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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0365

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(Bedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Anhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.
6IV. Max Gierymski.

Korrespondenzen: R. München, Mitte November. (Halbig's Kreuzigungs-
gruppe rc. Forts.) — R. K. München, Ende November. (Ausstellung
im Kunstverein. Forts.) — H. K. Wien, Ende November. (Ausstellung
im österreichischen Kunstverein. Forts.) — □ Nom, Anfang November.
(Gypsmuseum re. Schluß.)

Annsk-TIironik: Lokalnachrichten aus Berlin, Leipzig, Dresden, Frankfurt a. M.,
München, Graz, Florenz.

Kunstkritik: Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) VI. Ernstes
Genre. Darstellungen aus dem socialen Leben. (Schluß.)

Lricfknstcn. — Ansstetliingskaicndcr.

Lnnstlilcrninr und Album: I. Kunstliteratur: Kunstdenkmale und Altcr-
thümer im Hannoverschen. Schluß.) — Die Entwicklung der Kunst re. —
Fürstlich hohenzollern'sches Museum in Sigmaringen re. — Schlesiens
Vorzeit in Bild und Schrift re.— II. Album: Eduard Hildebrandüs
Aquarelle rc. — Malerische Reiseziele re. — Die Geschichte der Völker-
wanderung rc. — Italien rc. — Auf märkischer Haide rc.

Studien zur Eharalüeriflik bedeutender Künstler der Hegenwart.

61V. Mar Girrymski.

(Nekrolog.)

fer graue schwermüthige Himmel
Polens, unter dem sich weite
Saudstrecken oder große Föhren-
waldungen, dann wieder einför-
mige Haiden oder weidenbestan-
deue Ufer hinziehen, zwischen
denen die gelben Fluchen der
Weichsel dahinströmen, bieten dem Fremden so
wenig landschaftlichen Reiz, daß er meistens
froh ist, wenn er jene Gegenden hinter sich hat.
Und dennoch wachsen unter diesem Himmel, in
diesen langweiligen Gegenden, in jener stummen,
trauernden Natur, die scheinbar so wenige land-
schaftliche Reize, Gluth und Kolorit besitzen,
Maler aus, deren Namen in der Künstlerwelt sich eines aus-
gezeichneten Klanges zu erfreuen haben. Ihre eigene Heimath
küminert sich allerdings wenig um sie, die Meisten wandern in
den Jünglingsjahren aus, gehen nach München oder Paris, um
dort künstlerisch zu wachsen und — bleiben im Auslande, weil

sie zu Hause weder Aufträge noch Ehren und Glücksgütcr zu er-
warten haben. Stirbt ein Künstler im Auslande, mm, dann be-
sinnt man sich in der Heimath auf ihn und glaubt genug für sein
Andenken zu thun, wenn man ihm in irgend einer Zeitung in
Form eines kurzen Nekrologs einen Denkstein setzt. — So ging
es auch mit dem polnischen Maler Max Gierymski. Ich
lernte ihn vor drei Jahren kennen und wurde später mit ihm
befreundet.

Es war Winter, als ich ihn in München zum ersten Male
in seinem in der äußeren Landwehrstraße gelegenen Atelier be-
suchte. Ich schüttelte die Schneeflocken ab, während ans dem
Innern des Ateliers Chopin's schwermüthig wilde Klänge auf
einem Pianino so meisterhaft gespielt wurden, wie sie nur ein
Virtuose vortragen konnte. Unwillkürlich blieb ich stehen und
lauschte so lange, bis die Piece beendigt war. Dann trat ich
ein. Vom Pianino stand Gierymski auf, der eben gespielt hatte.
Er zeigte damals schon, erst 25 Jahre alt, jene nach vorn ge-
beugte Haltung des Oberkörpers und jene hektische Röthe der
Wangen, wie . sie Schwindsüchtigen eigen sind.
 
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