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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0384

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Herausgegeben und redigirt von

vr. Max 8chasler.


3 SS December

I87S

Preis des Journals pro Quartal l1/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Korrespondenzen: 8. Wien, Mitte December. (Oesterr. Kunst-Verein.) — Kunstkritik:' Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) II. Graphik:
F. K. München, Mitte December. (Ausstellung des Kunst-Vereins. Aquarellistik, Pastellmalerei; Cartons und Zeichnungen.

Fortsetzung.) Kunst-Institute und -Vereine: Wiener Weltausstellung 1873. — Thüringer

Knnst-Lkronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Stuttgart, München, Wien, Kunstausstellung pro 1872.

London, Edinburgh. AusstcUnngskalender.

Korrespondenzen.

ien, Mitte December. (Oesterreichischer
Kunstverein.) Im österreichischen Kunst-
vereinslokale ist für den Monat December,
wo die Schaulust besonders und auch die
Kauflust vielfach erwacht, eine Ausstellung
arrangirt, welche eine Sehenswürdigkeit ge-
nannt werden darf. Wäre nichts vorhanden
als P. I. N. Geig er's Cyklus zu zwei Dramen
Grillparzers, so wäre ein Besuch lohnend und die
Anziehungskraft gewiß. I. N. Geiger hat „Hero
und Leander" und die „Ahnfrau" illustrirt, in jener
Weise wie Kaulbach, Ramberg, Pixis u. s. f. hervorragende
Werke der Literatur darstellten, so daß die Bilder Gemeingut der
kunstsinnigen und poesieschätzenden Welt wurden. Diese Kreidezeich-
nungen Geigers schließen sich nun vollkommen würdig dem Hervor-
ragendsten im bezüglichen Gebiete an. Die Kompositionen der
klassischen griechischen Periode sind gediegen, charakteristisch und an-
muthig zugleich, d. h. mit jener Anmuth, welche das Schöne hat,
wenn es auch das Betrübende oder Erschütternde darstellen muß.
Dem allgemeinen Sinne auffälliger und noch zugänglicher sind die
Gestalten aus der romantischen Periode. Dies Kostüm ist der
Menge vertrauter, einschmeichelnder und ihrem Verständnisse näher
liegend. Geiger hat ganz Hervorragendes geleistet. Lächeln muß

man, wenn man bedenkt, daß die Kraft, welche dies eben geschaffen,
„altershalber" pensionirt und von der Akademie entfernt wurde.
Hätte man Geiger etwa große Aufträge und die Gelegenheit ge-
geben, diese in Muße, fern von der Unterrichtsanstalt, auszuführen,
wir hätten die Maaßregel verstanden, so aber bleibt sie eine jener
Unbegreiflichkeiten, an denen wir nicht gerade arm sind. Fast in
einer Tour hat man Führich, A. Zimmermann, I. N. Geiger
hinausgedrängt — welche Namen Oesterreichs hat man dagegen zu
setzen? — Gegen diese Heroen des Künstlerrufes können sich nur
Pygmäen bäumen, und wir wünschen den gesundheitsstrotzenden
jungen Herren eine Altersschwäche, welche Führich's „Verlorener
Sohn" oder Zimmermann's „Vier Tageszeiten", die er eben
für das Palais Seidler prachtvoll und gediegen geleistet, oder
Geiger's Grillparzer-Bilder hervorbringt. Aber ein Kunstkreis
scheint es mit der biblischen Schöpfungsgeschichte zu halten: vor
Allem war das Wort! —

Von den Bildern, welche sonst die Ausstellung zieren, nennen
wir Math. Schmid's (München) „Die Strafpredigt", ein überaus
liebliches und charakteristisches Genrebild, ein frühzeitig und unbe-
rechtigterweise für Nachwuchs sorgendes Paar vor dem Pfarrer. —
Ferner I. Till's (Wien) „Kaiser Max, von Räubern angefallen";
ein Bild, welches Kenner fesseln muß, obschon die Situation will-
kürlich arrangirt ist. Jedoch liegt eine Kraft in einzelnen Figuren,
 
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