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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0207

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jfc 14ter Jahrgang. \

M 25. E

Herausgegeben und redigirt von

vr. Map 8cha8ler.

kreis des Journals pro Quartal 1% Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Aachen, Wien, Warschau, Admont,

LH- Josef Schertl. Melbourne, Urbino.

Korrespondenzen: Si Stuttgart, den 1. Juni. (Permanente Kunstaus- Kunstkritik: Die Ausstellung des großen Glasgemäldes für das Chorfenster
stellung rc. Schluß.) — Q München, Ans. Juni. (Permanente Kunst- des Aachener Münsters. (Schluß.)

Ausstellung rc. Forts.) — 8. Wien, Mitte Juni. (Internationale Aus- Kunstliteratur: Münchener Antiken, Hrsg. v. Dr. C. F. A. v. Lützow. —
stellung im Küustlerhause. Forts, u. Schluß.) Album: Deutsche Bilderbogen für Jung und Alt.

Studien zur Efiarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

LXX. Josef Schertl.

(Nekrolog von <£. A. Ziegnet.)

ngesichts der in unsren Tagen zur Mode
gewordenen, manches Mal haarscharf
an die Grenze des Schicklichen streifen-
den, eigenen Werthschätzung und be-
glückenden Selbstzufriedenheit, sowie der
vielgestaltigen Reklame, möchte man
Schillers Worte von der „besten FraM
yv, analog auf einen Künstler in Anwen-
düng bringen, dessen schöne Erfolge im
Kreise wirklicher Kenner seiner liebens-
1 1 würdigsten Bescheidenheit keinen Ab-
bruch thun konnten und der auch durch
sein bestes Werk nicht zufriedengestellt ward. Schertl's Be-
scheidenheit war für unsere Zeit strenge genommen gar nicht
am Platze; eine Anschauung, welche er freilich nicht gelten lassen
wollte, weil sie mit seinem ganzen schlichten Wesen in Wider-
streit war. Ohne sie wäre indeß sein rastloses Streben un-
möglich geworden und so wäre die Kunstwelt um einen Mann

wie Schertl ärmer geblieben, wenn auch in seinen persönlichen
Verhältnissen sich vielleicht Manches anders gestaltet hätte.

Josef Schertel war am 10. Januar des Jahres 1810 in
der ehemaligen freien Reichsstadt Augsburg geboren, woselbst
sein Vater damals die Stelle eines kgl. bayerischen Zoll-Ober-
Jnspektors bekleidete. Der Sohn sollte, wenn auch nicht in
der gleichen Branche wie der Vater seine Carriere machen, so
doch jedenfalls in den Staatsdienst treten und begann seine
wissenschaftlichen Studien an den Lehranstalten seiner Vaterstadt,
um sie später in Würzburg fortzusetzen. Die Erinnerungen an
seine Jugend mögen nicht ganz erfreulich gewesen sein, und es
scheint an Meinungsverschiedenheiten zwischen Vater und Sohn
nicht gefehlt zu haben. Nachdem dieser ein paar Gymnasial-
klassen zurückgelegt hatte, trat er mit Einwilligung des Vaters
aus und wurde einem Lithographen übergeben, um von diesen
in den Anfangsgründen des Zeichnens unterrichtet zu werden.

Diese Thätigkeit sagte Schertl entschieden mehr zu. Er
widmete sich mit großem Eifer dem neuen Fache und erwarb
 
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