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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0307
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Lunst-Oronik.

erlin. Die königl. Akademie der Künste ist auf Grund
des durch Allerhöchste Ordre vom 6. April d. Js. be-
stätigten Statuts und da der Landtag die Mittel be-
. willigt hat, seit dem 1. Oktober neu organisirt worden.

In Folge dessen ist am 2. Oktober der Geh. Regierungs-
Rath Hitzig als Präsident des Senats und der königl.
Akademie der Künste in das neue Amt eingeführt worden. Dem
bisherigen Vorsitzenden des Senats, Professor Da ege, wurde durch
den Ministerial-Direktor Greifs der in Anerkennung seiner lang-
jährigen Dienste ihm verliehene Kronen-Orden zweiter Klasse über-
reicht.

-Zur Feier der Enthüllung des S tein-Denkmals am

26. Oktober auf dem Dönhofsplatz hier ist folgendes Programm
aufgestellt: 1) Die zur Feier Eingeladenen versammeln sich um
11'/- Uhr im Abgcordnetenhause, Leipziger Straße 75, und werden
daselbst von dem Comitö zur Errichtung des Denkmals empfangen.
— 2) Um 11°/« Uhr begeben sich die Versammelten unter Vortritt
des Comits's nach dem Festplatze auf die vor und neben dem ver-
hüllten Denkmale errichteten Podien. Die Mitglieder des Comitö's,
der Polizeipräsident von Berlin, der Vorsteher der k. Ministerial-
Baukommission mit dem betreffenden Bauinspektor und den bei der
Ausführung thätig gewesenen Künstlern und Handwerksmeistern
nehmen ihren Platz zur rechten Seite, der Präsident des Reichstages,
der Geh. Regierungsrath Dr. Pertz, der Oberhofprediger Dr. Kögel,
die Gräfin v. Kielniannsegge und Familie zur linken Seite des
Denkmals. — 3) Bei der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers gehen
Allerhöchstdemfelben die Mitglieder des Comitü's zum Empfange
entgegen und treten dann auf ihren Platz zurück. — 4) Nachdem
der Kaiser in das vor dem Denkmale errichtete Zelt sich begeben
haben, woselbst Ihre k. jf- Hoheiten die Prinzen nebst den übrigen
fürstlichen Personen sich versammelt haben, stimmt zur Eröffnung
der Feier der Domchor einen Choral an. — 5) Nach Beendigung
desselben wird der Kaiser die in den Grundstein einzufügende Kapsel
mit den durch den Geh. Regierungsrath vr. Pertz zu überreichenden
Gegenständen ausfüllen und nach dem Verschluß durch drei Hammer-
schläge weihen, worauf — 6) Der Grundstein mit einem Weihe-
spruch des Hof- und Dompredigers vr. Kögel eingefügt wird. —
7) Auf den von dem Vorsitzenden des Comitö's, General-Feldmar-
schall Grafen v. Mollke, erbetenen Allerhöchsten Befehl hierzu fällt
unter Ausbringung eines Hochs auf den Kaiser durch den Vorsitzen-
den des Comits's die Hülle des Denkmals unter Begleitung der
Nationalhymne. — 8) Festrede des Comitemitgliedcs Abg. vr. Gneist.
— 9) dlad) dem Schluß übergiebt der Vorsitzende des Comits's das
Denkmal dem Herrn Oberbürgermeister Hobrecht für die Stadt
Berlin, welcher dasselbe mit einem Hoch auf das Andenken Stein's
übernimmt. — 10) Beendigung der Feier durch ein Hoch auf
Deutschland, ausgebracht von dem Präsidenten des Reichstages.

— — Am 17. d. M. ist die fünfte Ausstellung des hiesigen
„Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen" in der Leipziger
Straße 186 eröffnet worden. Der Katalog umfaßt 170 Nummern.

-Die Aufstellung der Statuen des Kaisers und des Kur-
fürsten Friedrichs I. von Hohenzollern, von denen die erstere im
Aufträge des Stadtverordneten Ebeling von dem Bildhauer Keil,
die andere auf Vcranlaffung der Stadt von dem Bildhauer Encke
modellirt worden ist, wird im nächsten Jahre am Geburtstage des

Kaisers erfolgen. Bekanntlich sollen dieselben ihren Platz in den
beiden Nischen des Haupt-Portals des Rathhauses finden.

