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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0107

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während ihre Habseligkeiten, auf zwei Gebirgspferde gepackt, sie be-
gleiten und die Kühe und Schafe, die, aus der dumpfen Stallluft
befreit, der klaren und frischen Gebirgsluft sich erfreuen, ihnen ver-
gnügt folgen. Das Ganze macht einen überaus heiteren, und in
dieser Heiterkeit höchst poetischen Eindruck. — Von anderen Figuren-
bildern sind noch zu erwähnen E. Doep ler's „Wittwe von Sadowa",
eine der vielen gemalten Sentimentalitäten, welche durch die letzten
kriegerischen Ereignisse hervorgerufen sind, und Lang's (München)
„Scene bei Sedan", welche uns einen episodischen Einblick in jene
Ereignisse selber gewährt. Das Motiv des Bildes ist eine von
französischer Cavallerie ausgeführte Attaque gegen ein preußisches
Infanterieregiment, welches den Feind kalten Blutes mit einer so
mörd wischen Salve empfängt, daß die heißblütigen Angreifer zurück-
pralle:: und in eine nicht unbedenkliche Verwirrung gerathen. Die
Komposition ist nicht ohne Verständniß behandelt und in einer
kräftig m Weise in Farbe gebracht.

Unter den Portraits ist außer dem „Bildniß eines Offiziers"
von Gratz (hier) ein geschickt gemaltes „Männliches Portrait" von
Keil zu nennen, welches letztere den routinirten Techniker dokumentirt.

(Schluß folgt.)

si Wien, Mitte März. (Versteigerung der Gsell'schen
Gemäl'esammlung.) Am 15. d. M. begann unter Leitung des
Kunsthändlers Hrn. G. Plach die Versteigerung der Bilder-
galleric Gsell sammt den dazu gehörigen Kunstsammlungen.
Die Thei nahme war eine überaus große; nicht nur daß sich sämmt-
liche hiesige Kunstfreunde vollzählig einfanden, auch Fremde, nament-
lich Engländer, stellten ein starkes Kontingent; außerdem erhielt Herr
Plach im Laufe des Nachmittags nicht weniger als 76 Telegramme,
welche Bestellungen auf bestimmte Bilder enthielten. Während der
Zeit von 2 bis 5 Uhr waren 77 Bilder zur Versteigerung gebracht
und wurde der namhafte Betrag von 330,000 fl. als Erlös erzielt.
Der höchste Betrag wurde für das Bild von Couture, darstellend
„Troubadour umgeben von aufhorchenden Hörern", erstanden von
Herrn Kohlhaber um den Betrag von 23,600 fl., erreicht. Der
zweithöchste Betrag wurde für ein „Männliches Portrait" von Franz
Hals erzielt, welches Herr Plach um den Preis von 15,200 fl.
an sich brachte. Um den Betrag von 15,100 fl. wurde ein Bild
von August Pettenkofen, darstellend „Sitzende Zigeuner", im
höheren Aufträge von Herrn Löscher erstanden. Derselbe kaufte auch
„Die Christbescheerung" von F. G. Waldmüller um den Betrag
von 15,100 si. Das Bild von Rembrandt, darstellend ein
„Männliches Bildniß", wurde von Herrn Plach im Aufträge um
11,700 fl. angekauft. Derselbe erstand auch das Bild von Heinrich
Roos „Thiere in einer Landschaft mit Ruinen" um 10,500 sl.
Weiter wurde „Der wilde Jäger" von Professor Cordes in Wei-
mar um 9750 fl. gekauft von Herrn Posouyi. Ein Gruppenbild
von Roqueplan in Paris, „Mutter, schlafendes Kind und wachen-
der Hund", wurde an Herrn Lohmeyr mit 8700 fl. verkauft. Bau-
meister Lepke kaufte das Bild von Schmitson, „Tartarenpferde im
Schnee" um 8000 fl. Herr Alexander Scharf brachte das Bild
von Peter de Greber, „Eine Gesellschaft" darstellend, um den
Betrag von 8050 fl. an sich. Das Bild von Antonio Canale,
darstellend „Venedig von der Dogana" und „Venedig" von der
Schiavoni wurde von Herrn Posonyi um 7900 sl. angekauft.
Professor Hornig brachte das Bild „Ungarischer Markt" von Petten-
kofen um 7150 sl. an sich. Unter 300 si. wurde an dem ersten
Tage kein Bild veräußert. — Bei der Nachmittags des folgenden
Tages stattgehabten Fortsetzung der Versteigerung wurden 60 Bilder
von verschiedenen Meistern um den Betrag von 257,625 fl. ver-
auctionirt. Den höchsten Preis erreichte heute ein Bild von Ga-
briel Metsu (Prinz von Oranien reitet mit seinen Cavalieren nach

