge wird der Werth des ganzen
Werkes nicht unbedeutend erhöht, indem gewisse Lücken
ausgefllllt werden, die bisher bemerkbar, wenn man das-
selbe nicht nur als eine höchst interessante und werthvolle
Sammlung malarischer Stadt-Prospekte, sondern auch als
vollständige Darstellung der für Danzig charakteristischen
Baulichkeiten betrachtet.. — Es fehlten bisher z. B. die
schönsten Beispiele von Fayaden der reinen Renaissance,
das englische Haus und das Schumann'sche Haus. Es
fehlten ferner mehrere Darstellungen der für Danzig ganz
besonders charakteristischen, oft mit großem Luxus ausge-
statteten Hausflure (wobei Gelegenheit ist, die reichge-
schnitzten Möbel, Schränke, Tische, Spiegel, Stühle n. s. w.)
zu zeigen, die sich in unserer Stadt zerstreut noch in großer
Anzahl finden. Dieser Hausflure giebt es zwei ganz ver-
schiedene Arten, aus der Zeit der Renaissance und aus der
später» Zeit des üppigen Rokoko. Bon beiden Arten
werden jetzt ausgezeichnete Beispiele geliefert. Es ist auch
Hoffnung vorhanden, noch die innere Ansicht einer Wohn-
stube, mit Einblick auf einen der so malerischen Höfe, die
jetzt zerstörte gothische Fayade eines Hauses und einige
der schönsten Portale zu erhalten. Die Ansichten der
Jopengasse und des schönen Beischlags auf der Pfefser-
stadt, beide so charakteristisch für Danzig und wohl einzig
in der Welt darstehend, sind nicht weniger willkommen.
Kunst-Chronik.
Berlin. — Die städtische Deputation für das Schiller-
Dcnkmal hat, bevor sic zur Entscheiduug über die zur
engeren Konkurrenz gekommenen Modelle der Bildhauer
Begas und Siemering geht, noch ein künstlerisches
Gutachten von einer dazu bestimmten Deputation, beste-
hend aus den Bildhauern Drake, Bläser, Fischer,
aus den Architekten Strack, Hitzig und Prof. Böttcher,
und aus den Malern vonKaulbach, vonKlöber und
Menzel eingesordcrt. Nächsten Sonnabend findet eine
Konferenz der beiden Deputationen dieserhalb statt.
— — Professor Schievclbein ist gegenwärtig mit
der Ausführung der Statue Winkelmann's nach dem Mo-
dell des verstorbenen Professors Wichmann beschäftigt.
Kiel. — Unter dem Nachlasse der Gräfin Auguste
Stolberg, der Freundin Göthe's, hat sich bei einem
Briefe des Dichters dessen verloren geglaubte eigenhändige
Federzeichnung des Zimmers, das er im Vaterhause ein-
nahm, wiedergefunden. Das kostbare Blatt ist von sei-
nem jetzigen Besitzer, Etatsrath Hegewisch hiesclbst, dem
Freien Deutschen Hochstist in Frankfurt a. M. zum Ge-
schenk gemacht worden, welchem cs bei Wiederherstellung
des Göthehauses in den Zustand nach deni Umbau von
1755 von hohem Werthe ist.
Pesth. — Der verstorbene Bürger Stephan Szilagyi
hat dem ungarischen Museum acht Oelgcmälde vermacht,
unter denen mehre historischen Werth haben, wie z. B.
die Bildnisse des Königs Mathias Corvinus, dessen Vaters
Johann Hunyady und Oheims Michael Szilagyi; ferner
spendete Herr M. Keßt dem Museum mehre werthvolle
Mosaikbilder.
Wien. — Es geht uns die berichtigende Notiz zu, daß
die in voriger Nummer erwähnten Stiche von Post nicht
nach Gemälden von Ruit er, sondern von Ruthart (aus
der fürstlich P au l-Esterh arzy'scheu Galerie) ausgc-
führt sind.
— — Fritz d'Allemand, der bekannte Schlach-
tenmaler, arbeitet an einem großen Gemälde für den
Festsaal des schönbrunner Schlosses. Es stellt einen
Moment der 100jährigen Stiftungsfeier des Maria The-
resia-Ordens im Juni 1857 dar.
— — Der Pofessor der Architektur und Dombau-
meister Friedrich Schmidt hat sich nebst acht seiner
besten Schüler nach Kaschau und in das Zipfer Comitat
begeben, um die Kunstschätze der ZipS aus der Jagelloni-
schen und Corvinischen Zeit aufzunehmen und zu zeichnen.
