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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 3.1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.1196#0057
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Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

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Organ

der deutschen Kunstvereine.

Unter Mitwirkung von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien

. . . herausgegeben von Dr. P. Eggers in Berlin.

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Sonnabend, den 7. Februar.

1852.

Die Glasbedeckung der besten Gemälde anf der Dresdener
Gemälde-Galerie.

IVlehrfach habe ich von meinen kunstsinnigen Freunden in
Dresden äussern hören, dass in Bezug auf die dortigen Kunst-
verhältnisse das Wort eines fremden Kunstfreundes, der von
vorneherein einen unbefangenen und unparteiischen Standpunkt
einnehme, wohl nicht ungern vernommen werde. Zwar ge-
staltete mir der stets nur kurze Reiseaufenthalt von etwa einer
Woche in Dresden nicht, einen tieferen Blick in die gesammten
Kunstzustände daselbst zu thun und darüber bei mir genugsam
in's Klare zu kommen oder gar ein fertiges Urtheil, welches
ausgesprochen zu werden ebenso berechtigt als reif wäre, mir
zu bilden; doch kann ich nicht umhin, eine Angelegenheit zur
Sprache zu bringen, die mir besonders warm am Herzen liegt
und zu deren Anregung und Besprechung es weniger einer
Eingeweihtheit in die speciellen dortigen Kunstzustände bedarf.
Es betrifft nämlich die Glasbedeckung einer nicht geringen An-
zahl der schönsten Bilder der Dresdener Gemälde-Galerie, —
worauf bei der sich nahenden Vollendung des neuerbauten Mu-
seums , im Interesse der Kunst und der vielen zu Dresdens
Kunstschätzen wallenden Kunstfreunde, die Blicke hinzulenken
an der Zeit erscheint.

Ich kann nicht beschreiben, welch' einen betrübenden Ein-
druck es auf mich machte, die trefflichsten Meisterstücke, welche
mich vor Jahren recht eigentlich in das Mysterium der Kunst
einführten, so wiederzufinden. Häufig scheute ich mich, die-
selben nur anzuschauen, um nicht das früher davon empfangene
und seitdem in meiner Seele mit mir herumgetragene schöne
Bild in seiner Reinheit und Ursprünglichkeit zu trüben oder gar
zu vernichten. Und bei wie vielen Beschauern sollten nicht
ähnliche Gefühle entstanden sein?

Beinahe möchte es scheinen, dass es auf der herrlichen
Dresdener Galerie zu einer Manier geworden oder — fast wird
man verleitet zu sagen — eine Art Manie eingebrochen sei,
sich die besten Gemälde auszusuchen, um sie vermittelst des
Glases zur Anschauung zu bringen. Denn dass es gar die Ab-
sicht gewesen wäre, durch dieses Medium, und wäre es auch
ein Kaleidoscop, dieselben erst zum Genüsse zu bringen oder
vollends den Genuss zu erhöhen, eine solche vernommene Aeus-
serung mag als eine nur pikante in sich selbst ihre Würdigung
finden. Wohl ebenso wenig kann hierin eine Berücksichtigung

derjenigen durchreisenden Fremden gefunden werden, welche
die Galerie ohne wahren Kunstsinn und ohne viel Zeit durch-
wandern, dabei jedoch von dem Besten gern etwas sehen möch-
ten, und denen damit eine erleichternde Anweisung an die Hand
gegeben erscheint, welchen Bildern sie sich vorzugsweise zu-
zuwenden haben. Gottlob übrigens, dass manche Kunstschätze,
deren' Werth allerdings sie auf eine Bevorzugung gerechten
Anspruch machen lässt, u. A. auch die seltene Vereinigung der
mir so lieben, auch für die Kunstgeschichte so bedeutsamen
Werke Paul Veronese's, welcher mit seiner dem Leben ent-
nommenen Auffassungs- und Darstellungsweise an jeden Be-
schauer sofort näher herantritt, etwas sehr gross geratheh!

Icli-frage, was bezweckt man in Wahrheit mit der Glas-
bedeckung? Unmöglich befürchtet man eine rohe Handgreif-
lichkeit gegen die Gemälde von der Kunstliebe des diese Räume
besuchenden Publikums, oder will der Gefahr eines etwa auf-
kommenden Enthusiasmus begegnen! So etwas kann sicherlich
ebenso wenig der Grund sein, als wohl ein angemesseneres
Präservativ hiergegen gefunden werden mag. Es soll nichts
Anderes, als die Conservation der Bilder durch diese Maass-
regel erzielt werden. Doch vermag ich nicht mir einzureden,
dass der Zweck auf solche Weise erreicht wird. Die nach-
theilige äussere Einwirkung auf die Bilder, wogegen man sich
sichern will, scheint mir weniger von vorn herzurühren, als
von hinten. Ueberdies, wäre jenes der Fall, so liegt in der
Patina selbst mitsammt einem ab- und erhaltenden Firnisse die
geeignetste und kräftigste Decke. Ein Mehreres hemmt die na-
türliche Ausdünstung, welche auch ein Oelbild haben will und
muss, und arbeitet der Gefahr des Nachdunkeins in die Hände.
Hinten dagegen, der gewiss dann und wann feuchten Wand zu,
(wie gerade das Galerie-Gebäude, glaube ich, sich nicht be-
sonders frei von Feuchtigkeit rühmen darf) ist nur die poröse
Leinewand oder die freie Holztafel. Hier bringe man sonach,
wenn man will, ein Schutzmittel an! — Vielleicht auch ist man
der Meinung, dass durch die das Gemälde etwa bescheinende
Sonne die Farben leiden könnten. Alsdann entziehe man ganz
einfach die besten Bilder einem solchen Einflüsse, wie diese
auch davor durch die, freilich heutzutage oft unnöthig in An-
wendung gebrachten Vorhänge während der besuchsfreien Zeit
bewahrt werden können. Der Gefahr übrigens, der man durch
die gewählte Bedeckung entgehen will, leistet man gerade ver-
möge der schädlichen Wirkung des das Glas durchdringenden
Sonnenstrahls Vorschub. An und für sich möchte ich ohnehin

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