der im Hintergründe sichtbaren Reitschule, von einem Windhunde
begleitet, rechts ein Stallmeister mit einem Pagen, welcher einen
Braunen hält. Dieses Bild war früher die Perle der Baron
Puthon'schen Sammlung und kam dann in die Gallerte Festetits),
Preis 30,600 si., angekauft von Baron Rothschild. Den nächst-
höchsten Preis erreichte ein Bild von Pettenkofen, „Markt auf
dem Hauptplatze eines ungarischen Dorfes", nämlich 18,050 fl., im
Aufträge des Abgeordneten Dr. Kuranda von Löscher gekauft. Ein
Bild von Troyon, „Flußlandschaft", wurde von Plach um 17,000 fl.
gekauft. Ein Bild von Troyon, „Heerde" darstellend, erreichte
den Preis von 15,250. Hondekoeter's „Hahnenkampf", wurde
von Baron Rothschild um 14,000 fl. erstanden. Der nächsthöchste
Preis von 9700 fl. wurde für Fromentin's Bild, „Eine lagernde
Karavane" erzielt. Ein Bild von Troyon: „Bäuerin, welche Kühe
und Schafe treibt", wurde mit 9300 fl. verkauft. Ein Gauer-
mann'sches Bild: „Landleute flüchten bei heranziehendem Sturme
mit ihrer Heerde", erreichte den Preis von 9050 fl., Schmitson's
„Dürstende Kühe" wurde um 11,150 sl. verkauft. Prethon's
„Heerde und Hirten" um 7800 fl., Schmitson's „Pferdeschwemme"
um 7650 fl., Hals' „Bänkelsänger" um 6050 fl., Oswald Achen-
bach's „Insel Capri" um 6050 fl., Andreas Achenbach's „Mühle
im Walde" um 6000 fl., Schmitson's 2 Pendants um 6000 fl.,
zwei andere Pendants desselben Künstlers um 5950 fl., Willems'
„Mädchen" um 5000 fl., Willems' „Dame im Atlaskleid" um
4000 fl., Anton van Dyk's „Karl I." um 4010 fl., Oswald
Afchenbach's „Neapel" um 3900 fl., David de Heem's
„Stillabend" um 3830 fl. Der Gesammterlös der beiden Tage
beträgt 587,625 fl. Die werthvollsten Bilder blieben Oesterreich,
und besonders Wien, erhalten.

□ München, Mitte März. (Wanderungen durch
Kunst Werkstätten. Es ist schon manches Jahr verflossen seit
ein früherer Korrespondent Ihres geschätzten Blattes über seine
Wanderungen durch hiesige Knnstwerkstätten berichtete. Wenn Sie
mir gestatten wollen den Faden aufzunehmen, so möchte ich vor
Allem eines großen Gemäldes gedenken, das Spangenberg im
Aufträge des Vereins für historische Kunst ausführt und das sich
eben seiner Vollendung nähert. — Das Bild behandelt den Ein-
fall Geiserichs in Rom, wohin dieser von Eudoxia — aus Rache
gegen den Mörder ihres Gemahls — gerufen war. Nachdem der
Vandalenkönig 14 Tage lang die Stadt ihrer kostbarsten Schätze
beraubt hatte, wählte er noch bei seinem Abzüge mehre tausend
junge Römer und viele junge Mädchen aus und führte sie nebst
der Kaiserin Eudoxia und ihren beiden Töchtern Eudoxia und Pla-
cidia als Gefangene mit sich hinweg. — Diesen Augenblick stellte
Friedrich Spangenberg dar. In Mitte des Bildes schreitet die
Kaiserin mit ihrer größeren Tochter zusammmengefesfelt einher,
während die kleinere sich ängstlich an sie drängt. Neben ihr er-
scheint die Hünengestalt des Vandalenkönigs auf mächtigem Schlacht-
roß. Rechts im Bilde windet sich ein junges Mädchen in den
Armen eines Vandalen, daneben stirbt ein junger Römer in dem
Schooße seiner Mutter. Links ziehen Wagen mit Beute beladen
aus der Stadt, schleppen die wilden Horden ihre Gefangenen mit
sich, und durch den Hintergrund sich wälzende Rauchwolken zeigen,
daß, wenn auch nicht systematisch Brand gelegt ward, doch auch
nichts oder nur wenig geschah, durch Fahrlässigkeit entstandene
Brände zu löschen. — Man sieht die Wahl des Gegenstandes ist
eine sehr glückliche, und ich freue mich, beifügen zu können, daß die
Ausführung desselben in Bezug auf Konception, Anordnung der
Gruppen, Zeichnung, Kolorit und Technik dasselbe Lob verdient.
Der junge Künstler hat sich ebenso weit von den Mängeln der
 
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