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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0145

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132

rade in Bezug auf Sionarbö*) itt demselben Sinne,- ferner
„Geistesivucht der Werke" (S. 183), „geistige Wucht" (S. 301),
auch „Wucht" allein (auf S-302 allein dreimal: Z. 3, 5, 10),
„Gesammtwucht des geistigen Inhalts" (S. 303), „Lebenswncht"
(S. 55 zweimal, S. 56, 59 und öfter), „Geistige Lebenstie.se"
(S. 272), „Lebensflllle" (S. 271, 296), „Innere Lebensfähigkeit"
(S. 299, 300). An der letzten Stelle — es ist von Terbnrgh
die Rede — findet sich auch als gelegentliche Erklärung die kurze
Definition, wenn man cs dafür nehmen will: „Die innere Le-
bensfähigkeit" (des Werkes) beruhe weniger in der Erreichung
gewisser Effekte lS. 299) als. „in dem einheitlichen innigen Zu-
sammenhang gci stiger Natnrideen der Erscheinung".
Letzterer Ausdruck gehört aber leider ebenfalls zu dcu Stichwör-
tern des Buches, die unerklärt bleiben. Oder wird die Bezeich-
nung „Innere Lebensfähigkeit" etwa dadurch verständlicher, daß
sie durch „Zusammenhang geistiger Naturideeu der Erscheinung"
definirt wird? Uns dünkt vielmehr: noch unverständlicher. —
Außerdem findet sich der Ansdruck „Innere Lebensfähigkeit" noch
auf S. 13. 17. 52. 54. 260. 269. 306 und öfter; daneben auch
eine ganze Reihe Synonyme, wie „LcbciiSfaktorcn" (S. 57),
„Lebensbediugnugen" (S. 62. 226. 309), „Lebeuswirkuug" (S. 57
und 2mal auf S. 271, ferner auf S. 301. 302. 303. 304.), und
zwar zum Theil als Epitheta nicht der Werke, (der Darstellung),
sondern des darzustellenden Objekts, der „Erscheinung". In die-
sem Sinne spricht er auch von „Lebensgehalt der Erscheinung"
(S. 209), von „Lebensgesetzen" (211) von „Lebeusllußerung der Er-
scheinung" (S. 7. 9. 56. 105. 165. 300. 301), ja sogar von
„Lebenssinn der Erscheinung" (S. 57. 174. 193. 205. 247.
und öfter).

Wir werden später Gelegenheit haben, noch mehr dergleichen
mystische Ausdrücke kennen zu lernen — mystisch freilich nicht
au sich, sondern nur thcils durch ihre cigeuthümliche Kombination,
theils durch den Mangel an Klarheit über Das, was der Vers,
damit in streugbegrcnztem Sinne sagen will — und schließen
hier mit der Doppelfrage: Bedeuten alle diese ähnlichen und
doch so verschieden nüaucirten Ausdrucke ihrem begrifflichen Inhalt
nach genau Dasselbe oder etwas Verschiedenes? Wenn Dasselbe,
warum diese den einfachen Begriff verwirrende Mannigfaltigkeit?
Wenn etwas Verschiedenes, worin unterscheiden sie sich? —
Diese Verschiedenheit wird nun nicht aufgczcigt, nicht einmal
angcdeutet, ja der ihnen allen etwa gemeinsame einfache Grund-
begriff, mag er nnn „geistige Lebenswncht" oder „Gesammtwucht
des geistigen Inhalts" oder anders lauten, wird nirgends weder
entwickelt noch erklärt, sondern lediglich sozusagen als gedankliche
Contrebaiide eingeschmuggelt. Und wir müssen sagen, daß der
Verf. mit dieser Contrebaiide sehr verschwenderisch umgeht. Seine
Begriffsausdrücke sind wie Chamäleons, welche fortwährend in
andere Farbeiitöne schillern oder wie Aale, die nirgends fcstge-
halten, freilich auch darum nicht gepackt und genau betrachtet
werden können. Glücklicherweise beruht darin nicht der Werth
des Buches; aber nur wenn man das Ganze mit allen seinen
Details durchgearbcitet hat und aus dem Unbestimmten und
Mystischen, was er sagt, durch Kombinition, ja zuweilen nnr durch
Intuition zur Erkeiintniß Dessen gekommen ist, was er sagen
will: erst dann ist man im Stande, ihn auch im Detail zu ver-
stehen. — Aber wir möchten ihm zu bedenken geben, daß in der
Dnnkelheit allein nicht entschieden die Tiefe liegt; und was das Werk
des Verf.'s betrifft, so möchten wir sagen: es ist tief, aber nicht
weil, sondern obgleich es dunkel ist.

