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Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

JtunftMatt

Organ

der deutsehen Kunstvereine.

Kugler in Berlin -
in Berlin

JW5.

Unter Mitwirkung von

Passavant in Frankfurt — 'Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
■ Schulz in Dresden — Förster in München — Eitelfaerger v. Edelberg in Wien

redigirt von Dr. P. Eggers in Berlin.

Montag, den 4. Februar.

1850.

Die neuesten Ktrastleistungen in Frankfurt a. M.

Vor

Von J. ». Passavant.

I. Malerei.

f'on dem Obristen von Reutern, einem Künstler im wah-
ren Sinne des Wortes, war verflossenen Sommer das Gemälde
eines Opfers Abrahams in den Räumen des Städel'schen Kunst-
instituts ausgestellt, welches trotz der durch die Tagesbege-
benheiten so sehr aufgeregten Zeiten dennoch die Aufmerksam-
keit und Bewunderung des gesammten Publikums in Anspruch
zu nehmen vermochte; denn in ihm vereinigen sich tiefe Em-
pfindung mit naturgetreuer Ausführung auf eben so entsprechende,
als seltene Weise. In den drei Personen der dargestellten
Handlung treten uns ergreifend drei sehr verschiedenartige Ge-
müthszustände entgegen: Der Erzvater, im Begriff das ihm im
Leben Theuerste Gott opfernd hinzugeben, zeigt den Zustand
eines tief erregten Gemüthes, gemischt mit den Zweifeln bei
der Ueberraschung durch den göttlichen Boten; der Engel, licht-
umflossen aus getrübtem Himmel herabfahrend, prangt durch
den milden Ernst höherer Erkenntniss des göttlichen Willens;
endlich ist Isaaks zulrauungsvolle Ergebenheit, womit er auf
dem Holzstoss vom Vater gehalten, lauschend nach dem ihm
unbekannten Vorgang umblickt, wahrhaft rührend. In Harmonie
mit diesen Gemülhszuständen verleihen die verschiedenartigen
Körperbildungen und Färbungen dem Gedanken neue Stärke
und einen eigenthümlichen Reiz: in ungebeugter Kraft steht
der Greis, in verklärter Jugend prangt der Engel, in zarter
Schönheit der feine Gliederbau des Knaben. Rücksichtlich der
Färbung, die zuweilen symbolisch wird, hier nur folgende An-
deutung: Aus dem Dunkel des Gewölkes dringt glanzumflossen
der Engel hervor und breitet seine regenbogenfarbige Flügel
aus, gleich einem Himmelszeichen der Versöhnung. Hochroth
ist dagegen das Gewand, auf welchem Isaak liegt, gleichsam
das blutige Opfer bezeichnend; zugleich aber gab es dem
Künstler auch ein Mittel, durch Reflexe den schönen Körper
des Knaben in der Färbung so zu steigern, dass er vom jugend-
lichsten Leben durchströmt erscheint. Was endlich das Bild
als ein wahrhaftes Werk der Kunst stempelt, ist nicht sowohl
eine oft meisterliche Behandlung, als vielmehr des Meisters
volle Hingabe an die Sache bei gründlicher Kenntniss, und die
gewissenhafte Durchführung aller einzelnen Theile. Diese in
unserer zerrissenen Zeit so seltenen Eigenschaften sind es aber,

welche stets alle Herzen für das Werk eines Künstlers, der
mit ganzer Seele in seiner Schöpfung gelebt und gewirkt hat,
gewinnen wird, und hier auch gewonnen hat. Das Gemälde
ist, wie wir vernehmen, Eigenthum des Kaisers von Russland,')
Unser produetivster Künstler, Eduard Steinle, ist bei
Verwendung des Deutschen Hauses zu einer Kaserne, wieder
in das Städel'sche Kunstinstitut eingezogen, und hat hier schon
mehrere treffliche Werke gefertigt. Besonders sind einige
grössere Zeichnungen in Sepia hervorzuheben, von denen drei
dem Rhein-Mährchen von Clemens Brentano entnommen sind,
und die zu den schönsten Compositionen gehören, womit der
treffliche Meister uns schon zum öftern erfreut hat. Auf dem
einen dieser Blätter sehen wir im Rhein beim Mondenschein
den freudigen Zug der sich in ihn ergiessenden Flüsse und
Flüsschen, alle reichlich mit Geschenken versehen, wie es in
der Dichtung so reizend beschrieben ist. Nach dieser Zeich-
nung haben wir von Karl Kapper mit nächstem einen schönen
Kupferstich zu erwarten. Auf einem andern Blatt sehen wir
Fanferlieschen mit ihrem Kinde in einen Thurm gesperrt und
wie zu ihrer erheiternden Tröstung alle Arten von Vögel
schaarenweis vom Himmel hernieder fliegen. Auf der dritten
ist die Begegnung beim Mäusethurm des Königs von Mainz
mit dem von Trier dargestellt, wie durch den Sprung der Katze
nach der Maus Verwirrung entsteht und was weiter sich daran
anknüpft. Eine jede dieser Zeichnungen hat eine architekto-
nische Einfassung, in welcher einige der Hauptpersonen der
Erzählungen höchst charakteristisch angebracht sind, wodurch
der Reiz der originellen und reichen Anordnung noch sehr er-
höht wird. Eine vierte Sepiazeichnung ist Shakspear's Kauf-
mann von Venedig entnommen. Sie zeigt uns Shylock in Ver-
zweiflung dem Gespötte des Volkes und der Knaben ausgesetzt,
während seine Tochter mit Lorenzo in einer Gondel entflieht;
der Richter (Porzia) mit den Seinen ihnen in einer anderen
nach Padua folgt. Alle Charaktere und die sie umgebende Lo-
kalität sind von der ansprechendsten Wahrheit, die verschie-
denen Gruppen von der malerischsten Wirkung. — Bewunderten
wir bis jetzt in diesen Compositionen die lebendigen Darstel-
lungen der Freude oder der zarten Mutterliebe, oder die einer
mährchenhaften Phantasie, oder des Humors im Leben, so zeigt
uns dagegen eine fünfte Zeichnung in drei Abtheilungen den

1) Das Bild hat auch im vorigen Jahre in Berlin die lebhafte Aufmerk-
samkeit der Kunstfreunde erregt.

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