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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 19.1874

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https://doi.org/10.11588/diglit.13552#0385

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\ Mer Jahrgang. 1

I M 47 '

fmtjttorgmt hr Aruisrhen Aunsluersine.

Herausgegeben und redigirt

vr. Mar Schasler.

y 20. December i
% 1874. f

Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband - Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Z n 8 a k t.

. Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Lunstlirilik: Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) VII. Heiteres
61V. Max Gierymski. (Schluß.) und naives Genre; gemischtes Genre. (Forts.)

:SorrefjJOttöcnjen : F. K. München, Mitte December. (Ausstellung im Künste Liiiistlilcnitnr und Albmn: Kunstliteratur: Principien der Perspektive und
Verein. Forts.) — H. K. Wien, Mitte December. (Permanente Aus- deren Anwendung re. (Schluß.) — Die Christus- oder Bernwardssäule

stellung im Künstlerhause.) ans dem großen Domhofc zu Hildesheim rc. — Correggio's „Träumende

Liinji-Lhronilr: Lokal-Nachrichten aus Berlin. Leipzig, Bojanowo, Bozen, Magdalena" re. — Die drei Meister der Gemmoglyptik rc. — Bericht

Stockholm, Hyörring, London, Milly, Mailand. über die Verwaltung der konigl. Sammlungen rc.

Studien zur Eharaüteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

CIV. Max GiMMölri.

(Schluß.)

^chon in den ersten Werken, die Gierymski
ansstcllte, sprach sich eine entschiedene
dichterische Auffassnng der Natur aus.
Er suchte nicht lange nach Motiven zu
seinen Bildern; meistens waren es die
einfachsten Sujets, die er behandelte und an
denen hundert andere Künstler gleichgültig vor-
übergingen. Befand man sich mit ihm im

Walde oder ans der Landstraße und war die
Unterhaltung eine noch so lebhafte, so blieb er
'Plötzlich stehen, brach den Satz mitten ab und schaute auf das
Motiv, welches sich ihm gerade zeigte. Dann leuchteten seine
Augen freudig beim Anblick der Natur: O wie schön, wie schön,
rief er aus mit einer Erregung, mit einem kindlichen Entzücken,
das aus dem innersten Herzen kam.

Was Schopenhauer in Betreff der lyrischen Dichtung
sagt, kann ebenso ans die Stimmungslandschaft angewandt wer-
den: die Stimmung des Augenblicks zu ergreifen und
im Liede zu verkörpern — also hier im Bilde — ist die ganze

Leistung der lyrischen Gattung. Und diese Eigenschaft, die
Stimmung des Augenblicks schnell zu ergreifen, im Bilde zu
veranschaulichen, besaß Gierymski in hohem Grade. Es war
aber nicht jener schwungvolle, skizzirte Vortrag, wie er z. B.
Ed. Schl eich's Werke charakterisirt, sondern mehr ein liebe-
volles Sichversenken in den Gegenstand, wobei auch dem kleinsten
Theile eine sorgfältige Behandlung verliehen wurde.

Mit den scheinbar einfachsten Mitteln gelang es ihm, seinen
Bildern einen bestimmten dichterischen Ausdruck zu geben, oft
sprachen aus ihnen jene elegischen, schwermüthigen Gedanken,
wie sie uns Chopin, Schubert oder Beethoven in ihren
musikalischen Werken hinterlassen haben. Mit 'Vorliebe behan-
delte er Schneeeffekte, Regenstimmungen, oder Mondbeleuchtungen,
wobei er die stets in größerem Maaßstabe auftretende Staffage
entweder der Zopfzeit entlehnte, oder polnische Insurgenten,
Bauern, sowie Inden znr Darstellung brachte.

Nicht selten wurde Gierymski der Vorwurf gemacht, er
behandle die Wiedergabe der Natur zu photographisch und lehne
sich zu sehr an Meissonier's Werke an. Diesen Künstler schätzte
 
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