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auch auf einem Marmortisch daneben liegende Rosen, nicht
eigensinnig ausgesucht, um Virtuosität daran zu zeigen, son-
dern als sei eben nur ein schönes Mädchen davongegangen,
vielleicht um mehr zu holen, denn die Bäume des Hintergrun-
des deuten auf einen Garten. In dem Bilde ist Alles Natur,
frische, kräftige, duftige Natur! —

Während Gurlitt es liebt, die Felsen und Bäume in Ein-
samkeit darzustellen und den brütenden Sonnenschein mit ihnen
allein zu lassen, kaum belauscht durch ein oder zwei im Mit-
telgrunde oder in der Ferne sichtbare Menschengestalten, so hält
sich Helfft an die bewohnten Parthieen, ja er sucht die Woh-
nungen selbst auf. Wir sahen eine reiche Auswahl von Bildern
seiner fleissigen Hand, die säinintlich durch eine heitere, tüch-
tige und effectvolle Durchführung gefielen. — Von den von W.
Schirmer angekündigten Gemälden sahen wir nur zwei: „Blick
auf das Meer vom Hafen zu Neapel", ein sehr hübsches klei-
nes Stück, und: „die Villa d'Este in Tivoli", eine kleine Ve-
dute, auf der die Symmetrie der Baulichkeit eben nicht vor-
theilhaft durch eine scharfe Scheidelinie der Abendsonne auf
den Cypressen unterstützt wird.

Ein Anderer, den Felsenbau der Natur und den Häuserbau
der Menschen gleich herrlich in seiner Art darstellend, ist E d.
Pape. Seine beiden Bilder übten die stille Gewalt innerer Na-
turwahrheit aus. Es war uns, als trat uns aus der „Parthie auf
Handeck in der Schweiz mit dem Erlgletscher" ein Gefühl treu-
herziger Pietät entgegen, mit der sich der Künstler der Mutter
Natur genähert habe und ihrer Geheimnisse theilhaftig geworden
sei. Und ebenso fand das „Kloster Torcello bei Venedig" mit Recht
seine Bewunderer. Ohne die Anwendung blendender Effecte lag
das gelbe Gemäuer mit feiner Durchführung der architektoni-
schen Glieder im Sonnenschein da, überragt von hohen Pap-
peln, welche in die tiefblaue Luft streben.

Nennen wir hier gleich ein Bild von Bossuet aus Ant-
werpen: „Theil der römischen Wasserleitung bei Sevilla", wel-
ches ebenfalls auf eine bezaubernde Weise Landschaft und Ar-
chitektur verbindet. Die sauberste und fleissigste Durchführung
der Baulichkeiten, die sich vom Vordergrund rechts in das Bild
hineinziehen für den Liebhaber auch perspcctivisch genau ge-
arbeiteter Architekturen; ein leuchtender Sommermorgen auf den
Bergen, auf welche die reizendste Aussicht geöffnet ist und
poetische Staffage für den, der nach landschaftlichen Scenerien
sucht; kurz, ein vollendetes Bild für jeden empfänglichen Be-
schauer ! .

Dieser volle poetische Schmelz fehlte den Nerly'sehen Bil-
dern, deren wir drei, sehr vortreffliche Architekturstücke,.sahen.
Sie waren sämmtlich mit einer merkwürdigen Treue gearbeitet,
gleichsam fixirte Spiegelbilder. Diese Unermüdlichkeit der Ar-
beit trat auch in der Staffage des einen Bildes, die Darstellung
der Regatta, hervor, indem jeder Figur der hunderte von fröh-
lichen Gondelfahrern ihr Recht widerfahren war. — Aber als
ob diese Canaletto'sche Kühle einmal zu Venedig gehörte, so
pflegt sie selten den Nerly'schen Ansichten zu fehlen. Und
doch haben wir bei dieser Gelegenheit eine Darstellung der
Piazetta von Mecklenburg zu erwähnen, welche in vollster
Sonnenglorie brennend, durch eine gelungene Ausführung die
angenehmste Wirkung hervorbrachte.

Ohne besondere malerische Wirkung und auch wohl ohne
Absicht derselben waren die Ansichten von Leo v. Klenze: klas-
sische, höchst interessante Gegenden, unter ihnen der Restau-
rationsversuch eines Theiles der Stadt Athen zu den Zeilen des
Kaiser Augustus.

Nachdem wir noch mit Anerkennung ein sehr kleines Bild
von Graeb „Theil des Kreuzganges am Dom zu Regensburg",
so wie eine innere Anficht des „Artushofes in Danzig" von

Schultz (vermuthlich eine Ausführung der in No. 8 bespro-
chenen Radirungen) genannt haben, kehren wir zu den eigent-
lichen Landschaften zurück.

