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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0216

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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Anhalt.

Abhandlung: Wie beurtheilt man Kunstwerke? (Schluß.) Lunst-Lbronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Leipzig, Frankfurt a. M.,

Korrespondenzen: v. H. 93lünd)en, 24. Juni. (Ausstellung im Kunstverein. Düsseldorf, Nassau, Wien, Metz, Konstanz, Pisa, Rom, London.

Forts.) — □ München, Mitte Juni. (Wanderungen durch Kunst- Kunstkritik: Die Ausstellung der Konkurrenz-Skizzen zum Goethe-Denkmal

Werkstätten. Forts.) — 8. Wien, Ende Juni. (Große Jahres-Aus- in. Berlin. (Forts.)

stellung im Künstlerhause. Forts.) Briefkasten.

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Wie beurtheilt man Kunstwerke?

Eine ästhetische Studie.

(Schluß.)

!nr Illustration unsrer Beantwortung
der obigen Frage in dem öfters er-
wähnten Sinne: „Wie pflegt man
Kunstwerke zu beurtheilen?" — was
unter hundert Fällen 99 Mal be-
f deutet: Wie muß man Kunstwerke
nicht beurtheilen? — erscheinen die
Aussprüche der zur Entscheidung über die
öffentlichen Konkurrenzen eingesetzten Jurys außer-
ordentlich geeignet. Mit äußerst geringen Ausnahmen
' bieten sie gewöhnlich nur abschreckende Beispiele zu dem
Thema: „Wie sind Kunstwerke nicht zu beurtheilen?" — Diese
Thatsache ist um so auffallender und bedenklicher, als solch'
Beurtheilungscomite naturgemäß sich als den sachkundigen Areo-
pag hinstellt, dessen Urtheil nicht nur maaßgebend, sondern von
dessen Ausspruch auch keine Appellation an eine höhere Instanz
möglich ist.

Woher kommen nun die in den meisten Fällen unbefrie-
digenden, in sehr vielen völlig unbegreiflichen, zuweilen geradezu

der ästhetischen Wahrheit in's Gesicht schlagenden Entscheidungen
dieser Jurys, ganz abgesehen von den Willkürlichkeiten, die sie sich
durch Abweichung von dem selbst aufgestellten Programm u. s. f.
zu Schulden kommen lassen? Hierüber giebt unsre ganze vor-
aufgehende Betrachtung die Anwort: weil sie fast immer aus
Elementen zusammengesetzt sind, welche einen der von uns als
beschränkt und einseitig nachgewiesenen Standpunkte einnehmen:
gewöhnlich sind es theils „kunstgebildete" Laien, theils Männer
der sogenannten exakten Kunstwissenschaft, d. h. Historiker, theils
Fachmänner, d. h. Künstler des betreffenden Faches, auch wohl
Personen, die in dem Rufe stehen, lebhaften Antheil an der
Kunst zu nehmen, sogenannte „Kunstfreunde". Eigentliche Aesthe-
tiker — die gerade hier allein als „Männer von Fach" zu be-
trachten wären — scheint man principiell davon ausschließen zu
wollen, vermuthlich (und insofern mit Recht), weil sich die ge-
wöhnliche Tagesästhetik durch ihre inhaltsleere Schönseeligkeit und
phrasenhafte Ueberschwenglichkeit völlig um allen Kredit gebracht
hat und man — das Kind mit dem Bade ausgießend — daher
dev Aesthetik überhaupt keinen praktischen Blick zutraut und in
 
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