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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0088

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Preis des Journals pro Quartal 1'/, Thlr. — Kreuzband - Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Raphael's Sixtinische Madonna, von I. G. Rönnefahrt. Kunstschule.) — M. New-Pork, Ende Januar. (Kunstausstellung des

Lorrrspondenzen: Düsseldorf, Ans. März. (Ausstellungen.)— )(Nürn- Künstlervereins „Palette". Forts.)

berg, Ans. März. (Kunstbarbarei.) — W. München, Ans. März. Lnnst-Lhronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Weimar, Wien, Pergamus.

(Ein Werk Paul Potter's.) — P. Weimar, Ans. März. (Aus der Lunst-Institutc und -Vereine: Münchener Alterthumsverein. — Aphorismen.

Kaphael's Sixtinische Madonna.

Von

I. G. Rönnefahrt.

xv waren in Dresden angekommen. Das
Ziel unseres ersten Ausganges war die
Bildergallerie und vor Allem Raphael's
Sixtinische Madonna.

Ich hatte über dieses Bild bereits
das Ein' und Andre gelesen, hatte Kupfer-
stiche und Photographien von demselben gesehen.
Endlich stand ich vor dem Original; und augen-
blicklich war Alles, was mir davon früher be-
kannt geworden war, vergessen. In meiner
Seele regte sich's wie dunkler Anklang aus Worten der heiligen
Schrift: „Der Vorhang des Tempels zerriß mitten entzwei —
Innere des Allerheiligsten ward offenbar — die Herrlich-
feit des Allerhöchsten trat hervor zur Erkenntniß der Menschen-
kinder _"

Aus der Höhe des Bildes quillt zwischen den beiden seit-
wärts gezogenen Hälften des Vorhanges ein eigenthümliches Licht
hervor. Es ist jenes ruhige, strahlenlose, energische Urlicht, von
dem es heißt: Gott wohnt in einem Lichte, zu dem kein Sterb-
licher kommen känn. Es ist das Licht, das die Wohnstätte seliger

Geister mit Himmelsglanz erfüllt. Wie aber der Vorhang zer-
theilt ist, so ist das Lichtreich des ewigen Gottes aufgethan;-es
steht der Himmel offen. Das Licht dringt mächtig intensiv in
das Auge, so daß die Angesichter der himmlischen Heerschaar in
den oberen Schichten des Bildes wie mit magischem Schimmer
überdeckt erscheinen und kaum zu unterscheiden sind.

So geschieht's auch auf Raphael's letztem Bildwerke, das
unter dem Namen „die Transfiguration" bekannt ist. Da um-
fließt dasselbe Himmelslicht die Gestalten des Heilandes, des
Mose und des Elias. Denn über dem Berge Tabor ist der
Himmel aufgethan, Christus wird verklärt, so daß (wie die
Schrift sagt) „sein Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine
Kleider weiß wurden als ein Licht. Und aus der Wolke, welche
die Jünger überschattete, sprach eine Stimme: dies ist mein
lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr
hören!" Unterhalb der Wolke aber und am Fuße des Tabor
umgiebt das alltägliche Sonnenlicht die irdischen Gestalten der
Natur- und Menschenwelt.

Aehnlich auf unserem Bilde. Denn wo unterwärts der
Vorhang von der Himmelsöffnung weiter zurückgezogen ist, da
 
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