Karl Hilgers hatte eine ganze Reihe von Winterbildern
in den verschiedensten Dimensionen geliefert, die aber alle
darin übereinkommen, dass sie in Bezug auf das Motiv anzie-
hend und in Betreff der Technik elegant, sicher und fein sich
darstellten. Am wirkungsvollsten durch seinen tiefpoetischen
Vortrag war eine „Rheinische Burg", welche der Winter be-
wohnte und wo er sich förmlich eingerichtet zu haben schien;
denn es fehlte von den Eiszapfen, denen immer wieder wächst,
was die Sonne ihnen wegfrisst, bis zu dem Schneeduft des Wal-
des und der verschiedenen Winterphysiognomie der Bäume und
dem Hofstaate des Winters und des Todes, den Raben, es fehlte
nichts, was nicht auf ein rechtes Hineinleben in diese Gegend
gedeutet hätte. Und doch hatte man vor dem Bilde ein Gefühl
von Ahnung, dass es wieder lenzen müsse, während vor andern
die Empfindung erregt wurde, die uns auch im Winter draus-
sen mitunter beschleicht, als könne dieser Raum nimmer wieder
grün werden. Ein gastlich Licht aus der Hütte auf dem gedehn-
ten Schneefelde, ein blasser Mond, als Staffage trippelnde Kirch-
gänger oder ein einsamer Jäger oder Bauersmann, solche Dinge
sind die einfachen Darstellungsmittel der Hilgers'schen Winter-
gedichte. Er steht Koeckkoek's bekannter Meisterschaft darin
nicht nach. Dieser aber hat mit allen Jahreszeiten innige Freund-
schaft geschlossen und so sahen wir diesmal von ihm zwei
Sommerbilder. Das eine, „Panorama" betitelt, Hess uns von
einem steilen Bergweg aus, der sich am rechten Vordergrunde
in die Tiefe bog, ein gut Stück Welt überblicken. Ein Stück-
chen im Thal am Flusse mit Brücken, ein hügelichtcs und son-
nendurchblicktes Feld, Baumgruppen, leuchtende Fernen, das
alles war von da aus zu sehen, wo auch eine Gruppe von Land-
leuten mit ihren Maulthieren angehalten hatte, wie um noch
einmal die freie lichte Sonnenwelt anzusehen, ehe man sich in
den frischkühlen Waldweg verliert. Es ist ein reizvolles, rei-
ches Bild, oder vielmehr mehrere Bilder, denn man kann, wenn
man will, etwa vier Parthieen herausheben und als abgerundet
für sich gelten lassen. Geschlossener war die „Waldgegend
mit Kapelle." Dieser Wald, dieses Waldbächlein erzählen doch
noch schöner als Gustav Putlitz seine. Durch einen einzigen
Blick ziehen diese duftigen Märchen, durchweiche das fromme
Ave Maria - Glöcklein tönt, auf einmal in das Herz. Dieser
Künstler malt Hymnen auf die Natur, indem er einfach zeigt,
wie schön sie ist. Wollte dochTriebel zu ihr zurückkehren,
die er früher inniger zu umfassen schien, als es diesmal seine
zahlreichen Leistungen bezeugen. Es ist als ob der Künstler
eine Uebereinkunft mit der Natur geschlossen hätte, vermöge
welcher er sie so darstellen darf, als es seine, wirklich aus-
gebildete Manier ihn thun heisst. Aber solche Pakte sind ein-
seitig. Ihr zwingt es ihr nicht ab mit Blenden und Bestechen.
Und uns kann man nicht mit Uebersetzungen abfinden; wir
müssen Originale haben. Und nicht bloss die Bilder des Künst-
lers, auch die seiner Schüler bewegen sich in der conventio-
nellen Sprache dieser Stenographie: die Felsen nichts wie Horn-
blende und Eisenoxyd, die Bäume, schwankend zwischen Ei-
chen und anderm Laube; viel Auge und Sinn für schöne Mo-
tive, viel schöne Einzelheiten, viele Virtuosität, aber auch viel
Manier. Was missfällt uns so an der Manier? dass sie uns
immer das eigne Zufriedenheitszeugniss des Künstlers vor sein
Werk schiebt.

Seiffert bekundete seinen Fleiss durch eine ziemliche An-
zahl von italischen und schweizerischen Ansichten, welche mei-
stens einen offenen Sinn für glückliche Motive verrathen. Am
gelungensten stellte sich eine Ansicht von Cefalu in Sicilien dar.
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