(Fortsetzung folgt.)

Kostümkundc. Geschichte der Tracht und des Geräths
im Mittelalter von Herrin ann Weiß. Zweiter
Abschnitt) 2. und 3. Abtheilung (Schluß). — Stutt-
gart, Verlag von Ebner u. Seubert. 1863. 1864. —
(Schluß der Berichte in Nr. 8 und 14.)

Die doppelt umfangreiche Schliißlieferiing bringt auch den
Titel und die Vorrede zu dem ganzen Werke, über welche letztere
wir zunächst eine Bemerkung machen müssen. Der Verf. bemerkt

*) Auch in der Namensorthographie fehlt dem Verf. strenge
Konsequenz. Einmal schreibt er (S. 3) Lionardo, später dagegen
Leonardo; die Kirche S.Giovanni e Paolo wird einmal (S. 26)
S. Giovanno-Panlo, einmal (S. 64) S. Giovanne Paulo und
gleich darauf (S. 65) Giovanni e Paulo geschrieben; statt Ger-
brandt van den Eckhont lesen wir zweimal auf derselben Seite
(251) „Gebrandt van der Eckhont" und dergleichen mehr.

D. R.

Kommissions-Verlag der Ni colai'scheu Verlags-Buchhandlung

nämlich, daß es „lediglich auf äußeren Gründen beruhe, daß in
gegewärtigcr Schrift die Baulichkeiten nicht mit in Betracht ge-
zogen wurden." Wir möchten indes; bemerken, daß der äußer-
liche Grund, „das Buch solle nicht wieder so umfangreich wer-
den, als das Handbuch der Geschichte der Tracht, des Baues
und des Geräthes der Völker des Altcrthums", doch auch seine
innerliche Bedeutung hat. Die Architektur und ihre Geschichte
gehört in eine Kostnmkiiiide strenggciiommen nur rücksichtlich ihrer
Stilbeziehnng und ihres tektonischen Charakters hinein; nämlich
sofern sie für die Tektonik die allgemeinen Grnndanschaiinngen
darbietet und erklärlich macht. Wir haben dies schon in »nscrer
Kritik über die ersten Lieferungen der „Kostümgeschichtc des Alter-
thums" angebeutet und freuen uns, daß der Verf. — sei es nittt
ans äußeren und inneren Gründen — von dieser Sisyphusarbeit,
die Geschichte der Architektur in sein Werk mit hineinznziehen,
wenigstens für das Mittelalter, abstrahirt hat. Den Inhalt
dieser Schliißlieferiing betreffend, »vollen >vir uns »vie billig auf
eine strikte Inhaltsangabe beschränken, da cs in der That unmög-
lich ist, über den detailreichen und grade im Detail interessanten
Stoff auch mir annäherungsweise eine Uebcrsicht zu geben. Verfchwei-
gen können »vir jedoch nicht, daß »vir eö als einen »vcsentlichen
Verlust bedauern würden, »venu der Bcrf. — »vie er es thnt —
mit dem 14ten Jahrhundert sein Werk abfchließen und nicht das-
selbe in einer „Geschichte des nachmittelalterlichen Kostüms",
»venu auch nur bis zum Schluß des 17ten Jahrhunderts, fort-
führen »vollte.

