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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0164

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Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband - Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

• Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Lnnst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Kassel, Detmold, Prag, Paris,
0. Wilhelm Mander. London.

LorrcsponLeiiM: ^/Düsseldorf, Mitte Mai. (Aus den permanente» Aus- Kunstkritik: Kunst und Kunstindustrie in der Weltausstellung. Von C. A.
stellungen.) — U München, 25. April. (Kaulbach's letzte Arbeit rc.) — Regnet. (Forts.)

6. Florenz, Ende April. (Aus dem hiesigen Kunstleben.) - R. Rom, Liinst-Ziistitiiic und -Vereine: Königliche Akademie der Künste zu Berlin,

im April. (Das Kunstgewerbc-Museum rc.) Änsstrlliingskalendrr.

Studien zur Eharakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

0. Wilhelm Xylandrr.

Von Carl Albert Regnet.

Johanna Katharina, die Tochter und Schwester eines Künstlers,
in ihre nichts weniger als rosige Lage gefunden, läßt sich wohl
vermuthen. Wenn sich aber in dem kleinen Wilhelm bald ein
Zug nach dem Höheren regte, so war er ohne Zweifel durch
die Mutter vermittelt worden.

Mit dem Schulunterrichte des Knaben sah es schlimm genug
aus. Mochte das Schulgeld auch noch so niedrig angesetzt sein,
es zu beschaffen kostete der Familie gleichwohl Opfer, und so
wurde der kleine Wilhelm, nachdem er kaum ein paar Jahre
die deutsche Petri-Schnle besucht, aus derselben wieder zurück-
genommen. Es handelte sich nicht blos darum, das Schulgeld
und die kleinen Auslagen für Lehrmittel zu ersparen: der Knabe
sollte auch sobald als möglich sein Brod verdienen. Wilhelm
war kaum neun Jahre alt, als er der Lehrling seines Vaters
ward, und eignete sich in kürzester Zeit so viel Handfertigkeit
an, daß er in der Lage war, seinem sehr leidenden und oft
lange Zeit bettlägerigen Vater sich nützlich zu machen. Das war
nun freilich ohne außerordentliche Anstrengungen nicht möglich,
und so saß Wilhelm meist schon um vier Uhr Morgens bei der
Arbeit und gönnte sich erst in später Nacht Ruhe — aber er

)ie Wege, auf denen Künstler zum
Ruhme emporstiegen, sind oft
wunderbar genug. Giotto hütete
die Schafe und Joseph Anton
Fischer die Rinder, Quentin Met-
sys schwang als Grobschmied den
Hammer und Wilhelm Pylander
saß mit gekreuzten Beinen in der Hölle und führte
die Nadel. Der Vater unsers Künstlers war aus
Mitau, der Hauptstadt Kurlands, und auf seiner
Wanderschaft auch nach Hamburg gekommen, wo
er die Tochter des 1813 in mißlichen Verhält-
nissen gestorbenen Miniaturmalers Joh. Heinr.
Morgenstern, des Vaters des berühmten Land-
schafters Christian Morgenstern, kennen lernte und ehelichte.
Nachdem der Schneidermeister Friedrich Wilhelm Xylander sich
in Kopenhagen niedergelassen und als Däne hatte natnralisiren
lassen, ohne dadurch seine Lage zu verbessern, gebar ihm seine
Frau daselbst am 1. April 1840 einen Knaben, der in der
Taufe die Namen Wilhelm Ferdinand erhielt. Wie sich Frau
 
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