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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0293

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(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

Abhandlung: Das Uebernatürüche als Gegenstand der Kunstdarstellung. Lunji-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Güttingen, Dresden, Bonn,

Karrespondclycn: 8. Schwerin, 7. Oktober. (Domkirche; Obotritcngruppen; Düsseldorf, Wiesbaden, Nürnberg, München, Wien, Petaro, Rom, Paris,

Hoftheaterbau.) — IV. Leipzig, Mitte Oktober. (C. G. Boerner's Kunst- Brüssel, London, Christian».

Auction.) — W. Kassel, 10. Oktober. (Museum; Gemäldegallerie rc. Liliiji-Injtiiiltc lind -Vereine: Zum Gesetzentwurf über das Urheberrecht auf

Forts.) — ?. Stuttgart, Anfangs Oktober. (Enthüllung des König- den Gebieten der Kunst und Kunstindustrie.

Wilhelm-Denkmals rc.) Änsjlcllungslialender.

Aas Uebernatürüche als Hegenstand der Kunstdarstellung.

M

7 i om Standpunkt eines konse-
1 quenten Realismus wäre
Alles, was jenseits der
Grenzen der natürlichen
Wirklichkeit liegt, von der
künstlerischen Darstellung
unbedingt auszuschließen.
Daß damit nicht nur die re-
ligiöse Kunst, sondern auch zahl-
reiche andere Gebiete hochpoeti-
schen Motivinhalts mit dem Bann be-
legt und im Grunde nur die dürftige
Realität der prosaischen Lebenswirklich-
keit übrig bleiben wiirden, liegt allzu
klar^auf der Hand, als daß daraus noch besonders hinzuweisen
wäre. Mit demselben Rechte — oder Unrecht — könnte ein kon-
sequenter Idealismus die Behauptung aufstellen, daß im Gegen-
teil gerade erst jenseits jener Grenze der bloßen Naturwirklich-
keit das eigentliche Feld für die künstlerische Darstellung beginne.

Liegt die Wahrheit hier in der Mitte, oder auf welche
Weise läßt sich sonst eine Versöhnung und Verständigung zwischen
diesen Extremen erzielen? — Die Beantwortung dieser Frage
wäre wohl, ihrer Wichtigkeit halber, des Versuches Werth; schon
deshalb, weil über wenige andere Punkte ästhetischer Art so viele
und grobe Mißverständnisse nicht nur unter den kunstliebenden
Laien, sondern auch unter den Künstlern selbst existiren.

Um den Boden zu ebnen, auf dem diese Frage zu diskutiren
ist, müssen wir sogleich zwei Unterscheidungen machen; einmal
zwischen dem Uebernatürlichen und dem Unnatürlichen: diese
beiden Begriffe fallen durchaus nicht zusammen. Das Unnatür-
liche enthält einen Widerspruch, nicht gegen die Wirklichkeit —
denn es existirt sehr häufig (jede Mißgeburt liefert den Beweis
dafür) —, sondern gegen die innere Wahrheit. Nicht so das
Uebernatürüche: dies erhebt sich gerade durch die Idee, welche es
erzeugt, über die Natur; es steht also höher als die bloße Natur.

Dies aber ist ja auch wesentlich das Wesen der Kunst;
wie sollte also das Uebernatürüche von der künstlerischen Dar-
stellung ausgeschlossen werden dürfen!

Eine zweite Unterscheidung betrifft die Kunst selbst in ihrer
Verschiedenheit. Wer den wunderlichen Satz zuerst ausgesprochen,
 
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