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' 272

darin immer höher und dürfte bald den besten Meistern an die
Seite treten, allein sein Colorit ist der mangelhaftesten Art, ja
es thut in der That wehe, so viel geistreiche Composition von
so ungewöhnlich schlechter Farbe entstellt zu sehen. Sein Fleisch,
weiss oder braun gemalt, ist leblos, unwahr und ohne allen
Charakter: Stoffe malt er besser; in dieser Weise ist auch sein
„Gross grüner Brillen aus dem Vicar of Wakeneid" gemalt,
das die englischen Zeitungen besonders herausstreichen; will
man indessen nicht die Augen schliessen, so wird man leicht
ersehen, dass hier die Kritik aller Wahrheit entbehrt; denn
das Bild zeigt von einer gänzlichen Zerrissenheit der Farbe. —
R. Redgrave ist in seiner „Griselda" zu theatralisch, jedoch
liegt viel Harmonie in dem Bilde. A. L. Egg's „Peter der
Grosse" ist gelungen in der Gruppirung und W. E. Frost's An-
dromeda ein sauber gemaltes Bild, nur einzelnes in der Zeich-
nung, wie ein allzusehr gekünsteltes Hinneigen zur runden Form
in den Figuren und Gruppen, fällt daran auf. — E. M. Ward's
James II., dem die Landung des Prinzen von Oranien (1688)
mitgetheilt wird, tritt als ein ächter Typus, mit allen Fehlern
der englischen Schule auf. Der Akademiker S. A. Hart, der
schon seit Jahren höher und höher gestiegen, hat vielleicht eins
seiner besten Produkte in dieser Ausstellung, unter dem Namen:
„Simchath Torah" geliefert. Es ist ein jüdisches Fest in der
Synagoge zu Livorno. Die sehr malerischen Kostüme der Ra-
biner, die gute Anordnung der Procession machen das Bild zu
einer der besten Arbeiten des Künstlers. Zu nennen wäre noch
E. Armitage's „Aholibah" (Ezechiel 14,16) als ein mit grosser
Phantasie aufgefasstes Werk; es liegt eine ganze Welt voll Sin-
nen in diesem Aholibah und ist mit grosser Kraft auf die Lein-
wand gebracht. Es Hessen sich noch andere Bilder anführen
wie Poole's Hiob, Dyce's Jacob und Rachel etc.; jedoch ist bei
allen guten Eigenschaften dieser Bilder doch noch gar vieles
daran auszusetzen. Delaroche's „Cromwell am Sarge Karls I."
ist das Meisterwerk der Ausstellung; es liegt eine rembrandtische
Farbe in diesem prächtigen Bilde.')

In der Landschaft ist die Ausstellung der Royal Acadeiny
reich an guten Bildern. T. Creswick giebt. seinem verdienten
Rufe nichts nach, sein „Wind an der Seeküste " ist windig und
lebendig, sein „first glimpse of the Sea" eine reiche, schön
beleuchtete und meisterhaft gemalte Landschaft, gewiss die beste
der Ausstellung. Auch F. R. Lee, der in den letzten Jahren
äusserst manierirt arbeitete, nur in Grau Landschaften malte,
hat in seinem „Bergstrom", seiner „Tränke", mit Vieh von
T. S. Cooper, sich wieder auf die Höhe der Kunst gestellt und
den Tadel, den man über seine letzten Bilder gerecht ausspricht,
somit wieder verwischt. C. Stanfield ist productiv gewesen, seine
„Scene an der Maas" und die „Bucht von Bajae vom Kapuziner-

kloster in Puzzuoli" sind die bedeutendsten seiner Bilder. D. Ro-
berts lieferte mehrere meisterhafte Kirchen - Intenieurs, Danby,
der poetische Landschafter, hat uns durch seinen „Frühling"
diesmal nicht genügt; sein „Zürcher See" in der letzten Aus-
stellung war weit bedeutender.

