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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0369

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führung, unbekümmert um die Manen König Ludwig's, der die
Anstalt für Glasmalerei gründete und mit größter Sorge pflegte.
Zum Gutachten aufgefordert, gab sie dasselbe dahin ab, „daß
man diesen Zweig der Kunst (die Glasmalerei) der Privat-
Industrie überlassen könne, denn es gebe jetzt in Bayern Glas-
malereien genug." — Der Akademie der Künste genügt also
die Thatsache, einfach daß jene Kunst in Bayern überhaupt be-
trieben wird, jene Kunst, deren Aufgabe es ist, nach den höchsten
Zielen zu streben und nur Musterwerke zu schaffen, welche den
schwächeren Kräften den Weg zur Vervollkommnung zeigen sollen.
Wie sie aber geübt wird, das ist ihr völlig gleichgültig. Die
Akademie der Künste hat auch das Zauberwort gefunden, das
die Durchführung des so hübsch ansgedachten Planes sichert: sie
hat in ihrem Berichte an das Kultusministerium hervorgehoben,
wie durch die Aufhebung der königl. Glasmal-Anstalt jährlich
Tausende erspart würden.

Was für günstigen Eindruck muß es nicht auf die Kam-
mern, die ja so gerne sparen, wie man weiß, machen, wenn das
Budget des Kultusministeriums für die nächste Finanzperiode
um die Ausgaben für die Glasmal-Anstalt erleichtert sein wird.
Könnte man nicht aus den gleichen Gründen die Aufhebung der
königl. Akademie der Künste selber beantragen? Giebt es doch
Künstler genug, die Schüler heranbilden, ganz davon zu schwei-

gen, daß in diesem Falle weit beträchtlichere Summen erspart
werden würden als durch die Aufhebung der Glasmal-Anstalt.
Der Staat hat unbestritten nicht blos das Recht, sondern auch
die Verpflichtung, zu sparen, aber er hat auch die Pflicht,
mit den Leistungen seiner Anstalten an der Spitze aller gleich-
artigen Privat-Unternehmungen zu stehen. Und überdies wäre
es im höchsten Grade unpraktisch, an einer Anstalt zu sparen,
welche, wie die in Frage stehende, in ihrer Art geradezu die
erste in der Welt ist und durch ihre Erzeugnisse Jahr für Jahr
namhafte Summen fremden Geldes in's Land zog und voraus-
sichtlich auch ferner ziehen wird. Das wenigstens sollten Jene
erwägen, die sich nicht scheuen, den Ruhm Münchens als Kunst-
stadt durch Aufhebung einer ihrer hervorragendsten Kunst-An-
stalten schmälern zu wollen.

Da die bctheiligte Koterie zur Erreichung ihrer Partei-
zwecke alle möglichen Hebel in Bewegung setzt und leider in
maaßgebenden Kreisen offenes Ohr fand, so ist es wohl Auf-
gabe der Presse, dem beabsichtigten Vandalismus an der Kunst
entgegenzutreten. Eine Anstalt, an der ein Sigmund Frank und
Map Ainmüller wirkten und aus der Werke wie die Fenster im
Regensburger Dom, in der Maria-Hilf-Kirche der Münchener
Vorstadt Au und des kölner Domes hervorgingen, darf nicht
egoistischen Parteizwecken zum Opfer fallen. —R.—

Korrespondenzen.

