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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0152

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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Wie beurtheilt man Kunstwerke? (Forts.) Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, München, Wien, Florenz,

Korrespondenzen: 8. Wien, Ende April. (Große Jahres-Ausstellung im Rom, Paris.

Künstlerhause. Forts.) — -e- Dresden, 20. April. (Der sächsische Kunstkritik: Berliner Monatsschau. (Schluß.)

Alterthumsverein rc. — □ München, Ende März. (Wanderungen Kunst-Institute und -Vereine: Münchener Alterthumsverein. Sitzungen vom
durch Kunstwerkstätten. Forts.) — f Breslau, Mitte April. (Die 25. März und 2. April.

Gründung des schlesischen Museums für bildende Kunst.)

Wie öeurtheilt man Kunstwerke?

Eine ästhetische Studie.
(Fortsetzung.)

j on besonderem Interesse ist
~ ' der Gegensatz zwischen
dem Laien und dem
Künstler, den wir et-
was näher in's Auge
fassen wollen; und zwar
um zunächst zu sehen, wie
es mit dem Werth eines Künstler-
Urtheils beschaffen ist.

Die Voraussetzung, daß der
Künstler wohl am ersten Anspruch dar-
auf besitze, sich vom Schönen und der
Kunst im weitesten Sinne des Worts
Verständniß und Urtheil zu bilden und
folglich auch zuzutrauen, liegt, da es ja seine eigene Domäne
ist, um die es sich handelt, zu nahe, als daß man sie ohne
Weiteres als ein Vorurtheil betrachten dürfte. Indessen ist doch
zunächst daran zu erinnern, daß der Künstler hier nicht als
schaffender, sondern als urtheilender, und zwar über fremd ihm

gegenüberstehende Objekte oder über allgemeine Ideen urtheilender
in Betracht kommt. Dieser Unterschied wird bei dem Künstler-
Urtheil gewöhnlich außer Acht gelassen. Ferner ist auf die Er-
fahrung hinzuweisen, daß die am konkretesten schaffenden, am ori-
ginellsten empfindenden, am genialsten gestaltenden Künstler gerade
am wenigsten zum Restektiren über Kunst und zum Kritisiren über
Kunstwerke geneigt und befähigt sind. Wo daher ein Künstler sich
mit solchem Kritisiren und Restektiren befaßt, kann man ziemlich
sicher sein, daß es mit seinem künstlerischen Talent nicht viel
auf sich hat; denn gewöhnlich schadet Eins dem Andern. Auf
solche kritischen Künstlernaturen paßt meist, was Goethe über
den alten Gubitz gesagt hat, er sei „als Dichter ein ganz guter
Holzschneider und als Holzschneider ein vortrefflicher Dichter",
d. h. es sind Amphibien-Naturen, nicht Fisch noch Fleisch, aber
natürlich sich über Beides erhaben dünkend.

Wer jemals mit einem echten Künstler über ästhetische Fra-
gen oder auch über bestimmte Kunstwerke sich unterhalten, wird
die Erfahrung gemacht haben, daß eine Verständigung mit ihm
sehr schwer zu erzielen ist. Einerseits erfüllt von dem ganzen
 
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