E. Landseer befriedigte uns ebenfalls in diesem Jahre we-
niger. Sein „verlornes Schaaf im Gebirge" ist eine ganz ver-
fehlte Idee, und sein „ Gespräch auf dem Schlachtfelde von Wa-
terloo" auf Wunsch des Herzogs von Wellington gemalt, ist
eben eine Bestellung, vielleicht eine Idee des Herzogs selbst.
Letzterer zu Pferde erklärt der Marquise von Douro (ebenfalls
zu Pferde) das Schlachtfeld. Die Pferde sind unvergleichlich
gemalt und die Bauerngruppen zur Linken sehr verdienstlich,
aber es fehlt das eigentlich Landseer'sche Leben in dem ganzen
Bilde. Landseer hat eine Thierpoesie, eine Thierseelen-Kennt-
niss, die seine Bilder so unnachahmlich machen; hier aber
war seine Phantasie und sein Talent beengt, und desshalb ist
auch das Resultat kein günstiges. Unter den Miniaturen zeich-
neten sich die Sachen von Sir W. Ross, R. Thorburn, T. Carrick
und Sir W. Newton wie gewöhnlich aus.

1) Das in Deutschland durch einen trefflichen Stich hinlänglich bekannt ist.

Novitätenschau.

L'Artiste, Revue de Paris. 1er Juin 1850. Inhalt: Ana-
tole de Montaiglon, Ueber das Museum zu Brüssel. Insbe-
sondere über die Bilder von Gaspard de Crayer, Roose und
Jordaens sowie über die Sammlung von den Werken des Bild-
hauer Kessels, bestehend aus Modellen, Gipsabgüssen und Mar-
morarbeiten, ähnlich wie das Thorwaldsen-Museum zu Copen-
hagen und das von David zu Angers, — Die artistischen Beigaben
bestehen aus 3 Lithographien: „Alexander und Aristoteles" nach
Heinrich Lehmann. Die Geliebte des Königs reitet auf seinem
Lehrer, den grossen Philosophen. Ein höchst unangenehmes, ja
widerliches Sujet. „Die spanische Kokette" von Geoffroy nach
Eugen Giraud, der die wissenschaftliche Expedition nach Spa-
nien unter Alexander Dumas mitgemacht hat „Der Affe vor
dem Spiegel" nach Descamps von Alfred Masson.

15. Juin. — Paul Mantz, Künstler der Gegenwart, und
zwar in dieser Nummer eine Lebensskizze und Charakteristik
von Ary Scheffer. — Vorgänge auf dem Gebiete der Künste:
Verbesserungen im Museum des Louvre, der Saal der mexika-
nischen Alterthümer, Gemäldeverkauf in London, das Atelier
des Blumenmalers Leger-Chereile, von dessen neuester Ar-
beit, „ein Papagei, der in seiner Ruhe zwischen Blumen und
Früchten von einer Wespe gestört wird", eine Lithographie bei-
liegt. Andere Beigaben sind: „Der Spazierritt des Pfarrers"

I von Jules Veyrassat und „das Innere eines Pachthofes" von

i Subercaze.

Bekanntmachung.

Die Decke des Logenhauses in dem jetzt gebaut werdenden Königlichen Hoftheater hieselbst soll mit allegorischen oder
mythologischen Bildern — in Wachsmalerei — versehen werden. Es ist beschlossen, für die Composition dieser Bilder eine
Concurrenz unter den vaterländischen Künstlern, gebornen Hannoveranern, im In- und Auslande zu eröffnen. Die Ausführung
der Bilder in Wachsfarben nach der gewählten Composition kann nöthigenfalls einem andern Künstler übertragen werden. Diese
fordert aber bei dem gegenwärtigen Stadio des Baues Eile; es ergeht demnach diese Benachrichtigung von der eröffneten Con-
currenz an die Herren Künstler mit der Bemerkung, dass diejenigen, welche daran Theil nehmen wollen, sich spätestens bis
zum 1*» künftigen Monats bei der hiesigen Theaterbauführung mündlich oder schriftlich zu melden haben, um das darauf sich
beziehende Programm zu erhalten, da für die Einlieferung der Composition als äusserster Termin der 15te October d. J. hat fest-
gesetzt werden müssen.

Hannover, den 14ten August 1850. Aus Königlicher Hoftheater - Bauco mmission.

Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.
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