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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0293

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Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

Lorrrspondciycn: W. München, Ende September. (Näheres über Knut- Lnnjikritik: Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) II. Allego-
bach's Nachlaß.) — VV. München, 13. September. (Halbig's neuestes rien, Mythologisches, Sage, Märchen. — Kunst und Kunstindustrie in

Denkmal; M. v. Bcckerath's Carton; Beförderungen 0on Defregger re.) — der Weltausstellung. Von C. A. Regnet. (Forts.)

U. K. Wien, Ende Septbr. (Permanente Ausstellung im Kllnstlerhausc.) Allgemeines Ausstellungs-Programm der mitteleuropäischen Lunst-Vcretnc.

Korrespondenzen.

München, Ende September. (Näheres über
Kaulbach's Nachlaß.) Ueber Kaulbach's
Kunstnachlaß, von dessen Erwerb und be-
! vorstehender Publikation durch die Kunst-
handlung Friedrich Bruckmann's ich Ihnen
unlängst kurze Mittheilung machte, bin ich
(2 heute in den Stand gesetzt, Ihnen Näheres
,ss) zu berichten. Es sind im Ganzen 30 größere
? Blätter; sie waren den Besuchern seiner Werk-
^ statt und seinen zahlreichen persönlichen Freun-
’l'3en ^Dn fri^er wohlbekannt, jetzt kommen sie
zum ersten Male in die volle Oeffentlichkeit,
da sie in photographischen Reproductionen im
Handel zu haben sind. Nächst 6 Blättern mit Familienbildnissen darf
ich wohl als besonders bedeutend unter ihnen hervorheben „Die vier
Evangelisten", „Der Nibelungenhort", „Amor und Psyche", „Torquato
Tasso" und „General von Podevils", sowie ein Lichtbild des Ge-
mäldes der Lola Montez, welches Kanlbach im Auftrag des Königs
Ludwig I., des bekannten glühenden Kunstverehrers der nun weiland
einst gefürchteten spanischen Tanzkünstlerin und Abenteurerin „Gräfin
Landsfeld". — Der polemischen Tendenz, welche durch Kaulbach's
ganzes Kunstleben sich wie ein rother, weithin erkennbarer Faden
zieht, und welche ihm auch die Feindschaft auf Tod und Leben

Seitens der Schwarzen eintrug, gehört sodann ein Blatt an, welches,
gewissermaaßen als ein Gegenstück zur Vertreibung der Pharisäer
aus dem Tempel „Die Koncilsaustreibung durch Christus" darstellt.
Dabei geht der Künstler mit den in wohlgetroffenen Konterfeis vor-
geführten Fürsten der christlichen Kirche arg in's Gericht, ganz arg
namentlich mit Pius dem Neunten, dem Schöpfer oder Erfinder
des Unfehlbarkeitsdogma's, welches ihn selbst implicite zum Ebenbild
des lieben Herrgottes stempelte. Dem weitaus werthvollsten Thcil
der jetzt zur photographischen Vervielfältigung gelangenden Samm-
lung bilden indessen die 6 Blätter zu der „Sündfluth". Es war
dieses die letzte große Schöpfung, deren Fertigstellung seinen Geist,
sein seltenes Arbeitsvermögen, lebhaft in Anspruch nahm. Wie be-
kannt, war es ihm Bedürfniß oder doch eine liebgewordene Gewohn-
heit, seine größeren Darstellungen, wenn ich mich des Ausdrucks
bedienen darf, gruppenweise sich zurechtzulegen. So denn auch bei
dieser seiner „Sündfluth", seinem Schwanengcsang. In einzelnen
Cartons 'hat er die mancherlei Haupt- und Nebenvorgänge des so
umfänglichen als dankbaren Gegenstandes zur Darstellung gebracht.
Hoch erhaben, überaus packend sind namentlich „Die Arche", „Der
sterbende Häuptling" und „Der Hohepriester" vorgeführt. Anderen
Gruppenbildern in diesen Cartons wohnt eine merkwürdige Drastik
und Lebhaftigkeit, endlich wiederum anderen eine unübertreffliche An-
muth inne. So, was Letzteres betrifft, eine Gruppe „Mägdelein im
 
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