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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0229

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Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband - Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

Abhandlung i Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Lnnjl-Lhronik: Lokaknachrichien aus Berlin, München, Ems, Bonn, Köln,
61. Wilhelm von Kaulbach. (Schluß.) Paris.

Lorrtspondcinrn: 6. U. Wien, Anfang Juli. (Permanente Ausstellung im Lnnllkrltik: Kunst und Kunstindustrie iu der Weltausstellung. Von C. A.
Künstlerhause.) — LJ München, Ans. Juli. (Aus den Arkaden des Regnet. (Forts.)

Hofgartens.) — U. Rom, Ans. Juli. (Gemälde Spagna's rc.)

Studien zur Kharalileristik öedeutender Künstler der Hegenwart.

61. Wilhelm von Kaulbach.

(Schluß.)

Motto: De mortuis nil

msi v er e.

)eit großen „kulturhistorischen" Kom-
positionen Kanlbach's, unter wel-.
che» die mit scharf hervortretcn-
der politisch-religiöser Tendenz
wie der „Peter d'Arbnez" na-
türlich den meisten Anklang fan-
den, schließen sich eine Reihe
kleinerer Zeichnungen mit gleicher Tendenz, doch
in vorwaltend satyrischer Form, an. Es sind dies
die unter dem Titel „Zeichnungen zur Zeitge-
schichte" bekannten Blätter, die für die Verviel-
fältigung in Lichtdruck bestimmt waren. Einige
davon, gegen den Katholicismus und insbeson-
dere gegen den Papst gerichtet, erregten bei ihrer
Veröffentlichung einen wahren Aufstand und riefen selbst in
Künstlerkreisen eine Opposition hervor, die sich sogar in einer
Adresse an den Papst kund gab. Unser Münchener Korrespondent
berichtete damals darüber: „Es ist nicht meine Sache, politische
oder religiöse Anschauungen deshalb zu bekämpfen, weil sie mit

den meinen nicht in Einklang stehen, und ich nehme auch keinen
Anstand zu erklären, daß ich diejenigen Kanlbach's im Allgemeinen
theile,*) aber dies kann mich nicht hindern, die Veröffentlichung
dieser Federzeichnungen des Meisters tief zu beklagen. Kaulbach
hat durch sie als Mann nichts gewonnen und als Künstler un-
endlich viel verloren. Von dem alten schalkhaften Sarkasmus, der
in den Blättern zu „Reineke Fuchs" sprudelt, ist in diesen Feder-
zeichnungen kaum mehr eine Spur; es ist Kaulbach nicht einmal
gelungen, durch Derbheit zu ersetzen, was an Witz fehlt. Da-
durch, daß er vielfach seine eigene Person in den Vordergrund
stellt, setzt er sich zudem dem Verdachte aus, als suche er sich

ch Wir bemerkten dazu in einer Anmerkung: „Man kann die politische
ober religiöse Ueberzeugung eines Künstlers theilen, ohne deshalb seine Weise
der künstlerischen Verwerthung derselben zu billigen. Umgekehrt kann man
ein Gegner solcher politischen und religiösen Ueberzeugung sein und doch
die künstlerische Verwerthung derselben — aus rein ästhetischen Gründen —
durchaus anerkennen. Das Verwcrsliche sowohl in dem „Peter d'Arbnez" wie
in den Federzeichnungen Kanlbach's besteht aber eben darin, daß sich darin
das künstlerische Talent in tendenziöser Weise zur bloßen Dienstmagd religiös-
politischer Opposition hergegeben hat." D. Red.
 
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