»chtverin, im November. (Die neue Kirche der
Stadt Dömitz.) Dieselbe ist nach den Entwürfen
des Kirchenbauraths Krüger vom Baumeister Krüger
ausgeführt und kürzlich nach feierlicher Einweihung zum
Gottesdienst übergeben worden. Sie ist im gothischen
Styl erbaut, nach außen ganz Rohbau, im Innern
theils Rohbau, welcher mit geputzten Flächen abwechselt. Der sehr
hübsch konstruirte Thurm ist bis zur Spitze gegen 170 Fuß hoch.
Bei der Pyramide desselben bietet eine mit eiserner Brustwehr ver-
sehene Gallerie eine prächtige Fernsicht dar. Das Mittelschiff der
Kirche hat eine Deckenkonstruction, der Chorraum und die Sakristei
dagegen sind gewölbt. Altar und Kanzel sind Schnitzarbeiten in
gothischem Styl und sehr sauber ausgeführt; ebenso ist die neue
Orgel ein gediegenes, ganz seinen Verhältnissen entsprechendes Werk.
— Das Altargemälde (den Heiland am Kreuz, zu Füßen desselben
Maria, Magdalena und Johannes) ist ein in jeder Beziehung voll-
endetes Kunstwerk, das dem Historienmaler Theodor Fischer alle
Ehre macht und die vollste Würdigung gefunden hat. Aus dem
Atelier desselben sind in den letzten Jahren sehr werthvolle Gemälde
hervorgegangen, die, weil nicht öffentlich ausgestellt, der Besprechung
leider entzogen sind. Fischer war s. Z. Schüler von Eduard Bende-
mann und hat sich durch seine historischen Gemälde hierorts einen
ehrenvollen Ruf erworben.

TI München, 28. Nov. (Jubiläum A. Klein's.) Am
24. d. M. waren es 80 Jahre, als Johann Adam Klein, der
treffliche Genremaler und Radirer, in der damals freien Reichsstadt
Nürnberg das Licht der Welt erblickte. Die münchener Künstler ver-
fehlten nicht diesen Tag gebührend zu feiern, ist doch Klein nicht blos
der Nestor der bayerischen, sondern selbst aller deutschen Künstler der
Gegenwart und von Allen als Mensch und Künstler gleich hoch ge-

achtet. Der wackere Greis ward in Prosa und Versen begrüßt und ihm
außer einem ansehnlichen Ehrengeschenke der wohlverdiente Lorbeer
überreicht. Wo von deutscher Kunst vergangener Tage die Rede,
da wird Klein's Name mit unter den Besten seiner Zeit genannt
und wenn auch in seiner Technik Manches liegt, was unseren Kunst-
Anschauungen nicht ganz konform ist, so wäre es gewiß mehr als
unbillig von dem wackeren Künstler zu verlangen, er hätte sich noch
in seinen alten Tagen der neuen Richtung zuwenden sollen. Durch
die Güte ihres Besitzers, des auch als Kunstschriftstellers rühmlich
bekannten Kaufmanns Hrn. Arnold in Nürnberg, ward der hiesige
Kunstverein in die Lage gesetzt, eine überaus interessante Sammlung
von Aquarellen und Handzeichnungen Klein's, größtentheils aus dem
ersten Viertel dieses Jahrhunderts zur Ausstellung zu bringen, welche
vielseitig den Wunsch rege machte, es möchte die liebevolle Hingabe
und Gewissenhaftigkeit, welche sich in diesen wie in allen Arbeiten
Klein's zu erkennen giebt, auch unserer heutigen Künstler-Generation
mehr eigen sein, nicht minder jener Zug liebenswürdiger Naivetät,
der unserm reflektirenden Geschlecht von Tag zu Tag mehr abhanden
kommt. Der König verlieh dem würdigen Greise zu dieser Feier
die erst jüngst gestiftete goldene Medaille und genehmigte die von
der Akademie der bildenden Künste beantragte Erhöhung seiner
Staats-Pension von 300 auf 600 Gulden. Klein zählt nämlich
zu den wenigen bayerischen Staats-Pensionären. Auch das freie
deutsche Hochstift in Frankfurt a. M. gedachte des Künstlers und
ehrte ihn und sich durch seine Aufnahme unter die Meister des Stiftes.

Nach einer z. Z. noch geltenden Bestimmung der Satzungen
unsers Künstler-Unterstützungs-Vereins dürfen unbemittelte Wittwen
nur innerhalb der zwei ersten Jahre nach Ableben ihres Gatten
aus der Vereinskässe unterstützt werden. Die darin liegende Härte
veranlaßte jüngst eine Anzahl von Künstlerfrauen zur Gründung
eines Unterstützungs-Vereins für Künstler-Wittwen und es wäre sehr
 
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