Deutfdji*
Zeitung
für bildende Kunst und Baukunst.
üunflblöti
Organ
der deutschen Kunstvereine.
Unter Mitwirkung von
Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schuaase
in Berlin — Schulz in Dresden — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien
redigirt von Dr. F. Eggers in Berlin.
■M 31.
Montag-, den 5. August.
1850.
Zur Charakteristik des älteren Ziegelbaues in der Mark
Brandenburg, mit besonderer Rücksicht auf die Kloster-
kirche zu Jerichow.
Von F. v. Quast.
(Schluss.)
(Hierbei eine Tafel mit Abbildungen.)
Indem ich mir eine detaillirte Fortsetzung des Themas vor-
behalte , füge ich eine historisch geordnete Reihenfolge der be-
deutendsten älteren Ziegelbauwerke in der Mark Brandenburg
bei, wie sich solche aus der sich mehr und mehr zum Gothi-
schen fortschreitenden Architektur ergiebt, und zwar von der
Mitte des XII. bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts. Wo Jah-
reszahlen vorlagen, sind sie als Anhaltspunkte benutzt. Zur
Mark Brandenburg sind hier auch diejenigen Landestheile ge-
rechnet, welche, wie das sogenannte Stiftische, worin Jerichow
liegt, und das Land Stargard, ihr später entfremdet wurden.
1. 1136—1142. S. Marien-Kirche auf dem Harlungerberge bei
Brandenburg, in den unteren, älteren Theilen.
2. 1147—1152. Kloster-Kirche zu Jerichow, mit Ausnahme des
Thurmbaues, der Seiten-Kapellen des Chors und
einiger anderer Zusätze. — Stadtkirche zu Jerichow
und Kirche in Redekin u. s. w. ziemlich aus dersel-
ben Zeit.
3. 1165 bis nach 1179. Dom zu Brandenburg. In diese Zeit
gehören die Arkaden des Schiffs und einige Wand-
pfeiler der Krypta.
4. Vor 1173. S. Nicolai-Kirche vor Brandenburg; die älte-
ren Theile, namentlich das Schiff mit seinen Arkaden.
5. Nach 1180. Kloster Lehnin. Chor und Kreuz, doch ohne
die Erhöhung dieser Theile und deren Einwölbung.
6. Nach 1184. Kloster Arendsee. Aeltester Gewölbbau; Kup-
pelgewölbe; noch vollständig im Rundbau ausgeführt.
7. Vor 1192. S. Stephan in Tangermünde. Alter Mauerrest
mit Rundbogenfenstern und Lissenen, an der Nord-
seite der Kirche.
8. S. Marien - Kirche in Salzwedel. Alte Mauern mit
sich durchschneidenden Rundbogenfriesen; vielleicht
der ganze Körper der Kirche mit dem westlichen
runden Hauptthurme.
B. Pfarr-Kirche in Seehausen, 1192 zuerst erwähnt.
Rundbogiges West-Portal und Thurmbau.
10.
S. Nicolai-Kirche in Gardelegen. Reste der West-
front mit Rundbogenöffnungen} auch alte Rundbögen
im Innern.
S. Marien - Kirche in Gardelegen. Theile des Aeus-
sern und Innern, nebst einem Rundbogen-Portale
der Südseite.
1246. Kloster-Kirche in Neu-Ruppin. Reste der Chor-
wände mit sich kreuzendem Rundbogenfries.
1247. S. Katharinen-Kirche der Neustadt Salzwedel; Rund-
bogenfries am Thurme.
S. Lorenz-Kirche in Salzwedel; Uebergangstyl in
höchster Vollendung.
Kloster-Kirche zu Jerichow; westlicher Thurmbau.
1257. Dom zu Stendal. Thurmbau und ältere Theile des
Kreuzganges.
1272.? Kloster Lehnin; Schiff und Gewölbe des Chors.
1270 circa. Franziskaner-(Johannes-) Kirche zu Prenzlau.
Feldsteinmauerwerk, mit Ziegelfenstern. Gothische
Gewölbe über Wandsäulen mit Ziegelwürfel-Kapitälen.
S. Jakobi-Kirche daselbst. Aeusseres der vorigen
völlig entsprechend; ohne Gewölbe.
S. Nicolai - Kirche zu Frankfurt. Drei gleich hohe
Schiffe im fast gothischen Uebergangstyl.
1275. Refectorium des Domklosters zu Havelberg.
Kloster-Kirche zu Neuendorf in der Altmark. Ein-
fach frühgothisch.
Nach 1290. Kloster-Kirche in Berlin. Frühgothisch mit
Romanischen Reminiscenzen.
S. Maria Magdalenen-Kirche in Neustadt - Eberswalde.
Frühgothisch mit Romanischen Reminiscenzen.
Um und nach 1300. Kloster-Kirche zu Chorin; höchst voll-
endet altgothisch.
S. Jacobi-Kirche in Perleberg. Schiff.
Kloster-Kirche in Neu-Brandenburg.
Kloster - Kirche in Neu-Ruppin; mit Ausnahme der
altern Theile ad 12. strenggothisch, hochvollendet.
S. Johannes- (Franziskaner-) Kirche in Brandenburg.
Kloster-Kirche zu Königsberg in der Neumark.
Schwarzes (Dominikaner-) Kloster in Prenzlau.
Pauliner- (Dominikaner-) Kloster in Brandenburg.
Kloster-Kirche zu Gramzow. Nur noch Rest eines
westlichen Polygonbaues.
S. Marien-Kirche in, Wittstock. Schiff.
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Zeitung
für bildende Kunst und Baukunst.
