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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0192

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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Wie beurtheilt man Kunstwerke? (Forts.) Kunstkritik: Die Ausstellung der Konkurrenz-Skizzen zum Goethe-Denkmal

Korrespondenzen: 8. Wien, Anfang Juni. (Große Jahres - Ausstellung im in Berlin. (Forts.)

Künstlerhause. Forts.) — -e- Dresden, den 25. Mai. (Tod von Knnstliteratur: Ober-Italien, Rom und Mittel-Italien. Von Dr. Gsell-
Julius Schnorr v. Carolsfeld u. s. f. Forts.) Fels. (Forts.)

Kunst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Dresden, Halberstadt, Köln, Aphorismen und Miscellen.

Wien. Ausstetlnngskalender.

Wie beurtheilt man Kunstwerke?

Eine ästhetische Studie.
(Fortsetzung.)

s^s kann als ein charakteristisches Zeichen der
Z Schnelllebigkeit unserer Zeit überhaupt, wie
besonders auch der eigenthümlichen Verständig-
keit der heutigen Jugend betrachtet werden, daß
gerade in solcher ganz dürren und trockenen
Art der Gelehrsamkeit sich vornehmlich junge
Leute Hervorthun, so daß man erstaunt ist,
gvoher sie solchen „reichen Schatz an Wissen", woran
Forscher sonst ihr ganzes Leben sammelten, in aller
Geschwindigkeit sich angeschasft. Aber nicht der Ge-
danke ist's, den sie fördern, sondern lediglich das auf den
Bibliotheken zusammengescharrte Detail. Ans sie paßt vortreff-
lich das Epigramm Schiller's „Die Sonntagskinder":

Jahre lang bildet der Meister und kann sich nimmer genug thun,

Dem genialen Geschlecht wird es im Traume bescheert.

Was sie gestern gelernt, das wollen sie heute schon lehren;

Ach, was haben die Herren doch für ein kurzes Gedärm!

Von „Verdauen", Verarbeiten, in Gedanken Umsetzen ist
bei ihnen nämlich nicht die Rede.

Diese Klasse von Kunsthistorikern ist nun eine so zahl-
reiche und ihre Vertreter besitzen solche Familienähnlichkeit, daß
— wenn so schlechthin von „Kunstgeschichte" gesprochen wird —
gewöhnlich diese Art der Behandlung gemeint ist, so daß sie
damit also für die eigentliche und wahre Geschichte der Kunst
erklärt werden zu sollen scheint. Es ist daher nach der Bedeutung
solchen historischen Standpunkts zu fragen, um das Maaß und
die Grenze seiner Berechtigung zu bestimmen. Zuförderst ist nun
Dies zu bemerken, daß die Gesammtkenntniß des geschichtlichen
Materials für die Arbeit des denkenden Geistes, welcher dasselbe
in seinem organischen Jdeenzusammenhang zu begreifen hat, eine
selbstverständliche Voraussetzung ist. Jedoch ist ein solches Be-
greifen nur durch die Unter- und Ausscheidung des Nebensäch-
lichen von: Wesentlichen, des Zufälligen und Beiläufigen vom
Nothwendigen und Charakteristischen überhaupt möglich. Die
Kenntniß eines jeden »etiebigen Details, z. B. jedes irgendwie
zu bestimmenden Datums, ist nicht nur unnöthig, sondern geradezu
verwirrend und durch Abziehung vom substanziellen Gedanken-
inhalt störend, schon weil die bloße Massenhaftigkeit überhaupt
 
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