Die Kostümgeschichtc der Völker des südlichen und mittleren
Europas »vird zunächst fortgesetzt (11—18. Jahrhundert); einen
»vesentlichen Theil dann bildet die Geschichte der ceremonicllen
Tracht der römisch-katholischen Geistlichkeit nach ihrer Trennnng
von dem griechisch-katholischen Priesterornat, so»vie der verschie-
denen Ritterorden. Dann folgt die Betrachtung des Geräths
ans den frühesten Zeiten der Ostgothen, Burgunder, Longobarden
und besonders Franken, »velche ebenso wie die Darstellung des
kirchlichen Geräths bis znm 13. Jahrhundert sortgeführt wird.
Hieran schließt sich dann die Betrachtung der weiteren Ausbil-
dung des Geräthes seit dem 13. Jahrhundert, und z»var des
kirchlichen, des häuslichen Geräthes, der Mnstkinstrumente, des
Jagd-, Fischer- und Ackergeräths, des Kriegs- und Bestattnngs-
geräths. Das letzte (4te) Kapitel endlich betrachtet die Völker
des westlichen Europas, insbesondere die Franzosen, Eugläuder
nnd Spanier. Den Schluß des ganzen Werkes bilden zivei
sehr umfassende und für das Nachschlagen allerdings noth-
wendige Jndices; zunächst ein Berzeichniß der 336 Abbildungen
nach ihren Quellen, sodann ein alphabetisches Sach-Namcnregister.

Wenn wir nunmehr auf die Masse und Mannigfaltigkeit
des von dem Verf. bewältigten und organisch verarbeiteten
Stoffes znrückblicken, so müssen wir außer seinem gewaltigen
Fleiß in der Sammluiig und Sichtung der Details besonders
seine Ausdauer und Gewissenhaftigkeit ui der Darstellung und
Veranschaulichung der einzelnen Abtheilnngen bewundern. Anßer
der Fülle des hier Gegebne» ist cs kaum minder zu rühmen,
welche Menge falscher Vorstellungen gerade über diese Jahrhun-
derte des Mittelalters die treffliche Arbeit hin»vegränmt. Zumal
den Künstlern »vird hier ein unschätzbarer Dienst geleistet; sie in
erster Reihe haben volle Ursache, sich dieses schönen Resultats des
hingcbendcii »viffenschaftlichen Eifers ihres ehemaligen Genossen
zu freuen. Die zahlreichen erläuternden, durchaus nach den alten
Originalen angefertigten Zeichnnngen sind durch ihre außeror-
dentliche Treue und Schärfe nicht minder »vie durch ihre glück-
liche Wahl ansgezeichiict.

Das vorliegende Werk enthält somit Alles, »vas irgendwie
für das Stiidinm der Kostümgeschichte von Wichtigkeit ist und
nimmt insofern einen bedentcndcn und durch kein anderes Werk
zu ersetzenden Platz in der Kimstliteratnr ein. M. Sr.

Biblisch-Historischer Landschaften-Cyklns in 26 Dar-

stellnugen ans dem 1. und 2. Buch Mosis, beginnend mit
dem „Paradies" und endigend mit dem „Begräbniß Abra-
hams", kompouirt und gezeichnet von I. W. Schirmer,
»veiland Professor und Direktor der großherzoglich-badischen
Kunstschule in Karlsruhe, geboren zu Jülich 1807, gestorben
zn Karlsruhe 1863. — Nach den in der großhcrzoglichen
Kiinsthalle in Karlsruhe befindlichen _ Originalzeichnnngen
photographirt von I. Allgeycr. Lieferung II. u. III.,
enthaltend Bl. 1. 2. 3. 4. 5. 7. 8. 14. 15. 19. 20. 21. —
Verlag der Hofknnsthandlnng von I. Velten in Karlsruhe,
lieber diese meisterhaften und »vahrhaft schönen Blätter wer-
den wir in Kurzem eine Besprechung bringen.

in Berlin. (<6. Parthey) — Druck von G.Bernstein in Berlin.
 
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