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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0080

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I

Preis des Journals pro Quartal l1/, Thlr. — Kreuzband - Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Der größte Künstler des zehnten Jahrhunderts, von W. Andreä. M. New-Pork, Ende Januar. (Kunst-Ausstellung des Künstlervereins

(Schluß.) „Palette".)

Korrespondenzen: 8. Schwerin, im Februar. (Ausstellung in der groß- Limst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Lübeck, Dresden, Wien, Lon-

herzoglichen Gemälde-Gallerie.) — F. K. München, irrt Februar. don, Eairo.

Kunstverein. (Schluß.) — □ München, 21. Februar. (Das Kunst- Lunst-Institute und -Vereine: Die Wiener Welt-Ausstellung.

Ausstellungs-Gebäude re.) — f R o m, Mitte Februar. (Ausgrabungen.) Aphorismen und Misceüen. — Briefkasten.

Aer größte Künstler des zehnten Jahrhunderts.

Von

Wilhelm Andreä.

(Schluß.)

m auch den des Lesens Unkundigen den
Hauptinhalt der heiligen Schriften
auf eine den Begriffen des da-
maligen Volks angemessenen Weise
zu vergegenwärtigen, schuf er auf
einer aus seiner Werkstatt hervorgegangenen (der
Sage nach eigenhändig) in Erz gegossenen Säule,
sowie auch auf zwei gleichfalls von ihm gegossenen
großen ehernen Thürflügeln eine vollständige Bilder-
fibel von der Schöpfung des Menschen bis zur Himmelfahrt
Ehristi hinausreichend.

Es sind dies die. beiden Hauptwerke Bernward's in u n -
edlen Metallen.

Die Säule — vom Volk die Christussäule genannt —
evl)iett im Jahre 1813 ihren Platz auf dem Domhofe. Man
möchte an ihr den Einfluß seiner italienischen Reise entdecken,
a er zu fcn sich schlangenartig windenden 28 bildlichen Dar-
1e ungen aus dem Leben des Erlösers nur an der Trajanssäule
m om ein Vorbild finden konnte. Leider fehlt derselben das

Kapitäl, welches im Jahre 1650 zerschlagen und zu Glockenguß
verbraucht wurde. Sie ist überhaupt in den Zeiten der Re-
formation und der Stiftsfehde nur mit genauer Roth der gänz-
lichen Vernichtung und noch in diesem Jahrhundert, kurz vor
ihrer Aufrichtung, dem Verkaufe entgangen.

Die beiden ehernen Doppel-Thüren — ein nicht minder
merkwürdiges Denkmal von Bernward's Kunstfertigkeit — be-
finden sich im Dome, wo sie das sog. Paradies unter der Orgel
vom Schiff der Kirche trennen. Die eine derselben enthält acht
bildliche Darstellungen der Hauptmomente aus dem alten Bunde,
die andere deren acht aus dem neuen Testament.

Auch dieses Kunstwerk ist ohne Zweifel eine Nachahmung
von ähnlichen in Italien sich vorfindenden ehernen Bilderthüren.
Es sollen deren nämlich (nach dem Tübinger Kunstblatt Nr. 79
vom Jahrgange 1825) in Italien 36 vorhanden sein. Außer-
dem befinden sich auch in Rußland 6, von denen die Korsun-
schen Thüren in der Kathedrale zu Nowgorod die berühmtesten,
aber über ein volles Jahrhundert später als die Bernward'schen
verfertigt sind. Kunstkenner behaupten, daß dieselben ebenfalls
 
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