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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0176

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Herausgegeben und redigirt von

vr. !Max tzchasler.

Preis des Journals pro Quartal IV, ^khlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Wie beurtheilt man Kunstwerke? (Forts.) Kunst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Hannover, Koblenz, Neuburg,

korrespondcnren: □ München, Ans. Mai. (Ein Künstlerfest. Schluß.) — Paris, New-Pork.

Wien, Mitte Mai. (Große Jahres-Ausstellung im Künstlerhause. Kunstkritik: Die Ausstellung der Konkurrenz-Skizzen zum Goethe-Denkmal.
Fortsetzung.) Aphorismen und MisceUen.

Wie beurtheilt man Kunstwerke?

Eine ästhetische Studie.
(Fortsetzung.)

licken wir auf die bisher betrachteten
Typen hinsichtlich ihrer gegensätz-
lichen Entwicklung zurück, so er-
kennen wir, daß der Fortgang
darin der ist, daß jedesmal das
zweite Glied des Gegensatzes
in einen neuen Gegensatz aus-
einander tritt. So spaltete sich
in dem allgemeinsten Gegen-
satz: „Laie" und „Kenner" der
letztere in den des „Künstlers" nnd „Kunstfreundes", letzterer
wieder in den des „Sammlers" und „Händlers". Der Exponent
jedes Gegensatzes ist immer der Unterschied des Interesses, und
dieses Interesse wird daher auf jeder neuen Stufe zu einem
engeren Begriff zusammengezogen. Auch in dem „Kunsthändler"
können wir noch einen solchen Gegensatz herausheben, nämlich
den zwischen dem Kunstverleger, welcher die Kunstproduetion
fördert, indem er das Vermittlungsglied zwischen ihr und der
Konsumtion bildet, und dem Kunstanctionator, welcher sich
negativ dagegen verhält.

In diesem Sinne bildet der „Kunstanctionator" ebenfalls
einen Gegensatz gegen den Sammler, aber nicht, indem er ihm
seine Sammlung bilden hilft, sondern indem er sie zerstört.
Um diese seine Stellung gegen den Sammler näher zu bestimmen,
ist dieser noch von einer anderen Seite zu betrachten. Es wurde
oben bemerkt, daß das Knnstsammeln Respekt einflöße; und zwar
nicht nur durch das ernste Studium, ohne welches es gar nicht
denkbar ist, sondern auch des unsäglichen Fleißes, der unerschütter-
lichen Geduld, der vielfachen Täuschungen und Entsagungen
halber, denen der Sammler sich unterwerfen muß und welche
sein Sammeln, für den Laien völlig unverständlich, zu einer fort-
dauernden Quelle einer bald leid-, bald freudvollen Aufregung,
des tiefsten Schmerzes und eines ebenso tiefen Entzückens
machen. Nichts aber ist ihm schmerzlicher und bildet geradezu
die dauernde Qual seines Lebens als der Gedanke, daß diese
ganze, mit so großer Mühe, Klugheit und Sorgfalt Stück für
Stück von ihm, gleich der fleißigen Biene, zusammengebrachte
und wie ein Kleinod gehütete und geschätzte Sammlung nach
dem Tode ihres Schöpfers durch den unbarmherzigen Hammer-
schlag des Auctionators zersprengt und Das, was zu seiner
 
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