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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0333

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(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

^Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Liinjt-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Wien, Stuhlweißenburg, Charolles.

6111. Franz Desrcgger. _ LmistKritiK: Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) IV. Kultur-

Lorrrspondcnicn: n. Dresden, Ende Oktober. (Siegesdenkmal; Theater- geschichtliches und Ethnographisches. (Schluß.)

Vorhang.) — H. K. Wien, Ende Oktober. (Ausstellung im österr. Lmistindnstrir und Technik: Aus der berliner Bauausstellung. (Forts.)

Kunstverein; Conräder's Oelgemälde „Kaiser Joseph's 11. Tod".) — KiinMeratur: Die vier Evangelien rc. — König, Dichter und Maler rc.

n. New-dort, 10. Oktober. Lunjt-Znjtitute und -Vereine: Wissenschaftlicher Kunstvcrein in Berlin.

Studien zur Kharakteristiü öcdeutender Künstler der Gegenwart.

6III. Fra»; Defregger.

ker so rasch zur allgemeinen An-
erkennung gelangte, viel genannte
Maler, dessen Name diesen bio-
graphischen Versuch als Ueber-
schrift schmückt, ist ein Kind jenes
Alpenlandes, welches der Kunst
schon manch' wackeren Jünger
Ich erinnere, indem ich einige
besonders hervorragende ans dem Kontingent der
letzten fünfzig Jahre aufführe, nur an Blaas,
Mintrop und Hellweger unter den Malern, an
Knabl unter den Bildhauern. Von den jüngeren
Landsleuten Defregger's und seinen Knnstgenossen,
auch als Piloty's Schüler seinen Studienkame-
raden, nenne ich nur Gabl und Math. Schmidt.

Dort in einem Dörflein, das mit seinen weit zerstreuten
Gehöften zur Pfarrei Dölsach gehört, in Stronach — Puster-
thal — wurde Franz Defregger am 30. April 1835 geboren.
Sein Vater war ein angesehener Landmann, welcher nach
dortigem Schätzungsmaaßstab wohl für recht vermöglich gelten
konnte. Aus der Namensverwandtschaft zu schließen, mochten

seine Vorfahren aus dem bekannten Teferecker-Thale in Tirol
herstammen. Wie er in seinem sauber gehaltenen Bauernhöfe
da droben am Berge gar oft an die fünfzig Stück Vieh in
den Ställen sein Eigen nannte, so war auch sein Wohnhaus
recht bevölkert. Er erfreute sich des besten Kindersegens. Zehn
Nachkommen wurden ihm da geboren, von denen indessen früh-
zeitig mit sammt der Mutter mehrere durch eine bösartige
Seuche hinweggerafft wurden. Auch der kleine, erst vierjährige
Franz wurde von ihr befallen. Nur schwer genas er, behielt
auch lange Zeit Spuren davon als auffallende Schwäche und
Siechthum zurück. So wurde er denn mit vier Schwestern
aufgezogen und vom Vater zum Besuch der sehr bescheidenen
kleinen Ortsschule angehalten, die ihm gar viele Lücken, später
für ihn recht fühlbare, zurückließ, — er suchte sie durch eifriges
Selbststudium auszufüllen. Dem Schulbesuch waren während
sechs Jahren die Wintermonate gewidmet, indessen er die sommer-
liche Zeit und dann überhaupt später bis zu seinem fünfzehnten
Lebensjahre als Hirte der älterlichen Heerden auf den grünen
Matten und Berghalden seiner Heimath znbrachte. Ohne Unter-
richt, so ganz von sich selbst, hatte er zu schnitzen und zu zeichnen
begonnen, ein angenehmer Zeitvertreib auf seinen einsamen Alpen.
 
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