Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 16.1871

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13554#0098

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Preis des Journals pro Quartal 1V3 Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. 8. Wien, Anfang März. (Aus dem Künstlerhause und dem Oesterr.

LXXXI. Moritz v. Schwind. (Forts.) — Winckelmann, als Regene- Kunstverein. Schluß.)

rator der modernen Kunstanschauung. (Forts.) Kunst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Weimar, Koburg, Teschen,

Korrespondenzen: K. Düsseldorf, Mitte März. (Bertling's „Loreley'^.) — Wien, München, Rom, Paris, Madrid, Luzern.— Ausstellungskalendcr.

rxß Studien zur Hijarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

^ & LXXXI. Moritz v. Schwind.

(Fortsetzung.)

chon als Schwind den Plan zn seinen Kom-
positionen für den Bibliotheksaal faßte,
hatte er erkannt, daß, wenn er sich nicht
auf bloße Illustrationen der Tieck'schen
Dichtungen beschränken wollte, wcA für selbst-
ständige Wandmalerei nicht passend gewesen wäre,
er auf die Quelle jener Dichtungen, d. h. aus
das deutsche Märchen selbst, zurückgehen mußte,
O daß er mit anderen Worten neben der poetischen
Verwerthung Tieck's eine selbstständige Schöpfung hinstellen mußte,
welche denselben Stoff malerisch gestaltete. In diesem Sinne ging
er an die Entwersung der Cartons. Das flache Tonnengewölbe
der reichverzierten Decke bestimmte er für eine Reihe von Dar-
stellungen aus „Fortuna" und Genovefa". An diese schließen
sich aus dem darunter hinziehenden Friesbande Bilder aus dem
„Ritter Blaubart", dem „Runenberg", dem „Gestiefelten Kater",
dem „Getreuen Eckardt" und den „Elfen" an. Die Wände
sind durch fünf größere Darstellungen aus „Kaiser Octavian"
geschmückt, eingeschlossen durch arabeskenartige Bilder aus den
Sagen vom „Rothkäppcheu", „Däumling", dem „blonden Eckbert",

der „schönen Magelone" und der Melusine". Auf der Rückwand
erblickt man eine allegorische Darstellung der „Romanze", begleitet
von „Liebe", „Glauben", „Tapferkeit" und „Humor", aus dem
Prolog zum Octavian entnommen, darunter die „Muse der Dicht-
kunst" aus dem „Prinzen Zerbiuo", umgeben von Dante, Ariost,
Tassv, Cervantes und Shakespeare auf der einen, Klopstock, Her-
der, Wieland, Goethe und Schiller auf der andern Seite. Ueber
der Thür schwebt die Gestalt des „Phantasus" als allegorische
Figur. —•

Alle diese Darstellungen stehen also, obgleich der Grund-
gedanke auf eine Verherrlichung der Romantik —- aber dieses
Wort in der weitesten Bedeutung gefaßt — hinausgeht, zugleich
in innigster Jdeenverbindung mit der Bestimmung der Lokalität.
Schwind wollte damit aussprechen, daß die moderne Bildung,
insbesondere die moderne Literatur, sowohl in den Stoffen wie
in ihrer poetischen Gestaltung wesentlich in der Romantik wurzele:
ein Gedanke, dessen tiefe Bedeutung wohl schwerlich verleugnet
werden kann. In solcher bestimmten, konkreten Beziehung liegt
das wahre Wesen der allegorischen Malerei, und die Nothwendig-
keit solcher bestimmten Beziehung auf die lokale Umgebung, ja
 
Annotationen