Der mit den Genannten reisende Archäolog Le hu er wird
bei dieser Gelegenheit historische und archäologische Studien
in dieser Gegend machen.
München. — Das bayerische Nat^onalmuseum
hat neuerdings einige höchst werthvolle Erwerbungen ge-
macht, von welchen hier nachfolgende Stücke hervorgehoben
werden: eine fast 50 Fuß lange und 10 Zoll hohe Rolle,
auf welcher alle Glieder der Nürnberger Patrizier-Familie
Starck abgcbildet sind; ein zierliches Schachbrett, welches
im Innern eine große Mannigfaltigkeit von Schnitzwcrk
zeigt, Alles im Jahre 1603 leider neu übermalt und ver-
Tiefe Nebel begleiteten uns bis ins Innthal; dort
stiegen sie empor und enthüllten meinem erstaunten Auge
geahnte, aber nie für möglich gehaltene Pracht. Rauch
war die Güte und Theilnahme selbst, voller Freude über
die meinige. Als er am andern Morgen früh 6 Uhr
von Innsbruck abreiste und ich zurückblieb, um den-
selben Tag wieder nach München umzukehren, da wurde
mir der Abschied unendlich schwer; ich sah, daß er auch
ihm nicht leicht war. Meine ganze Liebe, Verehrung
und Dankbarkeit folgten dem trefflichen Meister und
Freund."
Bis hierher gehen die persönlichen Aufzeichnungen
Rietschels. Das Weitere verdanken wir der Feder
Oppermanns, über dessen höchst interessante Mittheilnn-
gen und einsichtsvollen knnstkritischen Bemerkungen wir
nächstens unter der Rubrik „Literatur" berichten werden.
Korrespondenzen.
B. Danzig, October 1863. (Prachtwcrk des Pro-
fessor Schultz.) Bezug nehmend auf die Mittheilung
in Nr. 36 d. Bl. freut cs mich mittheilen zu können, daß
die Zeichnungen für die beabsichtigte Fortsetzung von I.
C. Schultz großem Werk „Danzig und seine Bau-
werke in malerischen Radirungen" nun vollendet
sind, einige deren auch schon radirt. Gegenstand dieser
neuen Darstellungen sind.-
1. General-Ansicht von Danzig vom Hagelsberge. —
2. Innere Ansicht des Querschiffcs der Marienkirche. —
3. Ansicht der Jopengasse, in deren Hintergründe der Thurm
von St. Marien. — 4. Hausflur (Rokoko) des Hauses Frauen-
gasse 18 in seinem ursprünglichen Zustande. — 5. Haus-
flur (Rcnessance) des Hauses Brodbänkengasse 11 in seinen
ursprünglichen Zustande. — 6. Großer in Holz geschnitz-
ter Fensterrahmen eines Hauses in der Looggasse. —
7. Ansicht des Schumannscheu Hauses in der Looggasse. —
8. Geschnitzte Treppen in dem Hause Jopengasse 25. —
9. Beischlag auf der Pefferstadt. — 10. Ansicht des Eng-
lischen Hauses. — 11. Ein Theil des „Jüngsten Gerichts"
aus der Schule der von Eick in der Marienkirche in Um-
rissen. (Es giebt davon noch keine irgend genügende Pu-
blikation, außer in Photographie.) — 12) Hausflur deö
Hauses Jopengasse 8. — 13. Hausflur (Renaissance) des
Hauses Brodbänkengasse 23.
Durch diese dritte Folge wird der Werth des ganzen
Werkes nicht unbedeutend erhöht, indem gewisse Lücken
ausgefllllt werden, die bisher bemerkbar, wenn man das-
selbe nicht nur als eine höchst interessante und werthvolle
Sammlung malarischer Stadt-Prospekte, sondern auch als
vollständige Darstellung der für Danzig charakteristischen
Baulichkeiten betrachtet.. — Es fehlten bisher z. B. die
schönsten Beispiele von Fayaden der reinen Renaissance,
das englische Haus und das Schumann'sche Haus. Es
fehlten ferner mehrere Darstellungen der für Danzig ganz
besonders charakteristischen, oft mit großem Luxus ausge-
statteten Hausflure (wobei Gelegenheit ist, die reichge-
schnitzten Möbel, Schränke, Tische, Spiegel, Stühle n. s. w.)
