Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Preis des Journals pro Quartal l1/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin,)

Inhalt.

KorrcstwiidriiM: h. K. Wien, Ende Januar. (Aus dem Wiener Kunst- Kiuist-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Breslau, Königsberg, Frank-
leben; Wanderungen.) — F. K. Ntünchcn, Ende Januar. (Ausstellung furt a. M., Köln, Genua, Paris, London, Troja,

im Kunstverein.) — S. Schwerin, im Januar. (Aus der großherzogl. Lunstkritil!: Kunst und Kunstindustrie in der Weltausstellung. (Forts.)
Gemäldegallcrie.)— * Breslau, Ende Januar. (Vandalismus ü. s. f.) Jussteliiiiigsbaleiider.

Korrespondenzen.

ien, Ende Jan. (Aus dem Wiener Künst-
le den) Wanderungen.) Wie sehr auch
der Kunst das Ideale innewohnt, wie sehr
sie sogar berufen ist, unfern Sinn vom Ma-
teriellen ans das Geistige hinzulenken, so hängt
sie doch samnit ihren Jüngern ebenso sehr von
dem Grundsätze jedes Gewerbes: „Angebot
'und Nachfrage" ab, denn der Künstler braucht nebst
) Enthusiasmus auch Brod, und Ambrosia und Nektar
passen recht wohl als Dessert nach Fasan, Torte und
Bordeaux, munden aber, >vie mich viele Jünger
"terva's versicherten, nüchternen Magens genommen, ganz und
^nr nicht. Diese Erfahrung haben die wiener Künstler längst ge-
macht und deshalb ihre Werke nicht in Kupfer umgewechselt. —
ein Werk wirklich kunstvoll ist, kann kein Preis dafür zu
gelten, und auch die höchste Summe Geldes ist stets nur ein
eschenk, das der „Käufer" dem Künstler, der ihm das Werk ge-
~ Clt verehrt. Freilich verlangte der letztere recht bedeutende
escheuke und erhielt dieselben auch mit Freuden von den Mäcenen,
,le' größtentheils Börsianer, wohl einem Bilde von Meister Kaul-
"ch in ihren Salons keinen Raum gegönnt hätten, wenn dasselbe
0 ^fetl in ihre Hände gekommen wäre.

Dies würde für unsere Kunst recht erfreulich gewesen sein,
Cemi Est das Plateau des Parnaß einen Resonanzboden für die

Erschütterung der schraff gezogenen Börsensaite hätte abgcben müssen,
und sich in den Künstlerkreisen der Wahlspruch einzunisten gewußt:

„Entweder theuer verkauft, oder gar nicht".ein Wort, dem

nur das Zeitgemäße fehlt. Heutzutage giebt es in Wien nicht sehr
Biele, die Kunstwerke auf Leinwand und in Marmor kaufen können,
Niemanden aber, der für solche mehrere Tausende ausgeben will.
Ferner gelangen zahlreiche und vorzügliche Gemälde aus den Salons
der „Ausgebliebenen" wieder in den Handel, und zwar um einen
Preis, der dem Schöpfer derselben die Schamröthe in's Gesicht
jagen möchte. Die Verstimmung in den wiener Künstlerkreisen ist
deshalb auf einen Punkt angelangt, die der Kunst selbst gefährlich
werden kann. Alle bedeutenden Poren und Ausscheidungspunkte der
Kunstproduction wie das Künstlerhans, der österr. Kunst-
Verein, die Institute von Miethke u. Wawra, Possouyi rc.
sind derart mit Objekten vollgepfropft, daß an eine, wenn auch nur
theilweise Ausleerung lange nicht gedacht werden kann. Und doch
müssen die Poren eines jeden Organismus frei sein, wenn das
Blut seinen natürlichen Kreisumlauf halten und der Körper gesund
erhalten werden soll!

Jst's dem Künstler zu verargen, wenn er Pinsel oder Meißel
unwillig wegwirft, da er seine letzten Werke unbeachtet und unbe-
lohnt sieht? . . . Früher, wenn er keinen Privatkäufer gefunden
hatte, konnte er sicher sein, im Kunsthändler einen zu finden. Dieser
kaufte Jedem Alles ab, gab eine sehr große Summe Geldes dafür,
 
Annotationen