üunflblöti
Organ
der deutschen Kunstvereine.
Unter Mitwirkung von
Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schuaase
in Berlin — Schulz in Dresden — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien
redigirt von Dr. F. Eggers in Berlin.
■M 31.
Montag-, den 5. August.
1850.
Zur Charakteristik des älteren Ziegelbaues in der Mark
Brandenburg, mit besonderer Rücksicht auf die Kloster-
kirche zu Jerichow.
Von F. v. Quast.
(Schluss.)
(Hierbei eine Tafel mit Abbildungen.)
Indem ich mir eine detaillirte Fortsetzung des Themas vor-
behalte , füge ich eine historisch geordnete Reihenfolge der be-
deutendsten älteren Ziegelbauwerke in der Mark Brandenburg
bei, wie sich solche aus der sich mehr und mehr zum Gothi-
schen fortschreitenden Architektur ergiebt, und zwar von der
Mitte des XII. bis zur Mitte des XIV. Jahrhunderts. Wo Jah-
reszahlen vorlagen, sind sie als Anhaltspunkte benutzt. Zur
Mark Brandenburg sind hier auch diejenigen Landestheile ge-
rechnet, welche, wie das sogenannte Stiftische, worin Jerichow
liegt, und das Land Stargard, ihr später entfremdet wurden.
1. 1136—1142. S. Marien-Kirche auf dem Harlungerberge bei
Brandenburg, in den unteren, älteren Theilen.
2. 1147—1152. Kloster-Kirche zu Jerichow, mit Ausnahme des
Thurmbaues, der Seiten-Kapellen des Chors und
einiger anderer Zusätze. — Stadtkirche zu Jerichow
und Kirche in Redekin u. s. w. ziemlich aus dersel-
ben Zeit.
3. 1165 bis nach 1179. Dom zu Brandenburg. In diese Zeit
gehören die Arkaden des Schiffs und einige Wand-
pfeiler der Krypta.
4. Vor 1173. S. Nicolai-Kirche vor Brandenburg; die älte-
ren Theile, namentlich das Schiff mit seinen Arkaden.
5. Nach 1180. Kloster Lehnin. Chor und Kreuz, doch ohne
die Erhöhung dieser Theile und deren Einwölbung.
6. Nach 1184. Kloster Arendsee. Aeltester Gewölbbau; Kup-
pelgewölbe; noch vollständig im Rundbau ausgeführt.
7. Vor 1192. S. Stephan in Tangermünde. Alter Mauerrest
mit Rundbogenfenstern und Lissenen, an der Nord-
seite der Kirche.
8. S. Marien - Kirche in Salzwedel. Alte Mauern mit
sich durchschneidenden Rundbogenfriesen; vielleicht
der ganze Körper der Kirche mit dem westlichen
runden Hauptthurme.
B. Pfarr-Kirche in Seehausen, 1192 zuerst erwähnt.
Rundbogiges West-Portal und Thurmbau.
10.
S. Nicolai-Kirche in Gardelegen. Reste der West-
front mit Rundbogenöffnungen} auch alte Rundbögen
im Innern.
S. Marien - Kirche in Gardelegen. Theile des Aeus-
sern und Innern, nebst einem Rundbogen-Portale
der Südseite.
1246. Kloster-Kirche in Neu-Ruppin. Reste der Chor-
wände mit sich kreuzendem Rundbogenfries.
1247. S. Katharinen-Kirche der Neustadt Salzwedel; Rund-
bogenfries am Thurme.
S. Lorenz-Kirche in Salzwedel; Uebergangstyl in
höchster Vollendung.
Kloster-Kirche zu Jerichow; westlicher Thurmbau.
1257. Dom zu Stendal. Thurmbau und ältere Theile des
Kreuzganges.
1272.? Kloster Lehnin; Schiff und Gewölbe des Chors.
1270 circa. Franziskaner-(Johannes-) Kirche zu Prenzlau.
Feldsteinmauerwerk, mit Ziegelfenstern. Gothische
Gewölbe über Wandsäulen mit Ziegelwürfel-Kapitälen.
S. Jakobi-Kirche daselbst. Aeusseres der vorigen
völlig entsprechend; ohne Gewölbe.
S. Nicolai - Kirche zu Frankfurt. Drei gleich hohe
Schiffe im fast gothischen Uebergangstyl.
1275. Refectorium des Domklosters zu Havelberg.
Kloster-Kirche zu Neuendorf in der Altmark. Ein-
fach frühgothisch.
Nach 1290. Kloster-Kirche in Berlin. Frühgothisch mit
Romanischen Reminiscenzen.
S. Maria Magdalenen-Kirche in Neustadt - Eberswalde.
Frühgothisch mit Romanischen Reminiscenzen.
Um und nach 1300. Kloster-Kirche zu Chorin; höchst voll-
endet altgothisch.
S. Jacobi-Kirche in Perleberg. Schiff.
Kloster-Kirche in Neu-Brandenburg.
Kloster - Kirche in Neu-Ruppin; mit Ausnahme der
altern Theile ad 12. strenggothisch, hochvollendet.
S. Johannes- (Franziskaner-) Kirche in Brandenburg.
Kloster-Kirche zu Königsberg in der Neumark.
Schwarzes (Dominikaner-) Kloster in Prenzlau.
Pauliner- (Dominikaner-) Kloster in Brandenburg.
Kloster-Kirche zu Gramzow. Nur noch Rest eines
westlichen Polygonbaues.
S. Marien-Kirche in, Wittstock. Schiff.
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