— — Es steht nunmehr fest, daß die große Landes- (amtlich
königliche) Bibliothek von ihrer jetzigen Stelle (am Opernplatz und
in der Behrenstraße) nach der Stelle verlegt wird, an welcher sich
das Akademie-Gebäude (Unter den Linden) befindet. Eine geeignete
Baustelle, auf welcher sich das den Kunst-Ausstellungen künftig zu
bestimmeude Gebäude erheben soll, ist jedoch noch nicht gefunden.
Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß, als König Friedrich Wil-
helm IV. den Plan zum Bau des neuen Museums durch Stüler
entwerfen ließ, er auch auf der Spree-Halbinsel die Errichtung eines
Landesbibliothek-Gebäudes in's Auge gefaßt hatte. Stüler's groß-
artiger Entwurf ist bekanntlich auch hinsichts des neuen Museums
nur theilweise zur Ausführung gekommen.

Hamburg. Der Zufall hat es gefügt, daß, während in
Italien zur 400jährigen Geburtsfeier Michel-Angelo's großartige
Feste gefeiert wurden, an unserer Kunsthalle die Statue „Andreas
Schlüter's" aufgestellt worden ist, den man den deutschen Michel-
Angelo genannt hat. Ihre Aufstellung hat sie über dem westlichen
Eingang in der Nische des rechtsseitigen Risalits gefunden. Die
linksseitige Nische ist zur Aufnahme einer Statue Schinkel's bestimnit.

Constanz. In dem hiesigen Konzilinmssaale ist gegenwärtig
der Maler Schwörer mit der Ausführung einer Freske beschäftigt,
welche den „Friedensschluß des Kaisers Barbarossa mit den lom-
bardischen Städten" darstellt. Dieses Bild verspricht an malerischer
Wirkung eines der hervorragendsten im ganzen Bilder-Cyklus zu
werden.

Florenz. Michel Angelo's unveröffentlichte Dokumente be-
stehen dem hiesigen Korrespondenten der „Daily News" zufolge aus
neun in Pergament gebundenen Quartbänden. Sechs enthalten Briefe
von Celebritäten, die Michel Angelo's Zeitgenossen waren, und drei
Michel Angelo's Briefe an seine Familie und Freunde. Der erste
Brief ist an seinen Vater adressirt und 19. August 1497 datirt.
Er verspricht darin pekuniären Beistand. Der letzte ist an seinen
Neffen Leonardo am 28. Dezember 1563 gerichtet. Er sagt darin:
„Meine Hand kann nicht länger die Feder halten. Künftighin muß
ich diktiren und unterzeichnen." Die Handschrift zeigt kaum den
Uebergang von der Jugend zum Alter. Der auf Savanarola Be-
zug habende Brief ist in verstellter Handschrift. Die Bände werden
in verschlossenen Glaskästen ausgestellt werden.

Lissabon. Dem Vernehmen nach ist der schöne römische
Thurm zu Evora, der Hauptstadt von Alentejo, der zur Wasser-
leitung des Quintus Sertorius den Schluß bildete, auf Befehl des
Stadtrathes abgetragen worden und soll eine Markthalle an seiner
Stelle gebaut werden. In diesen Thurm mündeten die Leitungen;
er war aus Ziegel und Stein gebaut und gehörte der julischen
Periode, etwa 75 n. Ehr., an. Er war sehr gut erhalten und
wurde von Alterthumsforschern für eines der schönsten Ueberbleibsel
römischer Baukunst erklärt. Bis jetzt haben die Behörden sich noch
nicht zu einer Erklärung herbeigelassen. So möge denn Murray,
Bradsheen und Bädeker den Thurm des Sertorius, die Zierde von
Evora, aus der Liste der Sehenswürdigkeiten in Portugal ausstreichen.
Nebenbei bemerkt, wurde bis vor wenigen Jahren der schöne Tempel
der Diana in demselben Orte als Schlachthaus benutzt. Jetzt aber
wird er gesäubert und unter gehörigen Schutz gestellt.
 
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