zu zeigen, die sich in unserer Stadt zerstreut noch in großer
Anzahl finden. Dieser Hausflure giebt es zwei ganz ver-
schiedene Arten, aus der Zeit der Renaissance und aus der
später» Zeit des üppigen Rokoko. Bon beiden Arten
werden jetzt ausgezeichnete Beispiele geliefert. Es ist auch
Hoffnung vorhanden, noch die innere Ansicht einer Wohn-
stube, mit Einblick auf einen der so malerischen Höfe, die
jetzt zerstörte gothische Fayade eines Hauses und einige
der schönsten Portale zu erhalten. Die Ansichten der
Jopengasse und des schönen Beischlags auf der Pfefser-
stadt, beide so charakteristisch für Danzig und wohl einzig
in der Welt darstehend, sind nicht weniger willkommen.
Kunst-Chronik.
Berlin. — Die städtische Deputation für das Schiller-
Dcnkmal hat, bevor sic zur Entscheiduug über die zur
engeren Konkurrenz gekommenen Modelle der Bildhauer
Begas und Siemering geht, noch ein künstlerisches
Gutachten von einer dazu bestimmten Deputation, beste-
hend aus den Bildhauern Drake, Bläser, Fischer,
aus den Architekten Strack, Hitzig und Prof. Böttcher,
und aus den Malern vonKaulbach, vonKlöber und
Menzel eingesordcrt. Nächsten Sonnabend findet eine
Konferenz der beiden Deputationen dieserhalb statt.
— — Professor Schievclbein ist gegenwärtig mit
der Ausführung der Statue Winkelmann's nach dem Mo-
dell des verstorbenen Professors Wichmann beschäftigt.
Kiel. — Unter dem Nachlasse der Gräfin Auguste
Stolberg, der Freundin Göthe's, hat sich bei einem
Briefe des Dichters dessen verloren geglaubte eigenhändige
Federzeichnung des Zimmers, das er im Vaterhause ein-
nahm, wiedergefunden. Das kostbare Blatt ist von sei-
nem jetzigen Besitzer, Etatsrath Hegewisch hiesclbst, dem
Freien Deutschen Hochstist in Frankfurt a. M. zum Ge-
schenk gemacht worden, welchem cs bei Wiederherstellung
des Göthehauses in den Zustand nach deni Umbau von
1755 von hohem Werthe ist.
Pesth. — Der verstorbene Bürger Stephan Szilagyi
hat dem ungarischen Museum acht Oelgcmälde vermacht,
unter denen mehre historischen Werth haben, wie z. B.
die Bildnisse des Königs Mathias Corvinus, dessen Vaters
Johann Hunyady und Oheims Michael Szilagyi; ferner
spendete Herr M. Keßt dem Museum mehre werthvolle
Mosaikbilder.
Wien. — Es geht uns die berichtigende Notiz zu, daß
die in voriger Nummer erwähnten Stiche von Post nicht
nach Gemälden von Ruit er, sondern von Ruthart (aus
der fürstlich P au l-Esterh arzy'scheu Galerie) ausgc-
führt sind.
— — Fritz d'Allemand, der bekannte Schlach-
tenmaler, arbeitet an einem großen Gemälde für den
Festsaal des schönbrunner Schlosses. Es stellt einen
Moment der 100jährigen Stiftungsfeier des Maria The-
resia-Ordens im Juni 1857 dar.
— — Der Pofessor der Architektur und Dombau-
meister Friedrich Schmidt hat sich nebst acht seiner
besten Schüler nach Kaschau und in das Zipfer Comitat
begeben, um die Kunstschätze der ZipS aus der Jagelloni-
schen und Corvinischen Zeit aufzunehmen und zu zeichnen.
Der mit den Genannten reisende Archäolog Le hu er wird
bei dieser Gelegenheit historische und archäologische Studien
in dieser Gegend machen.
München. — Das bayerische Nat^onalmuseum
hat neuerdings einige höchst werthvolle Erwerbungen ge-
macht, von welchen hier nachfolgende Stücke hervorgehoben
werden: eine fast 50 Fuß lange und 10 Zoll hohe Rolle,
auf welcher alle Glieder der Nürnberger Patrizier-Familie
Starck abgcbildet sind; ein zierliches Schachbrett, welches
im Innern eine große Mannigfaltigkeit von Schnitzwcrk
zeigt, Alles im Jahre 1603 leider neu übermalt und ver-